
Zu Besuch bei fünf Abteilungen in West- und Mittelösterreich
Autor:
Dr. Wolfgang Schönthaler
Abteilung für Orthopädie und Traumatologie
UKH Klagenfurt am Wörthersee
Volle Ambulanzen, spannende Operationen und nette Abende mit freundlichen Fachkollegen.
Im Februar 2022 hatte ich die tolle Möglichkeit, das Austrian Fellowship for Traumatology der ÖGU zu absolvieren. Einige Monate im Voraus schickte ich die Bewerbung ab und war sehr erfreut, dass die Auswahl auf mich fiel. Normalerweise im UKH Klagenfurt als Assistenzarzt für Orthopädie und Traumatologie tätig, hatte ich so die Möglichkeit, andere Häuser mit anderen Strukturen kennenzulernen und neue Kontakte zu knüpfen.
Feldkirch
Meine Reise begann am 6. Februar ganz westlich an der Grenze Österreichs zur Schweiz in Feldkirch. Ich reiste bereits am Vortag mit dem Auto an und wurde direkt im Personalwohnheim des LKH am Klinikgelände untergebracht. Frühmorgens traf ich am Montag dann vor dem Sekretariat von Prim. Priv.-Doz. Dr. René El Attal ein, wo ich bei einem schnellen Kaffee willkommen geheißen wurde. In der Morgenbesprechung lernte ich anschließend das Team kennen und durfte den ersten Tag mit Prim. El Attal im OP verbringen. Am Programm standen an diesem Tag orthopädische Eingriffe (HTEP, KTEP-Revision). Nach einem kurzen touristischen Marsch durch die Stadt trafen wir uns abends mit Prim. El Attal und einigen Kollegen des Teams in der Feldkircher Innenstadt zu einem gemütlichen Abendessen.
Am Dienstag durfte ich den arbeitsintensiven Ambulanzalltag miterleben. Besonders beeindruckend war die hohe Frequenz an eintreffenden Hubschraubern aus den umliegenden Skigebieten und die tolle Organisation bei hohem Patientenaufkommen. Zwei direkt an den Hubschrauberlandeplatz angrenzende Schockräume ermöglichen eine zeitgleiche Behandlung von zwei Schwerverletzten. Nach der Nachmittagsbesprechung verabschiedete ich mich von Prim. El Attal und seinem Team und machte mich auf den Weg nach Innsbruck.
Innsbruck
Innsbruck: nach der Morgenbesprechung mit Prim. Arora und einem Gastarzt aus Indien
Angekommen in Innsbruck checkte ich abends noch im Hotel nahe der Klinik ein und genoss bei einer kleinen Laufrunde am Inn das winterliche Panorama des Karwendelgebirges. Am nächsten Tag empfing mich Prim. Univ.-Prof. Dr. Rohit Arora und begleitete mich zur Morgenbesprechung. Neben mir waren auch zahlreiche Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter und Gastärzte aus anderen Ländern anwesend. Nach der Besprechung wurde mir der OP-Trakt gezeigt, in welchem dem Team acht Operationssäle für unfallchirurgische und orthopädische Eingriffe zur Verfügung stehen. Ich hatte also die Qual der Wahl und entschied mich, OA Dr. Krappinger bei der Verschraubung einer Pipkin-Fraktur über einen vorderen Zugang zu assistieren. Anschließend folgten noch die Osteosynthese einer Tibiakopffraktur durch Prim. Arora, eine Trochleaplastik und eine Symphysenverplattung. Nach einem ereignisreichen Tag traf ich mich mit Prim. Arora und zwei Gastärzten aus Indien bzw. Italien zum Abendessen. In einem netten Austausch schilderte Prim. Arora seinen Werdegang und erzählte von der Struktur der Unfallchirurgie der Uniklinik.
Am nächsten Tag durfte ich in der Morgenbesprechung den Innsbrucker Kollegen mein Heimatkrankenhaus, das UKH Klagenfurt, vorstellen. Anschließend begleitete ich Prim. Arora zu einigen spannenden handchirurgischen Eingriffen. Mit vielen neuen Eindrücken verabschiedete ich mich nachmittags vom Team.
Hall
Am Freitag ging es dann in die kleine Stadt Hall, nur 10 Autominuten von Innsbruck entfernt. Das Team rund um Prim. Univ.-Prof. Dr. Lutz empfing mich sehr herzlich. Das Spital wurde vor ein paar Jahren restauriert und besticht vor allem durch den modernen OP-Trakt, der mit der neuesten Technik ausgestattet ist. Ich durfte Prim. Lutz bei einer komplexen Schienbeinkopffraktur assistieren. Anschließend fanden noch eine KTEP-Implantation und eine Speichenverplattung statt.
Nach einem gemütlichen Wochenende in Seefeld ging es montags dann noch einmal nach Hall, wo ich neben einer Seitenbandrekonstruktion am Daumengrundgelenk durch Prim. Lutz die Abläufe in der Ambulanz und im Schockraum beobachten durfte. Nach der Mittagsbesprechung machte mich auf den Weg nach Schladming.
Schladming
Mit Prim. Mattiassich auf dem Hubschrauberlandeplatz der Klinik Diakonissen in Schladming
Am frühen Abend kam ich in Schladming an und bekam eine Dienstwohnung, fünf Gehminuten vom Spital entfernt, zur Verfügung gestellt. Am nächsten Tag traf ich Priv.-Doz. Dr. Georg Mattiassich in seinem Sekretariat und sprach mit ihm über den bisherigen Verlauf des Fellowships. Anschließend lernte ich das Team im Rahmen der Morgenbesprechung kennen. Nach der Visite assistierte ich OÄ Dr. Artzberger bei einer distalen Speichenverplattung. Es folgten eine HTEP-Implantation und ein Minced-Cartilage-Verfahren zur Restaurierung eines Knorpeldefekts. Um 18 Uhr traf sich ein großer Teil des Teams für eine Nachtskitour auf die Hochwurzen. Am Gipfel angekommen gab es leckere „Ripperl“. Gerade rechtzeitig, bevor das Flutlicht erlosch, kamen wir alle gesund im Tal an. Noch ein wenig müde trafen wir uns am nächsten Tag pünktlich um 7 Uhr bei der Morgenbesprechung. Dr. Artzberger zeigte mir die Räumlichkeiten der Ambulanz, wo ich auch den Vormittag verbrachte. Am Nachmittag begleitete ich OA Dr. Ott in die Knieambulanz, wo wir spannende Fälle diskutierten. Nach einer netten Verabschiedung durch Prim. Mattiassich packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg nach Salzburg zur letzten Station des Fellowships.
Salzburg
Donnerstagmorgen empfing mich Prim. apl. Prof. Dr. Arnold Suda in seinem Sekretariat im UKH Salzburg. Nach ein paar einführenden Worten zum Haus gingen wir zur Morgenbesprechung, wo ich dem Team vorgestellt wurde. Prim. Suda führte mich anschließend durchs Haus. Der Aufbau und die Struktur des Hauses sind der meines Heimatkrankenhauses, des UKH Klagenfurt, sehr ähnlich. Ich bekam Einblicke ins neue Betriebssystem, das auch bald bei uns eingeführt werden soll. Anschließend ging es in den OP. Bis zum Abend assistierte ich Prim. Suda bei diversen Osteosynthesen (komplexe Bimalleolarfraktur, Verplattung des proximalen Oberarmes, Verplattung bei komplexer Unterschenkelschaftfraktur) sowie einer Revision nach einer periprothetischen Fraktur bei liegender HTEP. Zu Fuß ging es dann ins Zentrum Salzburgs, wo wir zu Abend aßen und Prim. Suda seinen Werdegang und die Arbeit beim Heer schilderte.
Am letzten Tag meines Fellowships ging es mit OA Dr. Holger Stadthalter noch einmal für einige Wirbelsäuleneingriffe in den OP. Nach einer kurzen Verabschiedung zu Mittag machte ich mich mit vielen neuen Erkenntnissen und Eindrücken im Gepäck zurück auf den Weg nach Hause.
Ich möchte mich beim Präsidenten Prim. Priv.-Doz. Dr. Vinzenz Smekal und vor allem bei Birgit Magyar stellvertretend für die gesamte ÖGU für die tolle Organisation und diese einzigartige Möglichkeit bedanken. Ein weiterer großer Dank geht an sämtliche Führungskräfte aller fünf Stationen und an die Teams, die mich durchwegs freundlich aufgenommen haben. Die spannenden Operationen, lehrreichen Diskussionen und lustigen Abende werden mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Ich kann nur allen jungen Kollegen empfehlen, sich für dieses tolle Fellowship zu bewerben.
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