
©
Getty Images/iStockphoto
Startschuss zum ersten „Austrian Fellowship for Traumatology“
Jatros
Autor:
Dr. Georg Studencnik
LKH Hochsteiermark, Bruck a. d. Mur<br>E-Mail: georg.studencnik@kages.at
30
Min. Lesezeit
12.07.2018
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ (Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795) Persönliche Eindrücke von Dr. Georg Studencnik</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Seit mehr als drei Jahren gehe ich nun mit großer Freude meinem Traumberuf als angehender Unfallchirurg am LKH Hochsteiermark in Bruck an der Mur nach. Bereits während meines Studiums und meiner Ausbildung in den vorgeschriebenen Gegenfächern hatte ich die Möglichkeit, andere Krankenhäuser sowohl im In- als auch im Ausland kennenzulernen. Die Begeisterung für das Fach Unfallchirurgie hat mich seit Beginn meines Studiums der Humanmedizin nicht mehr losgelassen. Bereits mein universitärer Weg an der Medizinischen Universität Graz lenkte mich in Richtung Chirurgie, da ich während meines Studiums als Studienassistent am Institut für Anatomie in Graz tätig sein durfte. Mit Herz und Seele versuche ich nun seit Jahren, mein Wissen und meine Erfahrungen auf Kongressen und im Austausch mit Kollegen stetig zu erweitern. Im Allgemeinen bieten Fellowships die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und sich sowohl persönlich als auch fachlich weiterzuentwickeln.<br />Zu Beginn dieses Jahres wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU) erstmals das „Austrian Fellowship for Traumatology“ ausgeschrieben, in dessen Rahmen sich der Fellow auf eine zweiwöchige Reise zu einigen der größten unfallchirurgischen Abteilungen Österreichs begibt. Als ich von dieser Möglichkeit erfahren habe, war ich sofort begeistert, da es meiner Ansicht nach essenziell ist, den eigenen Horizont stetig zu erweitern. Insbesondere im Hinblick auf hausspezifische Abläufe, sei es in organisatorischer Hinsicht oder bei Behandlungskonzepten, ergibt sich meines Erachtens in einem derartigen Rahmen eine besonders wertvolle Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, von welchem nicht nur ich persönlich, sondern die gesamte Abteilung, an der ich tätig bin, profitieren kann. Aus diesem Grunde bewarb ich mich Anfang dieses Jahres für das gegenständliche Fellowship und bekam glücklicherweise die Möglichkeit, im Zeitraum vom 9. bis 20. April 2018 als erster Fellow meine Tour durch West- und Südösterreich zu absolvieren.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1804_Weblinks_s16_1.jpg" alt="" width="1417" height="964" /><br /> <br />Zunächst führte mich meine Route zu Prim. Priv.-Doz. Dr. El Attal nach Feldkirch, wo das Fellowship nach einführenden Worten von Prim. Priv.-Doz. Dr. Smekal als Vertreter der ÖGU startete. Dann ging es über die Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Innsbruck (Prim. Univ.-Prof. Dr. Blauth), das Universitätsklinikum Salzburg (Prim. Univ.-Prof. Dr. Freude), das Tauernklinikum Zell am See (Prim. Dr. Thöni) zur Endstation des Fellowships, nämlich an das UKH Klagenfurt (Prim. Priv.-Doz. Dr. Smekal). Ich hatte jeweils zwei Tage die Möglichkeit, die jeweiligen Abteilungen kennenzulernen und meine Heimatabteilung, die Unfallchirurgie Bruck an der Mur am LKH Hochsteiermark, vorzustellen. <br /> Während meiner Aufenthalte durfte ich bei einer Vielzahl von unterschiedlichen spannenden Operationen assistieren. Es handelte sich hierbei insbesondere um Wirbelsäulenoperationen und die Implantation einer Sprunggelenksprothese am LKH Feldkirch, um die Anwendung der Masquelet-Technik am Universitätsklinikum Innsbruck und um osteosynthetische Versorgungen komplexer Handgelenks- und Handwurzelverletzungen am UKH Klagenfurt, um nur einige zu nennen.<br /> <br />Neben den operativen Erfahrungen hatte ich auch die Möglichkeit, die ambulanten Abläufe sowie diverse Schockräume kennenzulernen, wobei mir jener am LKH Feldkirch aufgrund seiner beeindruckenden Größe in besonderer Erinnerung ist. Es blieb jedoch auch genügend Zeit, um viele neue Kontakte zu knüpfen und sowohl während der Arbeit als auch beim gemeinsamen Abendessen sehr interessante Gespräche zu führen, wobei neben allgemeinen Fallbesprechungen insbesondere die zukünftigen unfallchirurgischen Herausforderungen diskutiert wurden, sei es das große Thema der Alterstraumatologie, der stetig wachsende ambulante Patientenstrom oder die zukünftige unfallchirurgische Ausbildung.<br /> <br />So war es auch besonders lehrreich, mit OA Priv.-Doz. Dr. Dietmar Krappinger am Universitätsklinikum Innsbruck komplexe Beckenverletzungen der letzten Jahre und deren Therapie zu studieren oder mir von Prim. Dr. Thöni Schritt für Schritt die Implantation einer inversen Schulterprothese mit Tipps und Tricks aus dem persönlichen Erfahrungsschatz näherbringen zu lassen. Auch war es mir eine außerordentliche Freude, die Gelegenheit zu nutzen und mit Univ.-Prof. Dr. Blauth persönlich neben einer Führung durch die Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Innsbruck die alterstraumatologischen Weiterentwicklungen der letzten Jahre am Universitätsklinikum zu erörtern sowie von Dr. Spicher durch das Biomechaniklabor des Universitätsklinikums geführt zu werden.<br />Schließlich konnte ich meine Reise mit einer interessanten Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Hemischlitten-Prothese versus Umstellungsosteotomie bei unilateraler Gonarthrose“ in Klagenfurt abschließen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1804_Weblinks_s16_2.jpg" alt="" width="1417" height="1178" /><br /> <br />Resümierend kann ich dieses Fellowship sowohl aus persönlicher als auch aus fachlicher Sicht als große Bereicherung bezeichnen und jedem Assistenzarzt oder Jungfacharzt aus voller Überzeugung weiterempfehlen. Die Teilnahme an diesem Programm bietet eine exzellente Option, in einer vertretbaren Zeit unterschiedliche unfallchirurgische Abteilungen kennenzulernen und sich auszutauschen. Einerseits bekommt man die Möglichkeit, Operationen zu erleben, die möglicherweise an der eigenen Abteilung nicht durchgeführt werden, andererseits lernt man unterschiedliche Herangehensweisen an bestimmte Thematiken kennen. Hierbei können meines Erachtens nach Erfahrungen anderer Abteilungen ein guter Input sein, um das eigene Vorgehen zu optimieren. <br />Abgesehen von der qualitativ hochwertigen Weiterbildungsmöglichkeit ist an dieser Stelle anzumerken, dass das Fellowship auch die einzigartige Möglichkeit bietet, in einem speziellen Rahmen viele neue nette Kollegen kennenzulernen. Insbesondere aufgrund der derzeitigen Entwicklung, die zu einer zunehmenden Spezialisierung innerhalb der Traumatologie führt, wodurch es unmöglich ist, in allen Teilgebieten der Traumatologie das persönliche Wissen und die Erfahrung auf hohem Niveau zu halten, ist ein breit gestreutes Netzwerk innerhalb der unfallchirurgischen Community eine ausgezeichnete Hilfe, um auch zukünftig jedem einzelnen Patienten die bestmögliche Behandlung bieten zu können. <br /> <br />Abschließend möchte ich mich an dieser Stelle bei der ÖGU für die Möglichkeit der Teilnahme am ersten „Austrian Fellowship for Traumatology“ und die ausgezeichnete Organisation sowie bei den jeweiligen Abteilungsvorständen und den gesamten Teams für die kollegiale Aufnahme und die spannende Zeit bedanken.</p></p>