Sport bei Kindern mit Hüftgelenkserkrankungen

<p class="article-intro">Sport kann für die kindliche bzw. jugendliche Hüfte in der orthopädischen Praxis in zweierlei Hinsicht Bedeutung haben. Zum einen kann sportliche Überbelastung das wachsende Hüftgelenk schädigen, zum anderen besteht die Problematik der Einschätzung der sportlichen Belastbarkeit bei vorhandenen oder abgelaufenen Erkrankungen des kindlichen Hüftgelenks.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Viele H&uuml;ftgelenkserkrankungen des Kindes- und Jugendalters treten im Schulalter auf und fallen daher in einen sehr aktiven Lebensabschnitt, in dem auch Leistungssport beginnt, eine Rolle zu spielen. Dazu z&auml;hlen unter anderem die angeborene H&uuml;ftdysplasie, die Coxitis fugax, der Morbus Legg-Calv&eacute;-Perthes, die Epiphysiolysis capitis femoris und Torsionsanomalien des proximalen Femurs bzw. Versionsanomalien des Acetabulums. Eine gezielte Anpassung der sportlichen Belastung ist in dieser Altersgruppe oft schwierig umzusetzen. Neben der Compliance spielt auch das soziale Umfeld eine wichtige Rolle. Bei Befreiungen vom Schulturnen kommt die Sorge vor einer schlechteren Beurteilung hinzu, bei Kindern und Jugendlichen, die im Leistungssport aktiv sind, herrscht h&auml;ufig gro&szlig;er Druck seitens der Trainer und Eltern. Bei Erkrankungen des H&uuml;ftgelenks in dieser Altersgruppe muss die Anpassung der sportlichen Aktivit&auml;t je nach Erkrankung, zeitlichem Verlauf und Behandlungsergebnis individuell erfolgen.<sup>1</sup></p> <h2>H&uuml;ftdysplasie</h2> <p>Durch das sonografische Neugeborenen- Screening (H&uuml;ftsonografie nach Graf) sind die Fr&uuml;herkennung von behandlungsw&uuml;rdigen H&uuml;ftgelenken mit dezentrierten oder gar luxierten H&uuml;ftk&ouml;pfen und die Einleitung einer fr&uuml;hzeitigen Therapie Standard geworden. In Hinblick auf sportliche Be- bzw. &Uuml;berlastung haben vor allem Restdysplasien Relevanz. Somit erkl&auml;rt sich auch, dass jede behandelte H&uuml;fte bis zum Wachstumsabschluss mit sogenannten Meilenstein- R&ouml;ntgenuntersuchungen zu Gehbeginn, vor Schulbeginn, in der Pubert&auml;t und zu Wachstumsende nachkontrolliert werden muss. Neben einer insuffizienten &Uuml;berdachung k&ouml;nnen auch Formver&auml;nderungen des H&uuml;ftkopfes als Folge von H&uuml;ftkopfnekrosen auftreten, die zu einer Beeintr&auml;chtigung der Gelenkskongruenz f&uuml;hren. Achsund Rotationsfehler, wie die typische Coxa valga et antetorta sind ebenfalls von Bedeutung. Diese beg&uuml;nstigen Instabilit&auml;ten, die lange asymptomatisch bleiben k&ouml;nnen und erst mit sekund&auml;ren Sch&auml;den an Labrum oder Knorpel auffallen.<sup>2</sup><br /> In Hinblick auf die Sportf&auml;higkeit sind demnach die Anamnese und die Kontrolle des Behandlungsergebnisses entscheidend. Erfolgreich behandelte H&uuml;ften mit unauff&auml;lligem radiologischem Verlauf w&auml;hrend des Wachstums sind als gesund und uneingeschr&auml;nkt belastbar zu betrachten. Sind Restdysplasien vorhanden, ist das Auftreten von Beschwerden immer ein Alarmzeichen. Hier ist eine weitergehende Abkl&auml;rung notwendig. Neben der konventionellen R&ouml;ntgenuntersuchung, welche die Pfannenmorphologie und Gelenkskongruenz beurteilt, hat auch das MRT im Kindesund Jugendalter heute einen fixen Stellenwert. Hier sind vor allem die Fr&uuml;herkennung von Knorpel- und Labrumsch&auml;den und Formver&auml;nderungen des proximalen Femurs (Beurteilung des Schenkelhalsoffsets mit radi&auml;ren Rekonstruktionen) von Bedeutung. Nat&uuml;rlich muss hier auch das Patientenalter ber&uuml;cksichtigt werden. Meist sind Jugendliche betroffen, denen solche Untersuchungen bereits zugemutet werden k&ouml;nnen. Das Wachstum des Acetabulums ist mit 13&ndash;14 Jahren abgeschlossen. Mit Erreichen eines h&ouml;heren K&ouml;rpergewichts und einer entsprechenden Muskelmasse werden sportbedingte &Uuml;berlastungsbeschwerden relevant.<sup>3</sup><br /> Die Beurteilung der Pfannenmorphologie erfolgt in erster Linie am Nativr&ouml;ntgen. Wesentlich ist auch die Beurteilung des Rotationsprofils. Klinisch ist die Beurteilung der Schenkelhalstorsion in Bauchlage h&auml;ufig schon ausreichend. Werden hier Auff&auml;lligkeiten festgestellt, wird eine Beurteilung mit Rotations-MRT der unteren Extremit&auml;t empfohlen. Bei Kindern und Jugendlichen sollte auf ein Rotations-CT oder die klassischen M&uuml;ller-Rippstein-Aufnahmen zur Beurteilung der Schenkelhalstorsion aus strahlenhygienischen Gr&uuml;nden verzichtet werden.<br /> Stellt sich im Rahmen der oben genannten Abkl&auml;rung eine klinisch relevante H&uuml;ftdysplasie heraus, muss die sportliche Belastung so weit reduziert werden, dass eine Schmerzreduktion eintritt. Insbesondere Leistungssport mit hoher H&uuml;ftgelenksbelastung (Laufsport, Fu&szlig;ball, Handball, Eishockey, Kampfsport) sind bei H&uuml;ftgelenksdysplasie nicht geeignet. Liegt eine hochgradige Dysplasie vor bzw. sind Beschwerden bereits bei geringen Belastungen vorhanden, muss eine operative Korrektur erwogen werden. In der Altersgruppe der Kinder, die regelm&auml;&szlig;ig sportlich aktiv sind oder bereits zielgerichtet trainieren, kommen im Wesentlichen pfannenreorientierende Eingriffe infrage. Die Tripelosteotomie ist ab ca. 8 Jahren der Goldstandard f&uuml;r eine Wiederherstellung der H&uuml;ftkopf&uuml;berdachung (Abb. 1). Nach Verschluss der Y-Fuge sollte der periacetabul&auml;ren Beckenosteotomie nach Ganz der Vorzug gegeben werden, da hier der innere Beckenring erhalten bleibt und eine gr&ouml;&szlig;ere Prim&auml;rstabilit&auml;t und raschere kn&ouml;cherne Konsolidierung erzielt werden. Die postoperative Rehabilitation beansprucht bis zur vollst&auml;ndigen Wiederherstellung der Gelenksfunktion bis zu ein Jahr. Strenge Entlastung mit Bodenkontakt ist 6 Wochen lang indiziert, danach wird die Belastung gesteigert. Der aktive Muskelaufbau und der Beginn leichter sportlicher Belastung k&ouml;nnen nach etwa 3 Monaten erfolgen. Eine uneingeschr&auml;nkte sportliche Belastung ist erst nach kn&ouml;chernem Durchbau und vollst&auml;ndigem Muskelaufbau durch gezielte Physiotherapie zu empfehlen. Sollten Restbeschwerden vorhanden sein, ist die sportliche Aktivit&auml;t anzupassen und eine Teilturnbefreiung sinnvoll. Besonders belastend sind Langstreckenlauf, Eislaufen, Schifahren und Kontaktsportarten (Fu&szlig;ball, Kampfsport, Handball). Radfahren, Schwimmen, Gymnastik sind schonender f&uuml;r das H&uuml;ftgelenk (Tab. 1).<sup>4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s19_abb1.jpg" alt="" width="550" height="627" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s18_tab1.jpg" alt="" width="550" height="168" /></p> <h2>Morbus Perthes</h2> <p>Auch der Morbus Perthes, eine Durchblutungsst&ouml;rung der H&uuml;fte, die zu einer aseptischen H&uuml;ftkopfnekrose f&uuml;hrt, tritt in einem Alter auf, in dem die Kinder sehr aktiv sind. Buben sind viermal h&auml;ufiger betroffen. Der Altersgipfel liegt zwischen 4 und 10 Jahren. Je &auml;lter das Kind bei Erkrankungsbeginn ist, desto schlechter ist die Prognose. Hinzu kommt die lange Krankheitsdauer zwischen 2 und 4 Jahren. Dies bedeutet eine erhebliche Beeintr&auml;chtigung der Kinder auch in sozialer Hinsicht durch oft jahrelangen Ausschluss von Sport und Freizeit mit Altersgenossen.<br /> Historisch wurde der Morbus Perthes mit Entlastungs- und Abduktionsorthesen und Rollstuhlmobilisierung behandelt. Heute haben diese Therapieformen eine geringe Akzeptanz. Die Entlastung des Gelenks wird nur noch in schmerzhaften Phasen empfohlen. Dies ist meist eher zu Erkrankungsbeginn der Fall. Die normale Alltagsbelastung kann bei Beschwerder&uuml;ckgang uneingeschr&auml;nkt erlaubt werden. Laufsport, Stop-and-go-Sportarten und Kontaktsportarten sind in der aktiven Krankheitsphase nicht zu empfehlen, w&auml;hrend Schwimmen, Radfahren oder Gymnastik m&ouml;glich sind. Eine Befreiung vom Turnunterricht ist je nach Beschwerden komplett oder teilweise sinnvoll.<br /> Der wichtigste Pfeiler der konservativen Therapie des Morbus Perthes ist die Physiotherapie mit dem Therapieziel, ein gutes &bdquo;Containment&ldquo; zu erreichen. Der Erhalt der Beweglichkeit, insbesondere der Abduktionsf&auml;higkeit, und das Vermeiden einer Adduktorenverk&uuml;rzung stehen im Vordergrund. Die &Uuml;bungen sollten in den Tagesablauf fix eingebaut werden und unter Anleitung von Therapeuten gemeinsam mit den Eltern selbstst&auml;ndig durchgef&uuml;hrt werden. Es bleibt jedoch kontroversiell, wie viel Belastung in welchem Stadium der Erkrankung das Endergebnis der Behandlung und damit die H&uuml;ftkopfform beeinflusst. Quantitative Daten zur Belastung des kindlichen H&uuml;ftgelenks im Alltag oder Sport existieren nicht.<br /> Bei Erwachsenen &uuml;bernimmt das H&uuml;ftgelenk das bis zu 2,5-Fache des K&ouml;rpergewichts und beim Laufen erh&ouml;ht sich dieser Wert auf das 5-Fache. Bei Kindern liegt eine wesentlich h&ouml;here Schrittfrequenz vor, die sich ebenfalls in einer Mehrbelastung des Gelenks niederschlagen k&ouml;nnte.<sup>5</sup><br /> Bei Lateralisierungstendenz des Kopfes in der Kondensations- oder Fragmentationsphase ist die Indikation zur Operation zu stellen. Dabei stehen die Korrektureingriffe auf der femoralen Seite mit der klassischen intertrochant&auml;ren varisiserenden Osteotomie (IVO) jenen an der acetabul&auml;ren Seite gegen&uuml;ber. Hier werden die Salter- Osteotomie und die Tripel-Beckenosteotomie angewendet. Femur- und Beckenosteotomie k&ouml;nnen auch kombiniert werden (&bdquo;Super containment&ldquo;-Operation). Die Rehabilitation nach Beckenosteotomie erfolgt mit teilentlastender Mobilisierung f&uuml;r 6 Wochen. Sportbeginn ist fr&uuml;hestens nach 3 Monaten m&ouml;glich. Winkelstabile proximale Femurplatten k&ouml;nnen fr&uuml;her schmerzadaptiert vollbelastet werden.<br /> Folgeerscheinungen eines inkongruenten Gelenks sind Impingement-Situationen, aber auch Instabilit&auml;ten. Die Sportf&auml;higkeit und Belastbarkeit nach einem Morbus Perthes sind individuell festzulegen. Morphologisch gute Ergebnisse ohne klinische Beschwerden k&ouml;nnen als uneingeschr&auml;nkt belastbar gelten. Ausgepr&auml;gtere Deformit&auml;ten m&uuml;ssen langfristig radiologisch und klinisch kontrolliert werden, um die Entwicklung von Folgesch&auml;den an Knorpel und Labrum fr&uuml;h zu erkennen. Bei Auftreten von klinischen Beschwerden und signifikanter Bewegunsgeinschr&auml;nkung ist die sportliche Belastung zu reduzieren und eventuelle chirurgische Ma&szlig;nahmen sind einer Anpassung des Aktivit&auml;tslevels gegen&uuml;berzustellen. Auch eine eventuelle Beinl&auml;ngendifferenz muss beobachtet werden und mit einem Schuhausgleich oder einer Epiphysiodese der kniegelenksnahen Wachstumsfugen der Gegenseite behandelt werden. Fallweise sind auch revalgisierende proximale Femurosteotomien zur Verbesserung der biomechanischen Situation notwendig.</p> <h2>Epiphysiolysis capitis femoris</h2> <p>Die Epiphysiolysis capitis femoris (ECF) oder englisch &bdquo;slipped capital femoral epiphysis&ldquo; (SCFE) ist die h&auml;ufigste H&uuml;ftgelenkserkrankung in der Altersgruppe der Jugendlichen. Buben sind etwa zweimal so h&auml;ufig betroffen wie M&auml;dchen. Zur Pathogenese gibt es variable Theorien. Ein hormonelles Ungleichgewicht spielt in jedem Fall eine Rolle, dies spiegelt sich im Altersgipfel (10&ndash;14 Jahre) wider. H&auml;ufig handelt es sich um adip&ouml;se Jugendliche.<br /> Biomechanische Faktoren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Sportliche &Uuml;berlastung kann eine ECF ausl&ouml;sen. Rezent werden auch bestimmte H&uuml;ftmorphologietypen als besonders empf&auml;nglich f&uuml;r eine ECF diskutiert. Hier spielen vor allem die Torsionsverh&auml;ltnisse eine Rolle. Eine reduzierte Anteversion des Schenkelhalses, insbesondere bei gleichzeitiger Retroversion des Acetabulums (&bdquo;cross-over sign&ldquo; im Becken&uuml;bersichtsr&ouml;ntgen), ist besonders ung&uuml;nstig. Nicht zuletzt werden auch Sportarten wie Fu&szlig;ball oder Eishockey, wenn sie w&auml;hrend des Wachstums intensiv ausge&uuml;bt werden, als beg&uuml;nstigend diskutiert.<sup>6</sup> Besonders geh&auml;uft ist hier der pathomorphologische Typ der &bdquo;tilt deformity&ldquo; oder &bdquo;pistol grip deformity&ldquo; zu finden, der als Folge einer chronischen ECF interpretiert werden kann und zu einer CAM-Deformit&auml;t f&uuml;hrt.<sup>7</sup><br /> Die Epiphysiolyse kommt durch das Rei&szlig;en des perichondralen Ringes zustande, der bei Adoleszenten d&uuml;nner ist als beim Kind. Wenn die Scherkr&auml;fte entsprechend hoch sind, kommt es zum Abrutschen der proximalen Femurepiphyse, wobei der Kopf im Acetabulum verbleibt und sich der Schenkelhals nach ventral, lateral und kranial bewegt. Umgekehrt entsteht dadurch das Bild der nach kaudal, medial und dorsal abgeglittenen Epiphyse, was in erster Linie im axialen H&uuml;ftr&ouml;ntgen (Lauenstein-Aufnahme) sichtbar wird Jedenfalls ist es obligat, R&ouml;ntgenaufnahmen in zwei Ebenen durchzuf&uuml;hren, au&szlig;erdem werden immer beide Seiten untersucht (Vergleich mit der Gegenseite und Ausschluss einer bilateralen ECF, Abb. 2a, b). Wenn m&ouml;glich, ist heute auch eine erg&auml;nzende MRT-Diagnostik zu empfehlen. Hier kann die Durchblutung des H&uuml;ftkopfes pr&auml;operativ beurteilt werden; dies ist vor allem bei hochgradigem Abrutsch sinnvoll. Durch eine radi&auml;re Rekonstruktion kann auch die Kopfform detaillierter dargestellt und das Ausma&szlig; des Abrutsches besser beurteilt werden. Die axiale R&ouml;ntgenaufnahme ist aufgrund der Schmerzhaftigkeit nicht immer ideal durchf&uuml;hrbar und nicht selten l&auml;sst sich im MRT ein wesentlich st&auml;rkerer Abrutschwinkel feststellen, als er anhand des R&ouml;ntgens zu vermuten w&auml;re (Abb. 2c). Dies ist f&uuml;r die Therapieentscheidung nicht unerheblich, da die Tendenz zur offenen Reposition der Epiphyse auch bei mittelgradigen Abrutschwinkeln zunimmt und das Einsch&auml;tzen der H&uuml;ftkopfdeformit&auml;t bei der Wahl des OP-Verfahrens (offene Reposition vs. In-situ-Pinning) entscheidend ist.<br /> Auch f&uuml;r die Beurteilung der Verlaufsform des Abrutsches (akut oder chronisch) kann das MRT erg&auml;nzende Informationen liefern. Das Vorhandensein eines Kallus deutet auf einen schleichenden Verlauf hin, bei dem bereits der Remodellierungsprozess im Gange ist, w&auml;hrend die Epiphyse bei der akuten Verlaufsform meist vollst&auml;ndig abgel&ouml;st ist. Bei Sportverletzungen mit pl&ouml;tzlicher Bewegungseinschr&auml;nkung des H&uuml;ftgelenks ist bei Jugendlichen daher immer an die ECF zu denken. Die Schmerzlokalisation wird h&auml;ufig nicht direkt im H&uuml;ftgelenk, sondern im Oberschenkel oder gar Kniegelenk angegeben.<br /> Die Behandlung richtet sich nach mehreren Gesichtspunkten. Grunds&auml;tzlich ist sie chirurgisch. Zum einen ist der Schweregrad des Abrutsches f&uuml;r die Verfahrenswahl entscheidend, zum anderen ist die Stabilit&auml;t ein wichtiger Faktor. Hochgradige Abrutschformen sind meist akut und instabil. Hier gilt inzwischen die offene Reposition mit der Technik der modifizierten Dunn-Osteotomie als die Therapie der Wahl (Abb. 2d). Diese Operation sollte jedoch an Zentren durchgef&uuml;hrt werden, die &uuml;ber die notwendige Expertise verf&uuml;gen. Bei geringen Abrutschformen (&lt; 30&deg;) hat die In-situ-Fixierung weiterhin ihren Stellenwert. Vor allem bei j&uuml;ngeren Patienten besteht ein Remodellierungspotenzial, das die Restdeformit&auml;t ausgleichen kann. Da jedoch auch nachgewiesen wurde, dass bereits ein geringer Abrutsch signifikante CAM-Deformit&auml;ten verursacht, sind diese Patienten engmaschig zu kontrollieren und gegebenenfalls ist eine sekund&auml;re Behandlung des CAM-Impingements zu indizieren. Nicht vergessen darf die Abkl&auml;rung der kontralateralen Seite. Das prophylaktische Pinnen der kontralateralen Seite ist weiterhin die Standardempfehlung, insbesondere bei adip&ouml;sen Patienten.<br /> Hinsichtlich Belastbarkeit und Sportf&auml;higkeit ist in erster Linie die Stabilit&auml;t entscheidend. Eine frisch diagnostizierte Epiphysiolyse bedarf einer sofortigen Entlastung mit Bettruhe bis zur Behandlung. Im Falle einer Transfixierung ist die Belastbarkeit auch vom Verfahren abh&auml;ngig. Schrauben gelten als stabiler als Kirschnerdr&auml;hte. Mit der Schraube wird de facto eine Epiphysiodese erzielt, die im radiologischen Verlauf zu beobachten ist. Die uneingeschr&auml;nkte Belastung ist erst nach Ver&ouml;dung der Fuge m&ouml;glich. Glatte Bohrdr&auml;hte erm&ouml;glichen ein gewisses Restwachstum. Solange die Fuge offen ist, sind Belastungsspitzen (Laufen, Springen, Kontaktsport) nicht erlaubt. Insbesondere ist darauf zu achten, dass die Dr&auml;hte durch das fortbestehende Wachstum zu kurz werden k&ouml;nnen und eventuell neu gesetzt werden m&uuml;ssen. Letztendlich ist die Situation erst nach Verschluss der Epiphysenfuge als komplett stabil zu betrachten.<br /> Bei invasiveren Operationsverfahren wie der offenen Reposition mit modifizierter Dunn-Osteotomie wird &uuml;blicherweise eine Schraubenosteosynthese, manchmal in Kombination mit K-Dr&auml;hten, durchgef&uuml;hrt. Hinzu kommt die Trochanter-Flip- Osteotomie, die im Rahmen des Zuganges zum H&uuml;ftgelenk notwendig ist und mit Schrauben refixiert wird. Eine mindestens 6-w&ouml;chige Entlastung mit Bodenkontakt ist notwendig. Passives Be&uuml;ben des Gelenks ist wichtig, um den Bewegungsumfang zu erhalten und Kapselverklebungen zu vermeiden. Danach kann bei radiologisch unauff&auml;lligem Verlauf die Belastung gesteigert werden. Gehen ohne St&uuml;tzkr&uuml;cken ist meist nach 12 Wochen m&ouml;glich. Sport (bis auf Radfahren oder Schwimmen) ist erst erlaubt, wenn die Osteosynthese im Epiphysenbereich kn&ouml;chern &uuml;berbaut ist. Im Rahmen der radiologischen Verlaufskontrollen ist vor allem auf die m&ouml;gliche Komplikation einer H&uuml;ftkopfnekrose zu achten. Das Risiko ist vor allem w&auml;hrend der ersten 6 Monate hoch. So lange sollte kein Sport ausge&uuml;bt werden. Die endg&uuml;ltige Sportf&auml;higkeit ist unabh&auml;ngig vom Behandlungsverfahren erst nach abgeschlossenem Remodelling m&ouml;glich.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s20_abb2.jpg" alt="" width="550" height="647" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Kinder mit bekannter H&uuml;ftdysplasie sind zu den empfohlenen Zeitpunkten klinisch und radiologisch zu kontrollieren, um Rest- oder Rezidivdysplasien nicht zu verpassen. Sportliche &Uuml;berlastung kann bei solchen Gelenken Sch&auml;den verursachen und das Risiko einer Sekund&auml;rarthrose erh&ouml;hen.<br /> Der Morbus Perthes bedeutet durch seinen oft jahrelangen Verlauf einen erheblichen Eingriff in das sportliche Aktivit&auml;tsniveau. Das richtige Gleichgewicht zwischen Aktivit&auml;tserhalt und Schonung ist wichtig, um die Kinder nicht aus ihrem sozialen Umfeld zu rei&szlig;en.<br /> Die Epiphysiolysis capitis femoris bedarf immer einer chirurgischen Therapie. Ziel sind die m&ouml;glichst anatomische Rekonstruktion und somit ein voll belastbares Gelenk. Hier ist insbesondere auf Restdeformit&auml;ten (CAM-Impingement) zu achten.<br /> Nach s&auml;mtlichen rekonstruktiven Operationen des H&uuml;ftgelenks ist die Belastung der Stabilit&auml;t der Rekonstruktion und der Knochenregeneration anzupassen. In den meisten F&auml;llen sind 6 Wochen Teilentlastung, gefolgt von einem schrittweisen Belastungsaufbau und kontrolliertem Sportbeginn nach 12 Wochen, die Regel. Teilturnbefreiungen k&ouml;nnen &uuml;ber einen l&auml;ngeren Zeitraum sinnvoll sein.<br /> Die Verlaufsbeobachtung bis zum Wachstumsabschluss ist essenziell, um Sekund&auml;rdeformit&auml;ten des H&uuml;ftkopfes und des Acetabulums zu diagnostizieren und gegebenenfalls behandeln zu k&ouml;nnen. Ziel ist die Vermeidung der Sekund&auml;rarthrose.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Chiari C: Sport bei H&uuml;ftgelenkserkrankungen des Kindes und Jugendalters. Sports Orthop Traumatol 2018; 34: 353- 61 <strong>2</strong> Clohisy JC et al.: Incidence and characteristics of femoral deformities in the dysplastic hip. Clin Orthop Relat Res 2009: 467: 128-34 <strong>3</strong> Stelzeneder D et al.: Patterns of joint damage seen on MRI in early hip osteoarthritis due to structural hip deformities. Osteoarthritis Cartilage 2012; 20: 661-9 <strong>4</strong> Thielemann F: H&uuml;ftgelenk und Becken. In: H. Schmitt (Ed.): Sportorthop&auml;die und -traumatologie im Kindes- und Jugendalter. Deutscher &Auml;rzte-Verlag, K&ouml;ln 2014 <strong>5</strong> Kim HK: Legg-Calve-Perthes disease: etiology, pathogenesis, and biology. J Pediatr Orthop 2011; 31: 141-6 <strong>6</strong> Nepple JJ et al.: What is the association between sports participation and the development of proximal femoral cam deformity? A systematic review and meta-analysis. Am J Sports Med 2015; 43: 2833-40 <strong>7</strong> Anwander H et al.: Influence of evolution on cam deformity and its impact on biomechanics of the human hip joint. J Orthop Res 2018; doi: 10.1002/jor.23863. [Epub ahead of print]</p> </div> </p>
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