<p class="article-intro">Um der zunehmenden Anzahl junger Patienten, welche eine Hüfttotalendoprothese benötigen, Rechnung zu tragen, sind Kurzschaftprothesen entwickelt worden, die über minimal invasive Zugangswege implantiert werden können. Mit diesen Systemen ist es möglich, gute Rotations- und Primärstabilität bei erhaltener Knochensubstanz („bone stock“) unter Weichteilschonung zu gewährleisten und somit den hohen Erwartungen eines Kollektivs aktiver Patienten zu genügen. Mittlerweile kommen dabei unterschiedliche Schaftdesigns je nach Resektionshöhe zum Einsatz. </p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Insgesamt können aufgrund des Designs und der klinischen Erfahrungswerte Kurzschaftprothesen als sichere und gut funktionierende Alternative zu konventionellen Schaftdesigns empfohlen werden.</li> <li>Bereits jetzt gleichen sich viele perioperative und klinische Parameter an die etablierten Prothesensysteme an, und dies bei einer beachtenswerten Anzahl von Vorteilen hinsichtlich des Knochenerhalts für potenzielle Revisionseingriffe sowie einer weichteilschonenden Operationstechnik.</li> </ul> </div> <p>Das ursprüngliche Konzept der Kurzschaftprothesen zur Erhaltung der Knochensubstanz und der damit verbundenen Erleichterung von Revisionen existiert seit Jahrzehnten. Die ersten Ansätze bildeten die Prothese von Judet (1975), die ESKA-Prothese und das Druckscheibenmodell von Huggler (1976). Seit 2010 die Silent-Prothese auf den Markt kam, bildet das Design mittels zylindrischer Verankerung im Schenkelhals die Grundlage für die weitere Entwicklung der Kurzschaftsysteme.</p> <p>Nach vorliegender Datenlage ist das Schaftdesign ausschlaggebend für die Rotationsstabilität. Hierbei gibt es zylindrisch glatte oder mit Gewinden versehene Prothesentypen. Weiters kann hinsichtlich der Ausformung zwischen proximal trapezförmigen Geometrien, welche im proximalen Schenkelhals markraumfüllend verankern, oder keilförmig-kurvierten Formen, welche weiter nach distal reichen, unterschieden werden. Die Kernprinzipien sind universal die proximale Krafteinleitung, die minimal invasive und somit weichteilschonende Implantation sowie der Knochenerhalt am Schenkelhals, welcher eine gegebenenfalls notwendige Revisionsoperation vereinfacht.</p> <p>Als Indikationen für die Implantation gelten Coxarthrosen mit CCD-Winkeln zwischen 125 und 140° ohne sich auf den Schenkelhals erstreckende Hüftkopfnekrosen.</p> <p>Um eine weitgehend objektive Bewertung der operativen Ergebnisse zu erreichen, kann man die Revisionsrate pro 100 Komponentenjahre in den diversen Studien errechnen und vergleichen. Die notwendige Formel lautet: (Revision : Komponentenjahre) x 100. Da derzeit bei primärer Implantation von konventionellen Hüftschäften von einer Rate periprothetischer Frakturen von 0,089 % (8,9 pro 10 000 Hüftimplantationen) mit hoher darauf folgender Morbidität ausgegangen wird,<sup>1</sup> ist es zukünftig dringend notwendig, die Revisionsraten der Kurzschaftprothesen zu analysieren.</p> <p>Im Folgenden werden die klinischen Daten der schenkelhalsteilerhaltenden Prothese MiniMIS (Fa. Falcon Medical) vorgestellt. Die Prothese erzielt eine ausgezeichnete Primärstabilität, da der Schaft mit einem trapezoiden Querschnitt, als Doppelkonus mit glatter Spitze konzipiert, funktionell einem schenkelhalsfixierten Modell mit lateraler Abstützung entspricht. Es kann aus 11 Größen von 83 bis 127mm stufenlos gewählt werden. Der CCD-Winkel misst 133°. Der trapezoide Querschnitt bildet einen Doppelkonus mit medial gleichbleibendem lateralem Winkel von 20° und weist eine stufenlose Gradierung von 4,6° bis 10,5° auf. Der mediale Kurvenradius läuft distal in einer 8° nach lateral geneigten Schräge von der glatten Spitze aus. Dies verhindert ein frühzeitiges unerwünschtes distales Verklemmen der Prothese. Speziell gefertigte Raspeln, welche medial und lateral schneidend sowie verdrängend funktionieren, ermöglichen ein besonders präzises und fein moduliertes Präparieren des proximalen Femurs. Diese hohe Funktionalität wird durch unterschiedliche Zahntiefe und Abwicklung erreicht. Die Raspeln stimmen exakt mit dem Korund-gestrahlten Edelstahl-Implantat überein, welches fertigungstechnisch, im Gegensatz zu einem TPS-beschichteten Modell, immer mit einer Genauigkeit von unter 0,1mm reproduziert werden kann. In Verbindung ermöglicht dies eine exakte proximale Verankerung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1801_Weblinks_s12.jpg" alt="" width="1393" height="594" /></p> <p>Im Gegensatz zu einer konventionellen Geradschaftprothese ist eine weitaus aufwendigere dreidimensionale Planung für die Implantation notwendig. Die Prothesenspitze soll die laterale Femurkortikalis als Abstützung tangential berühren. Der Schaft sollte der inneren Femurkortikalis großflächig anliegen und der Prothesenhals mittig im Schenkelhals zentriert werden. Der natürliche Offset sowie die Anteversion werden durch die Osteotomie, welche idealerweise in der Sanduhr des Schenkelhalses verlaufen sollte, vorgegeben.</p> <p>Mittlerweile können für diesen Prothesentyp bereits erste Kurzzeitergebnisse präsentiert werden. In einer Serie von 55 Patienten, welche zwischen 2015 und 2016 mit einem MiniMIS-Kurzschaft sowie einer Sphäricon-Schlagpfanne versorgt worden waren, lieferte das 1-Jahres-Follow-up ausgezeichnete Ergebnisse, ähnlich wie bei dem zuvor in unserem Klinikum verwendeten Kurzschaftmodell NANOS (Fa. Smith & Nephew).<sup>2</sup> Der Harris-Hip-Score verbesserte sich von präoperativ 37,7 ± 12,8 auf postoperativ 93,1 ± 7,9. Die radiologische Nachuntersuchung zeigte weder unmittelbar postoperativ noch im Verlauf des Follow-ups Zeichen von Fissuren oder Lockerung. Weiters wurden bisher keine peri- oder intraoperativen Komplikationen, lokalen Infekte oder notwendige Revisions­eingriffe verzeichnet.</p> <p>Eine rezente Metaanalyse von sechs randomisierten kontrollierten Studien mit 572 implantierten Hüfttotalendoprothesen zeigte für verschiedene Kurzschaftmodelle und konventionelle Schäfte vergleichbar erfolgreiche klinische und radiologische Resultate.<sup>3</sup></p> <p>Es wird beim Erlernen der korrekten minimal invasiven Operationstechnik zwar eine verlängerte Lernkurve für junge und unerfahrene Orthopäden/Traumatologen beschrieben,<sup>4</sup> jedoch kann danach von einer gleich langen Operationszeit im Vergleich zu konventionellen Eingriffen ausgegangen werden.<sup>5</sup></p> <p>Weiters werden in der Literatur ein verringerter intraoperativer Blutverlust und somit eine Reduktion verabreichter Ery­throzytenkonzentrate nach implantierter Kurzschaftprothese beschrieben.<sup>6</sup> Daraus folgen eine schnellere postoperative Erholung und eine Verkürzung des Spitalsaufenthalts.<sup>7</sup></p> <p>Die erwarteten Langzeituntersuchungen von Kurzschaftprothesen werden in den nächsten Jahren die wahre Effizienz dieser Modelle aufzeigen und damit den weiteren Weg für die zukünftige Versorgung von Coxarthrosen vorgeben.</p> <p> </p></p>
<p class="article-footer">
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<p><strong>1</strong> Park KJ, Menendez ME, Barnes CL: J Arthroplasty 2017; 32(3): 992-5 <strong>2</strong> Stadler N, Lehner J, Trieb K: Acta Orthop Belg 2016; 82(2): 372-5 <strong>3</strong> Huo SC et al.: Medicine (Baltimore) 2016; 95(43): e5215 <strong>4</strong> Loweg L et al.: Eur J Orthop Surg Traumatol 2017; doi: 10.1007/s00590-017-2049-y. [Epub ahead of print]: 1-7 <strong>5</strong> Yu H et al.: J Orthop Surg Res 2016; 11: 33 <strong>6</strong> Hochreiter J et al.: Int Orthop 2017; 41(7): 1347-53 <strong>7 </strong>Olthof M et al.: J Arthroplasty 2014; 29(5): 1009-14</p>
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</p>