
„Zuerst überlegen, bevor man zum Punch greift“
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Dr. Florian Dirisamer berichtet uns über moderne Nahtsysteme in der Meniskuschirurgie, erläutert seine Methode der Allografttransplantation und erklärt, in welchen Fällen er den Meniskuserhalt für sinnvoll erachtet.
Wo liegt Ihrer Meinung nach der Hauptunterschied zwischen der Meniskuschirurgie heute und vor 10 Jahren?
F. Dirisamer:Das Verständnis für die Wichtigkeit des Meniskus für eine physiologische Kniegelenksfunktion ist heute viel besser und das Angebot an verfügbaren Nahtsystemen ist viel breiter geworden. Beides trägt dazu bei, dass heute mehr genäht wird als vor 10 Jahren. Wir sind aber immer noch nicht dort, wo wir stehen sollten: eigentlich könnten 20% bis 25% der Meniskusrisse genäht werden.
Ist die Meniskus-Rampenläsion eine nach wie vor unterschätzte Indikation?
F. Dirisamer:Der standardmäßige Blick in den dorsalen Recessus bei jeder akuten Kreuzbandoperation ist heute eigentlich Pflicht, sonst wird diese Pathologie oft übersehen. Auch die Versorgung geht in den allermeisten Fällen nur über ein posteromediales Portal und ist technisch oft herausfordernd.
Wo sehen Sie den Vorteil der neuesten Generation der All-inside-Meniskusnähte, in unserem Fall des FiberStitchTM?
F. Dirisamer:Eine Umfrage unter deutschsprachigen Kniechirurgen hat gezeigt, dass die größte Unzufriedenheit bei Anwendern durch eine nicht verlässliche Funktion der Nahtsysteme hervorgerufen wird. Ein verlässliches System wie der FiberStitchTM hilft ganz enorm, intraoperativen Stress zu vermeiden, und minimiert auch Kollateralschäden am Meniskus durch wiederholte Nahtversuche. Der Umstand, dass der FiberStitchTM ein reines Fadensystem ohne PEEK-Plättchen ist, ist – denke ich – auch ein Vorteil in vielen Anwendungen.
Sie haben die Meniskus-Allografttransplantation in Österreich mitaufgebaut. Wie sieht Ihre aktuelle Technik aus?
F. Dirisamer: Wir haben unsere arthroskopische Technik immer weiter optimiert – auch mit Unterstützung vonseiten der Industrie, die mit uns neue Instrumente entwickelt hat. So sind wir heute in der Lage, den Eingriff minimal invasiv über die Standard-Arthroskopieportale durchzuführen. Wir wenden eine transtibiale Weichteiltechnik an, bei der die Meniskuswurzeln – ähnlich wie beim Root-Repair – transtibial fixiert werden. Der Meniskus selbst wird dann in geeigneter Technik eingenäht. Wichtig ist, dass man dabei je nach Situation und Lokalisation entscheiden kann, welche Methode am besten zur Naht geeignet ist. Im Vorderhorn verwende ich sehr gern den ZoneNavigatorTM, mit dem man sich oft das Outside-in-Nähen ersparen kann. Man sollte also unbedingt unterschiedliche Techniken beherrschen.
Wann ist ein Erhaltungsversuch sinnvoll, wann die Resektion?
F. Dirisamer: Das ist nach wie vor die schwierigste Frage. Letztlich ist dies eine intraoperative Entscheidung, bei der viele Faktoren einen Rolle spielen. Die objektiven Kriterien sind sicher die Rissform, das Alter des Risses und die Frage, ob ein traumatischer oder degenerativer Riss vorliegt. Das Patientenalter spielt auch eine Rolle, da das regenerative Potenzial des Meniskus mit dem Alter abnimmt. Mir persönlich erscheint aber die Gewebequalität hier ganz entscheidend. In schwer degenerativem Gewebe wird man eine mechanisch vertrauenswürdige Naht möglicherweise kaum platzieren können.
Da spielt natürlich die persönliche Erfahrung des Chirurgen eine sehr große Rolle. Ich persönlich nähe dann, wenn ich intraoperativ den Eindruck habe, dass der Meniskus eine realistische Chance auf Heilung hat. Die Wahrscheinlichkeit dazu ist bei frischen Läsionen naturgemäß höher. Aber auch viele degenerative Risse können meniskuserhaltend versorgt werden, manchmal auch in einer Hybridtechnik. Dabei wird ein Teil reseziert, um das gesunde Restgewebe erhalten zu können.
Wird nach wie vor zu viel reseziert?
F. Dirisamer: Ohne Zweifel ja. Hier liegt es auch an uns, durch entsprechende Ausbildung der jungen Chirurgengeneration die Möglichkeiten zu zeigen und verfügbar zu machen. Die Nachfrage nach diesen Kursen ist erfreulich hoch. Es muss einfach Standard sein, zu überlegen: „Kann ich das vielleicht nähen?“, bevor man zum Punch greift – auch wenn das der einfachere Weg ist.
Was soll/muss die nächste Generation der Meniskusnähte Ihrer Meinung nach können?
F. Dirisamer: Ich denke, im Bereich der Ergonomie und Bedienbarkeit sind immer noch Verbesserungen möglich. Spannend finde ich persönlich vor allem das Thema Nahtmaterial. Wir verwenden hier seit Jahren die gleichen Materialien. Es wären für mich aber auch Biomaterialien mit geeigneten mechanischen Eigenschaften vorstellbar. Auch die Beschichtung mit Wachstumsfaktoren halte ich für interessant.

Das FiberStitch™-Implantat ist ein innovatives All-inside-Meniskusrekonstruktionssystem, welches harte PEEK-Implantate durch weiche Fadenanker ersetzt. Ein 2-0 coreless FiberWire-Faden und ein vorgeknüpfter, verschiebbarer Knoten ermöglichen eine sichere arthroskopische Meniskusrefixierung ausschließlich mithilfe von Fäden

Das ZoneNavigatorTM-System revolutioniert die Inside-out-Meniskusnaht dank der einhändigen Kontrolle über die Platzierung der Nadel. Das # 2-0 SutureTape mit Nadeln für die Meniskusnaht wird mithilfe des ergonomischen Griffs in 1-cm-Schritten vor- und zurückbewegt. Die Kanülen werden am Griff befestigt, um spezifische Bereiche des Meniskus effizient anvisieren zu können
Das Interview führte Mag. Christine Lindengrün
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