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Kinder- und Jugendsport: Effekte und Gefahren

<p class="article-intro">Sport im Kindes- und Jugendalter wird angesichts von Bewegungsmangel und Übergewicht immer wichtiger. Welche Besonderheiten im Unterschied zum Sport im Erwachsenenalter beachtet werden müssen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten belegen, wie wichtig k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t und Sport im Kindes- und Jugendalter sind. Die Gesundheit wird dadurch unter verschiedenen Aspekten positiv beeinflusst. Neben pr&auml;ventiven Effekten f&uuml;r das Herz-Kreislauf-System (Hypertonie etc.) und den Stoffwechsel (Diabetes, Adipositas etc.) lassen sich &uuml;berdies positive Auswirkungen auf die Schulleistung und nicht zuletzt auf die Psyche und die Pers&ouml;nlichkeitsentwicklung feststellen. Der Bewegungsapparat kann sich an Belastungen adaptieren und &uuml;ber eine St&auml;rkung kn&ouml;cherner Strukturen und des die Gelenke umgebenden Bindegewebeapparates (Muskeln, Sehnen) die Leistungsf&auml;higkeit steigern. Selbstverst&auml;ndlich m&uuml;ssen die sportlichen Aktivit&auml;ten bei Kindern und Jugendlichen an die individuellen M&ouml;glichkeiten angepasst werden.<br /> In diesem Zusammenhang ist nicht zuletzt die Einf&uuml;hrung Olympischer Jugendspiele zu nennen, an der analog zu den Olympischen Spielen junge Sportler im Alter von 14 bis 18 Jahren teilnehmen k&ouml;nnen. Die erstmals im Jahr 2010 (Sommerspiele) beziehungsweise 2012 (Winterspiele) durchgef&uuml;hrten Wettk&auml;mpfe haben dazu gef&uuml;hrt, dass Kinder und Jugendliche in vielen Sportarten durch die Errichtung von Jugendleistungszentren und Sportinternaten schon in jungen Jahren hochintensiv belastet werden und somit der wachsende Bewegungsapparat gefordert wird. Aber nicht nur im Leistungssport, sondern auch im Breitensport finden sich in der medizinischen Betreuung Besonderheiten, welche den Jugendlichen vom Erwachsenen unterscheiden. Worauf muss geachtet werden?</p> <h2>Schwachstelle Wachstumsfuge</h2> <p>Sowohl akute Verletzungen als auch chronische Belastungen k&ouml;nnen zu Verletzungen der Wachstumsfuge und einem Fehlwachstum der betroffenen Extremit&auml;t f&uuml;hren. Insbesondere im Bereich des Ellenbogens und Kniegelenks k&ouml;nnen gelenknahe oder auch das Gelenk direkt betreffende Verletzungen mit Beteiligung der Wachstumsfuge zu Achsabweichungen f&uuml;hren, die je nach Auspr&auml;gung auch Sp&auml;tsch&auml;den nach sich ziehen k&ouml;nnen.<br /> Aber auch repetitive gleichf&ouml;rmige Mikrotraumata werden in gewissen Sportarten daf&uuml;r verantwortlich gemacht, dass Epiphysen unphysiologisch belastet werden und damit ein Fehlwachstum eingeleitet wird. Am auff&auml;lligsten sind diese Ph&auml;nomene bei jugendlichen Fu&szlig;ballspielern an den Kniegelenken (O-Beine) sowie an den H&uuml;ftgelenken durch die Ausbildung eines femoroazetabul&auml;ren Impingements, wodurch das normale Bewegungsspiel gest&ouml;rt ist.<br /> Bei akuten Verletzungen im Kindesalter sollte daher im gelenknahen Bereich nach klinischer Untersuchung fr&uuml;hzeitig eine bildgebende Diagnostik veranlasst werden. Bei Kindern und Jugendlichen, die mit Leistungsanspruch ein erh&ouml;htes Trainingsvolumen absolvieren, sollte an die Ausbildung derartiger Ph&auml;nomene gedacht und beim Auftreten erster klinischer Beschwerden eine weiterf&uuml;hrende Diagnostik in die Wege geleitet werden. F&uuml;r den betreuenden Sportarzt ist es erforderlich, die sportartspezifisch unterschiedlich belasteten K&ouml;rperregionen zu kennen und somit fr&uuml;hzeitig zu reagieren.</p> <h2>Spezifische Verletzungsmuster</h2> <p>Im Vergleich zu Erwachsenen finden sich bei Kindern deutlich weniger Muskelund Sehnenverletzungen. Es treten jedoch Entz&uuml;ndungen und Reizzust&auml;nde am Sehnenansatz auf. H&auml;ufig sind die Ansatzzonen der gro&szlig;en Sehnen an den Apophysen betroffen. Auch hier ist die Kniegelenkregion mit der Ansatzzone der Patellasehne an der Tibia pr&auml;disponiert.<br /> Neben &Uuml;berlastungsreaktionen mit Entz&uuml;ndungssymptomatik kann es auch zu Dislokationen oder kompletten Ausrissverletzungen der Apophyse kommen, die je nach Dislokationsgrad ein operatives Vorgehen notwendig machen. Dagegen k&ouml;nnen kn&ouml;cherne Verletzungen ohne Gelenkbeteiligung je nach Alter und Lokalisation in vielen F&auml;llen konservativ behandelt werden, da selbst bei Dislokation bei jungen Kindern Selbstheilungs- und Korrekturprozesse vorhanden sind, die zu einer folgenlosen Ausheilung f&uuml;hren k&ouml;nnen. Bei Jugendlichen werden zunehmend operative Ma&szlig;nahmen empfohlen, um fr&uuml;hzeitig eine stabile Situation herbeizuf&uuml;hren und Folgesch&auml;den m&ouml;glichst zu vermeiden.</p> <h2>Therapie und Rehabilitation</h2> <p>Therapeutische Ma&szlig;nahmen richten sich nach der betroffenen Extremit&auml;t, der vorliegenden Verletzung, der Versorgung und dem Alter des Kindes beziehungsweise Jugendlichen. Bei Kindern im Alter von 10&ndash;12 Jahren ist zumeist eine eher defensive Nachbehandlung anzuraten, da die Kinder alleine durch ihren Bewegungsdrang nach R&uuml;ckgang der Schmerzen zunehmend belasten und sich mit ihren Aktivit&auml;ten an den dabei auftretenden Beschwerden orientieren. Im Jugendalter richten sich die therapeutischen Empfehlungen h&auml;ufig nach denen der Erwachsenen und m&uuml;ssen in vielen F&auml;llen nicht abweichen.</p> <h2>Sporttauglichkeit</h2> <p>Die Bewertung der Sporttauglichkeit bei Einschr&auml;nkungen im Bereich des Bewegungsapparates ist bisweilen nicht einfach. Akute Verletzungen lassen sich h&auml;ufig relativ sicher einsch&auml;tzen, und auch die Ausheilung kann bei einem regelhaften Verlauf zeitlich kalkuliert werden. Hieraus resultieren Empfehlungen f&uuml;r den Schul-und Vereinssport.<br /> Bei &Uuml;berlastungsph&auml;nomenen k&ouml;nnen in den meisten F&auml;llen nur Sportpausen gegebenenfalls mit begleitenden physikalischen Ma&szlig;nahmen eine Ausheilung bewirken. Erst wenn sich eine beschwerdefreie Situation unter Alltagsbedingungen f&uuml;r mindestens 2 Wochen eingestellt hat, kann in Absprache mit den beteiligten Trainern und Eltern eine Wiederaufnahme der sportlichen Aktivit&auml;ten geplant werden. Ein hohes Ma&szlig; an Erfahrung ist bei der Beurteilung der Sporttauglichkeit bei orthop&auml;dischen Erkrankungen erforderlich. Zu nennen w&auml;re dabei beispielsweise die H&uuml;ftdysplasie, da hier das Ausma&szlig; der Ver&auml;nderung und die sportartspezifische Belastung des betroffenen K&ouml;rperteils ber&uuml;cksichtigt werden m&uuml;ssen. Es gibt nur sehr wenige wissenschaftliche Studien zu den betroffenen Krankheitsbildern und sportlicher Belastbarkeit. Die Kommission Kindersportorthop&auml;die der GOTS wird sich dieser Thematik annehmen und regelm&auml;&szlig;ig &uuml;ber Empfehlungen informieren.(red)</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: www.gots.org </p>
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