
Kein Sportverbot bei Kunstgelenken
Leading Opinions
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10.06.2015
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<p class="article-intro">Eine künstliche Hüfte oder ein neues Kniegelenk sollen die Träger nicht an sportlichen Aktivitäten hindern. Radfahren und Schwimmen zum Beispiel vertragen sich gut mit Kunstgelenken. Die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e.V. (AE) rät den Patienten zu „Wohlfühl“-Sportarten.</p>
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<p class="article-content"><p>Träger eines neuen Kunstgelenks sind damit oft nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder schmerzfrei. Viele Aufgaben des Alltags lassen sich wieder leichter erledigen und die Freude an der Bewegung kehrt zurück. Orthopäden und Unfallchirurgen unterstützen sie dabei, nach der Devise: Wer gehen kann, kann auch Sport treiben. Untersuchungen der letzten Jahre hätten gezeigt, so die AE in einer Aussendung, dass Menschen mit Kunstgelenken sogar belastungsintensive Sportarten wie Skifahren, Tennis, Bergwandern oder Rudern sicher betreiben können. In den ersten sechs Monaten nach der Operation müssen aber insbesondere die Patienten mit zementfrei implantierten Prothesen zurückhaltend sein, meint Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Chefarzt an der Orthopädischen Klinik Braunschweig und Generalsekretär der AE: „Der Knochen braucht die Zeit, um eine feste Verbindung zur Endoprothese aufzubauen.“ Er rät Patienten, diese Zeit für Krankengymnastik und Muskelaufbautraining zu nutzen.<br /> Zunächst sollten Menschen mit Kunstgelenken jene Sportarten vorziehen, die sie aus früheren Zeiten kennen, denn, so Heller: „Routine und Erfahrung mit vertrauten Bewegungsabläufen verhindern, dass es zu Verletzungen kommt, und oft sind das das auch die Sportarten, in denen sich Patienten sicher und wohl fühlen.“ Körperliches Training und Muskelaufbau haben einen sehr hohen Stellenwert, um dem alterungsbedingten Muskelabbau vorzubeugen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Leading Opinions_Ortho_1502_Weblinks_Seite21.jpg" alt="" width="446" height="445" /></p> <p>Bisher fürchteten Ärzte, dass Kunstgelenke sich durch Sport lockern und schneller verschleissen. „Wir gingen lange davon aus, dass körperliche Schonung die Stabilität des Kunstgelenks verbessert und die Tragezeiten verlängert“, sagt Heller. Wissenschaftlich belegt war dies jedoch nicht. Nun hätten Studien gezeigt, dass der Verzicht auf Sport die Gesundheit der Patienten nicht fördert. „Bewegungsmangel ist eine wichtige Ursache für chronische Erkrankungen, die auch den Knochen betreffen“, sagt Professor Dr. med. Heiko Reichel, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU Ulm und Präsident der AE. Dazu gehört auch Knochenschwund im Alter, Osteoporose. Sie gefährdet die Verankerung der Kunstgelenke im Knochen: „Sport kann sich hier günstig auswirken und möglicherweise sogar die Tragezeit der Kunstgelenke verlängern.“ Hinzu kommt, dass mangelnde Fitness eine häufige Ursache für Stürze und Knochenbrüche ist. Schon Stolpern belaste die Kunstgelenke stärker als die meisten Sportarten, erklärt Reichel: „Am besten ist das Kunstgelenk geschützt, wenn trainierte Muskeln und straffe Bänder es umgeben.“<br /> Gut geeignet sind sogenannte „Low-Impact“-Sportarten, die das Kunstgelenk nicht durch plötzliche Stösse belasten. Hierzu gehören Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Skilanglauf, Radfahren, Gymnastik, Rudern und Golf. Bedingt geeignet sind Tennis, Tischtennis, Kegeln, Bergwandern, alpiner Skilauf in Schontechnik und nur unter bestimmten Voraussetzungen leichtes Jogging. Ungeeignet sind Sportarten, bei denen es zu plötzlichen Drehbewegungen, extremen Abspreizungen, plötzlichen oder dauerhaften Belastungsspitzen kommt. Dazu gehören Marathon, Fussball, Handball, Basketball oder Volleyball. Auch Kampfsportarten, Hoch- und Weitsprung, Wasserski und Felsklettern sind nichts für Menschen mit Kunstgelenken.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Deutsche Gesellschaft
für Endoprothetik e.V. (AE)
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