
10 Jahre Zentrum für Regenerative Medizin und Orthopädie an der DUK
Jatros
30
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07.07.2016
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<p class="article-intro">Im Rahmen des ÖGO-Symposiums „Regenerative Medizin am Bewegungssystem“ in Krems wurde Prof. Dr. Stefan Nehrer, Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin an der Donau-Universität Krems (DUK), für seine Verdienste während der letzten Dekade geehrt. Unter die Gratulanten mischten sich der Präsident der ÖGO Prof. Dr. Bernd Stöckl, der Rektor der DUK Mag. Friedrich Faulhammer, der Präsident des Niederösterreichischen Landtags Hans Penz und der Bürgermeister der Stadt Krems Reinhard Resch.</p>
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<p class="article-content"><h2>Regeneration statt Reparation</h2> <p>Die regenerative Medizin ist fixer Bestandteil in der Behandlung orthopädischer und traumatologischer Krankheitsbilder geworden. Im Vordergrund steht dabei die Wiederherstellung von Knochen- und Weichteilstrukturen durch biologische Methoden, die von der Zelltherapie über Wachstumsfaktoren und Blutprodukte bis hin zur Verwendung von Fremdgewebe (Allografts) reichen. Deklariertes Ziel ist es, diese Strukturen zu regenerieren, nicht nur zu reparieren, und die Funktionalität möglichst physiologisch wiederherzustellen. Die Verwendung von Biomaterialien als Strukturgeber oder Transportmittel, die Anwendung verschiedener Zellen wie Chondrozyten oder Stammzellen und der Einsatz allogenen Gewebes ergeben zusammen eine Vielzahl von unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten, die teilweise Evidenz in der Behandlung haben, teilweise aber noch im experimentellen Stadium sind. Das diesmalige wissenschaftliche Programm der ÖGO-Tagung, von Prof. Stöckl und Prof. Nehrer zusammengestellt, bot einen abwechslungsreichen Überblick über die Knorpelzelltransplantation (ACT), die von Prof. Brittberg seit über 20 Jahren weiterentwickelt wird, über zellfreie Biomaterialien, Allografts in den diversen orthopädischen Indikationen und Blutprodukte.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1604_Weblinks_Seite12.jpg" alt="" width="371" height="521" /></p> <h2>Innovation und Entfaltungsgeist</h2> <p>Prof. Dr. Stefan Nehrer war 2006 von der Orthopädischen Universitätsklinik Wien mit dem Forschungsauftrag an die DUK gekommen, sich hier der Biotechnologie und Regeneration von Geweben zu widmen. „Bei Rainer Kotz hat alles angefangen“, erwähnte Nehrer dankbar seinen Lehrer, der es sich nicht nehmen ließ, seinem erfolgreichen Schüler persönlich zu gratulieren. 2011 erfolgte der nächste Meilenstein an der DUK mit der Errichtung der Fakultät Gesundheit und Medizin unter dem Dekan Stefan Nehrer. Vier Jahre später, im Jahr 2015, gelang es der DUK, zwei PhD-Studienprogramme zu akkreditieren. Pioniergeist, unermüdliches Forschen, Emsigkeit und die Fähigkeit, auch Misserfolge einzustecken – denn Zellen und die wirtschaftliche Lage lassen sich nicht vorherbestimmen –, sind Eigenschaften, die Prof. Nehrer auszeichnen und seinen Erfolg erklären. Prof. Falkenhagen, der damalige Departmentleiter an der DUK, war der Initiator, der Nehrer bewogen hatte, von der großen Klinik Wien und einer überschaubaren Forschungsfläche, seinem Innovationsgeist folgend, nach Krems zu wechseln. Am LKH Krems bot sich die Gelegenheit, auch klinisch zu arbeiten. Die publikatorisch stärksten Jahre waren 2008–2010, die Anzahl an Projekten konnte trotz Schwankungen in den Krisenjahren 2008 und 2009 danach wieder kontinuierlich gesteigert werden.<br /> Forschungsschwerpunkte am Zentrum für Regenerative Medizin sind:<br /> – die Optimierung der Zelltransplantation mit Evaluierung von Kompositmatrices, Biomaterialien und Stammzellforschung,<br /> – die Arthroseforschung mit Bildgebung und Knochenanalyse, (Knorpel-)Zelldifferenzierung und Knieentlastungsorthese und<br /> – die Anwendung von Allografts (Knochenersatz, CTBA, AlloTiss, Kreuzband- und Meniskusersatz, Graft Link, Allograftbeschichtung).<br /> Wissenschaftliche Fragestellungen bei der Knorpelzelltransplantation kreisen um die idealen Kulturbedingungen und Zell-Matrix-Interaktionen. Leider vertreibt in Ostösterreich nur mehr die Fa. Igor Knorpelsysteme für isolierte chondrale Defekte.<br /> Das immanente Problem, das uns alle betrifft, ist die Gelenksarthrose. In Österreich werden 38.000 Gelenksprothesen für Knie und Hüfte jährlich implantiert. Tissue Engineering in der Arthrose befindet sich derzeit noch in Studienphase II. Eine Publikation in „Sportorthopädie und Sporttraumatologie“ zeigte im Sinne eines Trainings für Knorpelzellen die Effekte von Mechanostimulation auf 3D-kultivierte osteoarthritische Knorpelzellen auf. Die mechanische Stimulation der Implantate konnte eine deutliche Verbesserung der metabolischen Indices bewirken. <br /> Stammzellimplantation mit Hyalofast® ist ein weiterer Ansatz zur Bekämpfung der Arthrose. Die Herausforderung bei der Forschung wird sein, so Nehrer, jene Faktoren zu identifizieren, die gewisse Prozesse vorantreiben, und andere auszuscheiden, die es nicht tun. Das Computersimulationsmodell OsteoSIM zur Früherkennung von Osteoporose und Arthrose, gemeinsam entwickelt mit der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems, der TU Wien und Braincon, soll Knochenstrukturen und ihre Veränderungen evaluieren. Arthrosepatienten haben ähnlich wie Osteoporosepatienten eine signifikant veränderte Knochenstruktur um das Gelenk. Auch das antiinflammatorische Potenzial von Hyaluronsäure und PRP wird untersucht, am Beispiel der durch sie beeinflussten Entzündungsmediatoren TNF-α und IL-1b.</p> <h2>„Der Weg ist das Ziel“</h2> <p>Abschließend bedankte sich Prof. Nehrer bei der ÖGO, die den MAS-Lehrgang und den Master of Science in „Advanced Orthopedic Surgery“ als standardisierte Ausbildung unterstützt. Mit Prof. DDr. Thomas Klestil an seiner Seite, der im April den traumatologischen Part in der Ausbildung übernommen hat, und dem Leitsatz „Der Weg ist das Ziel“ von Konfuzius (551–479 v. Chr.) folgend, blickt Prof. Nehrer den Herausforderungen der nächsten 10 Jahre vertrauensvoll entgegen.</p></p>
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