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Hypophosphatasie im höheren Lebensalter
Jatros
30
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23.02.2017
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<p class="article-intro">Atraumatische Frakturen, Hyperkalzämie, niedrige DXA-Werte – diese klinischen Zeichen sind bei älteren Patienten häufig. Meist wird dann sofort mit einer Osteoporosetherapie gestartet. Hinter den Symptomen könnte jedoch auch eine Hypophosphatasie stecken. Der Ausschluss dieser seltenen Erkrankung ist wichtig, weil Kalzium- und Vitamin-D-Gabe den Zustand der Patienten verschlechtern würden.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Wenn ältere Menschen Anzeichen einer verminderten Knochenqualität zeigen, werden meist „reflexartig“ Kalzium und Vitamin D verschrieben, sagt Doz. Dr. Astrid Fahrleitner-Pammer, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Medizinische Universität Graz. In seltenen Fällen ist das keine gute Idee, nämlich für Patienten mit Hypophosphatasie.</p> <h2>Mit Laborbefund zur Diagnose</h2> <p>Hypophosphatasie ist nicht mit Hypophosphatämie gleichzusetzen, obwohl die Symptome sehr ähnlich sein können, da beide Erkrankungen zu einer Störung der Knochenmineralisierung führen. Bei der Hypophosphatasie kann es zusätzlich zu respiratorischen Problemen durch Rippendeformitäten kommen. Auch neurologische Komplikationen können auftreten (Tab. 1).<br /> Die alkalische Phosphatase (ALP) ist der Labormarker, mit dem die beiden Erkrankungen unterschieden werden können. „Bei der Hypophosphatasie ist ALP erniedrigt, bei Hypophosphatämie erhöht“, erklärt Fahrleitner-Pammer.<br /> Die perinatale Form der Hypophosphatasie endet leider oft letal durch schwere respiratorische Insuffizienz. Bei einem Krankheitsbeginn im Kindesalter fallen häufig frühzeitiger Verlust der Milchzähne, Frakturneigung und schlechte Frakturheilung sowie Kraniosynostosen auf. Unbehandelt führt diese Form zur Immobilität im Erwachsenenalter. Mit Enzymersatztherapie ist die Prognose jedoch besser.<br /> Die adulte Form der Hypophosphatasie wird möglicherweise oft übersehen, vermutet Fahrleitner-Pammer, insbesondere bei einem späten Erkrankungsbeginn im höheren Lebensalter. Rheumatologen, Orthopäden und Unfallchirurgen könnten die Ersten sein, bei denen Pseudogicht, Stressfrakturen (ganz typisch am Metatarsale), Chondrokalzinose und Pseudofrakturen auffallen und Verdacht erregen. Aber auch Nephrologen sollten bei einer Nephrokalzinose an diese Erkrankung denken. Eine Laboruntersuchung des ALP-Wertes ist der erste Schritt zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer Hypophosphatasie und sollte jedenfalls vor der Verschreibung von Kalzium und Vitamin D erfolgen, denn diese bewirken bei Hypophosphatasie eine Verschlechterung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1701_Weblinks_s68_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="1453" /></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: „Management der Osteoporose 2016“; Fortbildungsveranstaltung
der Österreichischen Gesellschaft für Knochen
und Mineralstoffwechsel (ÖGKM), 14. Oktober 2016, Wien
</p>
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