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Funktionstestung und „Return to sports“-Kriterien nach operativ versorgter Kreuzbandverletzung 12–18 Monate nach Versorgung
Jatros
Autor:
Dr. Georg Mattiassich
Unfallkrankenhaus Steiermark – Standort Graz
Autor:
Dr. Harald Kindermann
Fachhochschule Oberösterreich, Abteilung für Marketing and Electronic Business, Linz
Autor:
Dr. Jürgen Barthofer
Unfallkrankenhaus AUVA Linz
Autor:
Dr. Klaus Katzensteiner
Unfallkrankenhaus AUVA Linz
Autor:
Iris Leister, MSc, BSc
PMU Salzburg – Institute of Molecular Regenerative Medicine, Spinal Cord Injury and Tissue Regeneration Center
30
Min. Lesezeit
19.09.2019
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<p class="article-intro">Obwohl mehrere Studien über gute Ergebnisse nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) berichten, zeigten Biau et al., dass nur 33–41 % der Patienten eine volle Funktion des Kniegelenkes erlangen und nur 67–76 % ihr Aktivitätsniveau wieder erreichen. In dieser Studie zeigte sich, dass subjektive Knie-Scores keine Rückschlüsse auf objektiv erhebbare Parameter und das Return-to-sports-Ergebnis erlauben.</p>
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<p class="article-content"><p>Obwohl mehrere Studien über gute Ergebnisse nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) berichten, zeigten Biau et al., dass nur 33–41 % der Patienten eine volle Funktion des Kniegelenkes erlangen und nur 67–76 % ihr Aktivitätsniveau wieder erreichen.<br /> Die Ziele der Studie waren: 1) die Symmetrie der unteren Extremität an Personen nach VKB-Rekonstruktion oder Naht mittels einer funktionellen Testbatterie zu untersuchen, 2) zu ermitteln, wie viele der Testpersonen die Kriterien zur Sportfreigabe („return to sports“, RTS) nach 12–18 Monaten erreichen, und 3) zu untersuchen, ob Fragebögen zur subjektiven Einschätzung der Kniefunktion die Kriterien zur Sportfreigabe prognostizieren können. Die funktionelle Testung wurde zuvor an kniegesunden Testpersonen evaluiert und die Ergebnisse wurden herangezogen, um Grenzwerte festzulegen.<sup>1</sup></p> <h2>Methodik</h2> <p>88 Personen nahmen an der Studie teil (48 weiblich; Alter im Mittel 34,7 Jahre); 25 Patienten waren chirurgisch mittels Kreuzbanderhalt versorgt worden („Internal Brace®“-Technik), 21 hatten eine Kreuzbandrekonstruktion mit Semitendinosus- Transplantat erhalten; 42 gesunde Testpersonen fungierten als Kontrollgruppe. Die Testpersonen wurden mittels einer Testbatterie aus einbeinigen Sprungtests untersucht (Abb. 1). Die Hauptzielgröße war das Erreichen der Kriterien zur Sportfreigabe, welche durch Grenzwerte anhand der Kontrollgruppe definiert wurden. Eine logistische Regressionsanalyse wurde verwendet, um den Zusammenhang zwischen subjektiven Knieskalen (IKDC, WOMAC, KOOS, Lysholm) und dem Erreichen der Kriterien zur Sportfreigabe zu untersuchen.</p> <h2>Ergebnis</h2> <p>36 % der Patienten nach Kreuzbanderhalt und 28,6 % der Patienten nach Kreuzbandrekonstruktion erreichten die Kriterien zur Sportfreigabe. Keine der subjektiven Knieskalen konnte das Erreichen der Kriterien zur Sportfreigabe prognostizieren.</p> <h2>Diskussion</h2> <p>Der „limb symmetry index“ (LSI) wird häufig als Kriterium für das funktionelle Ergebnis und die Erlaubnis zur Sportrückkehr herangezogen. LSI-Werte zwischen 80 % und 95 % werden als Maß herangezogen, die Rückkehr zu pivotierenden Sportarten zu erlauben.<sup>2, 3</sup> Nichtsdestoweniger wird dieser Wert auch kritisch gesehen, da der Trainingszustand des unverletzten Beines berücksichtigt werden muss.<br /> Insgesamt erreichten in unserer Studie nur 33 % der Patienten nach Kreuzbandrekonstruktion die RTS-Kriterien. Männer erreichten diese Kriterien in leicht höherem Ausmaß (33,3 % in der IB- und 45,5 % in der AI-Gruppe) verglichen mit Frauen (37,5 % in der IB- und 10 % in der AI-Gruppe). Es ist zu betonen, dass trotz der RTSErgebnisse die Patienten einen hohen Grad der Zufriedenheit in subjektiven Knie- Scores aufwiesen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1905_Weblinks_j_ortho_1905_abb1_s65_mattiassich.png" alt="" width="1380" height="372" /></p> <h2>Schlussfolgerungen</h2> <p>Eine Erkenntnis der Studie war, dass subjektive Knie-Scores keinen Rückschluss auf objektiv erhebbare Parameter erlauben. Bei keinem unserer untersuchten Patienten konnte anhand der Fragebögen auf das RTS-Ergebnis rückgeschlossen werden. Auch frühere Studien kamen zu der Erkenntnis, dass objektive Messungen und die Selbsteinschätzung nicht korrelieren.<sup>2, 4</sup></p> <h2>Weitere Selected Abstracts der 55. ÖGU-Jahrestagung</h2> <p>Mehr Abstracts und Wissenschaftspreise der ÖGU-Jahrestagung finden Sie ab Seite 61 in unserer ePaper-Ausgabe:<br /> <em><a href="https://at.universimed.com/files/data/Zeitungen_2019/Jatros_Ortho_1905/e-papers/65/index.html" target="_blank">JATROS Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 5/2019</a></em></p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Leister I et al.: Sport Sci Heal 2018; 14(1): 105-13 <strong>2</strong> Thomeé R et al.: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2011; 19(11): 1798-1805<strong> 3</strong> Abrams GD et al.: Orthop J Sport Med 2014; 2(1): 1-10 <strong>4</strong> Ardern CL et al.: Br J Sports Med 2014; 48(22): 1613-9</p>
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