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55. ÖGU-Jahrestagung

Funktionstestung und „Return to sports“-Kriterien nach operativ versorgter Kreuzbandverletzung 12–18 Monate nach Versorgung

<p class="article-intro">Obwohl mehrere Studien über gute Ergebnisse nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) berichten, zeigten Biau et al., dass nur 33–41 % der Patienten eine volle Funktion des Kniegelenkes erlangen und nur 67–76 % ihr Aktivitätsniveau wieder erreichen. In dieser Studie zeigte sich, dass subjektive Knie-Scores keine Rückschlüsse auf objektiv erhebbare Parameter und das Return-to-sports-Ergebnis erlauben.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Obwohl mehrere Studien &uuml;ber gute Ergebnisse nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) berichten, zeigten Biau et al., dass nur 33&ndash;41 % der Patienten eine volle Funktion des Kniegelenkes erlangen und nur 67&ndash;76 % ihr Aktivit&auml;tsniveau wieder erreichen.<br /> Die Ziele der Studie waren: 1) die Symmetrie der unteren Extremit&auml;t an Personen nach VKB-Rekonstruktion oder Naht mittels einer funktionellen Testbatterie zu untersuchen, 2) zu ermitteln, wie viele der Testpersonen die Kriterien zur Sportfreigabe (&bdquo;return to sports&ldquo;, RTS) nach 12&ndash;18 Monaten erreichen, und 3) zu untersuchen, ob Frageb&ouml;gen zur subjektiven Einsch&auml;tzung der Kniefunktion die Kriterien zur Sportfreigabe prognostizieren k&ouml;nnen. Die funktionelle Testung wurde zuvor an kniegesunden Testpersonen evaluiert und die Ergebnisse wurden herangezogen, um Grenzwerte festzulegen.<sup>1</sup></p> <h2>Methodik</h2> <p>88 Personen nahmen an der Studie teil (48 weiblich; Alter im Mittel 34,7 Jahre); 25 Patienten waren chirurgisch mittels Kreuzbanderhalt versorgt worden (&bdquo;Internal Brace&reg;&ldquo;-Technik), 21 hatten eine Kreuzbandrekonstruktion mit Semitendinosus- Transplantat erhalten; 42 gesunde Testpersonen fungierten als Kontrollgruppe. Die Testpersonen wurden mittels einer Testbatterie aus einbeinigen Sprungtests untersucht (Abb. 1). Die Hauptzielgr&ouml;&szlig;e war das Erreichen der Kriterien zur Sportfreigabe, welche durch Grenzwerte anhand der Kontrollgruppe definiert wurden. Eine logistische Regressionsanalyse wurde verwendet, um den Zusammenhang zwischen subjektiven Knieskalen (IKDC, WOMAC, KOOS, Lysholm) und dem Erreichen der Kriterien zur Sportfreigabe zu untersuchen.</p> <h2>Ergebnis</h2> <p>36 % der Patienten nach Kreuzbanderhalt und 28,6 % der Patienten nach Kreuzbandrekonstruktion erreichten die Kriterien zur Sportfreigabe. Keine der subjektiven Knieskalen konnte das Erreichen der Kriterien zur Sportfreigabe prognostizieren.</p> <h2>Diskussion</h2> <p>Der &bdquo;limb symmetry index&ldquo; (LSI) wird h&auml;ufig als Kriterium f&uuml;r das funktionelle Ergebnis und die Erlaubnis zur Sportr&uuml;ckkehr herangezogen. LSI-Werte zwischen 80 % und 95 % werden als Ma&szlig; herangezogen, die R&uuml;ckkehr zu pivotierenden Sportarten zu erlauben.<sup>2, 3</sup> Nichtsdestoweniger wird dieser Wert auch kritisch gesehen, da der Trainingszustand des unverletzten Beines ber&uuml;cksichtigt werden muss.<br /> Insgesamt erreichten in unserer Studie nur 33 % der Patienten nach Kreuzbandrekonstruktion die RTS-Kriterien. M&auml;nner erreichten diese Kriterien in leicht h&ouml;herem Ausma&szlig; (33,3 % in der IB- und 45,5 % in der AI-Gruppe) verglichen mit Frauen (37,5 % in der IB- und 10 % in der AI-Gruppe). Es ist zu betonen, dass trotz der RTSErgebnisse die Patienten einen hohen Grad der Zufriedenheit in subjektiven Knie- Scores aufwiesen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1905_Weblinks_j_ortho_1905_abb1_s65_mattiassich.png" alt="" width="1380" height="372" /></p> <h2>Schlussfolgerungen</h2> <p>Eine Erkenntnis der Studie war, dass subjektive Knie-Scores keinen R&uuml;ckschluss auf objektiv erhebbare Parameter erlauben. Bei keinem unserer untersuchten Patienten konnte anhand der Frageb&ouml;gen auf das RTS-Ergebnis r&uuml;ckgeschlossen werden. Auch fr&uuml;here Studien kamen zu der Erkenntnis, dass objektive Messungen und die Selbsteinsch&auml;tzung nicht korrelieren.<sup>2, 4</sup></p> <h2>Weitere Selected Abstracts der 55. &Ouml;GU-Jahrestagung</h2> <p>Mehr Abstracts und Wissenschaftspreise der &Ouml;GU-Jahrestagung finden Sie ab Seite 61 in unserer ePaper-Ausgabe:<br /> <em><a href="https://at.universimed.com/files/data/Zeitungen_2019/Jatros_Ortho_1905/e-papers/65/index.html" target="_blank">JATROS Orthop&auml;die &amp; Traumatologie Rheumatologie 5/2019</a></em></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Leister I et al.: Sport Sci Heal 2018; 14(1): 105-13 <strong>2</strong> Thome&eacute; R et al.: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2011; 19(11): 1798-1805<strong> 3</strong> Abrams GD et al.: Orthop J Sport Med 2014; 2(1): 1-10 <strong>4</strong> Ardern CL et al.: Br J Sports Med 2014; 48(22): 1613-9</p> </div> </p>
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