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Das PoCOsteo-Projekt
<p class="article-intro">Point-of-care-Messgeräte zur Erfassung proteomischer und genomischer Osteoporose- Parameter be nden sich in Entwicklung. Sie sollen eine rasche Quanti zierung des Frakturrisikos ermöglichen.</p>
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<p class="article-content"><p>Der Zugang zu Laboruntersuchungen für Knochenstoffwechselmarker, genomische oder genetische Marker ist, vor allem außerhalb von Ballungsräumen, keineswegs selbstverständlich. Kostspielige und organisatorisch aufwendige Serviceformen sind meist nur in Zentren möglich. Das betrifft etwa die Bestimmung von proteomischen Faktoren (z.B. Osteocalcin, PINP, CTX etc.), die Erfassung genomischer Faktoren (z.B. miRNAs, SNPs etc.) oder auch die Knochendichtemessung. Hingegen ist die Erfassung klinischer Risikofaktoren (z.B. mittels FRAX u.a.) mit einem geringen zeitlichen und organisatorischen Aufwand und unabhängig von Zentren möglich.<br />Univ.-Prof. Hans Peter Dimai, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Medizinische Universität Graz, präsentierte auf dem Osteoporoseforum in St. Wolfgang das mit einem Budget von 4,04 Millionen Euro dotierte EU-Projekt PoCOsteo (Point-of-care in-office Tool zur Osteoporose-Früherfassung). Es ist Teil des EU-Förderprogramms HORIZON 2020, welches mit 30 Milliarden Euro das weltweit größte transnationale Programm für Forschung und Entwicklung ist. Vier akademische Partner, darunter die Med Uni Graz, sowie drei Industriepartner und ein Koordinator unter der Leitung der Universität Gent sind an PoCOsteo beteiligt. <br />Eine der größten organisatorischen und logistischen Herausforderungen sind Routinelaboruntersuchungen und deren Durchlaufzeit („turnaround time“). Mit einem Point-of-care-Messgerät, wie z.B. einem Blutzuckermessgerät, erspart man sich eine größere Anzahl von organisatorisch und zeitlich aufwendigen Schritten. „Erklärtes Ziel von PoCOsteo ist die Entwicklung von Point-of-care-Geräten zur Erfassung von proteomischen Faktoren, wie z.B. dem Osteocalcin, in weniger als drei bis fünf Minuten, und zur Erfassung von genomischen Faktoren, wie z.B. miRNAs oder SNPs, in weniger als einer Stunde aus einem Tropfen Vollblut“, sagte Dimai. Damit einhergehen soll die Integration in ein klinisches Frakturrisikomodell (Med Uni Graz), um eine rasche Quantifizierung des Frakturrisikos (Früherkennung, Prävention, Therapie-Monitoring) zu ermöglichen. Zielgruppen sind Arztpraxen, Ambulanzen, Labors und andere Gesundheitseinrichtungen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1805_Weblinks_s76.jpg" alt="" width="1073" height="790" /></p> <h2>Technologische Grundlagen</h2> <p>Im Rahmen einer PhD-Thesis an der Universität Gent 2017 wurden bereits vor einigen Jahren elektrochemische Sensoren entwickelt, die eine Messung von proteomischen und genomischen Blutparametern ermöglichen. Erklärtes Ziel von PoCOsteo ist es, diese Sensoren in ein mikrofluidisches Kartuschensystem zu integrieren, um mit einem Tropfen Blut (Fingerbeere, Thenar, Hypothenar) vier bis fünf biochemische Marker des Knochenstoffwechsels mehr oder weniger in Echtzeit bestimmen zu können. Während das proteomische Gerät als „hand-held“ direkt beim Patienten Anwendung finden soll, ist das genomische Gerät aufgrund der notwendigen Stromversorgung als Tischgerät konzipiert.<br />In einer technologischen (Entwicklung des proteomischen und genomischen PoC-Tools) und klinischen Projektphase (Entwicklung eines Frakturrisikomodells durch die Med Uni Graz und das Teheraner Forschungsinstitut EMRI-TUMS) sollen gezielt aus zwei ganz unterschiedlichen Populationen klinische Risikofaktoren erhoben und Prototypen getestet werden. Die Testung der proteomischen und genomischen Prototypen soll einen Vergleich von Parametern aus Vollblut vs. Serum/Plasma ermöglichen. Zu erforschen, wie gut diese Parameter tatsächlich vergleichbar sein werden (Varianz, Tageszeit, Intra-/Inter-Assay etc.), wird Teil des Projektes sein. Idealerweise sollen langfristig alle klinischen Risikofaktoren und alle Daten, die von Relevanz für die Frakturrisikoprädiktion sind, in die Datenbasis eines zentralen Servers einfließen. „Inwieweit die Vernetzung der Daten in Form eines Registers stattfinden soll, ist noch nicht geklärt“, so Dimai.</p></p>