
©
Getty Images/iStockphoto
Aktuelle Entwicklungen in Diagnostik und Therapie der Arthrose
Jatros
30
Min. Lesezeit
14.02.2019
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Im November luden das Zentrum für Regenerative Medizin der Donau-Universität Krems, das Karl-Landsteiner-Institut für Autoimmunerkrankungen und Rheumatologie und das Karl-Landsteiner-Institut für Regenerative Medizin am Bewegungsapparat zum 4. Fachtag Arthrose nach Wien ein. Die Teilnehmer erwartete ein interessantes Programm zu modernen Strategien der Arthrosetherapie.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Arthrose ist vor allem bei älteren Menschen weit verbreitet: 70– 80 % der über 70-Jährigen zeigen Zeichen einer Gelenksdegeneration, 10– 30 % davon seien symptomatisch, erklärte Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, Krems. Hinsichtlich der Ursachen fokussierte Nehrer auf Belastungen durch Sport. Hier ist eine differenzierte Betrachtung nötig: Einerseits braucht der Gelenkknorpel zyklische Be- und Entlastungen, um ernährt zu werden, denn die Knorpelzelle ist angewiesen auf die Diffusion, die durch diesen Pumpmechanismus entsteht. Einseitige Belastungen wie langes Stehen oder Sitzen sind dagegen problematisch. Auf der anderen Seite geht übermäßige Belastung, vor allem eine intensive Langzeitbelastung mit hohen Schrittfrequenzen und hohem Tempo (Wettkampfläufer), mit einem erhöhten Arthroserisiko einher. Für einen gesunden Gelenkknorpel sind daher geringe bis moderate Belastungen am besten. Empfohlen werden maximal 5 Stunden oder 40 Kilometer pro Woche.<sup>1</sup></p> <h2>Ernährung bei Arthrose</h2> <p>Neben zu wenig oder zu viel Bewegung können Körpergewicht und Ernährung das Entstehen einer Arthrose beeinflussen, wie Dr. Oliver Neubauer, Universität Wien, in seinem Vortrag ausführte.<sup>2</sup> Daher wird bei der Arthrosetherapie zunehmend auch die Ernährung berücksichtigt. Ziele sind vor allem: Übergewicht abbauen, das Blutfettprofil verbessern und Entzündungsprozesse eindämmen.<sup>3</sup> Dabei spiele die Fettsäurezusammensetzung der Nahrung eine Rolle, erklärte Neubauer. So wirken langkettige Omega-3-Fettsäuren, etwa aus fettem Fisch, Soja-, Raps- und Leinöl, entzündungshemmend. Werden Omega-3-Fettsäuren supplementiert, haben niedrigere Dosierungen eine günstigere Wirkung als hohe. Diskutiert werden auch weitere Supplemente wie Vitamin D, Antioxidanzien, Glukosamin, Chondroitin und diverse Pflanzenextrakte.<sup>4</sup> Allerdings gebe es bislang keine ausreichende Evidenz für diese Substanzen, weshalb eine abschließende Beurteilung des Wertes von Nahrungsergänzungsmitteln in der Arthrosetherapie nicht möglich sei, betonte Neubauer.</p> <h2>Künstliche Intelligenz in der Arthrosediagnostik</h2> <p>Künstliche Intelligenz (KI) hält immer stärkeren Einzug in unser Leben, so auch in der Medizin. Ob die KI Ärzte bei der Analyse der Gonarthrose unterstützen kann, beleuchtete Dr. Philip Meier, Image- Biopsy Lab, Wien. Derzeit sei die systematische Diagnose des Krankheitsstadiums bzw. der Progression anhand von Röntgenaufnahmen eine Herausforderung, sagte er. Dies sei aber nötig, um eine Progression zu verlangsamen oder deren Auswirkungen zu reduzieren. Goldstandard zur Bewertung der Kniearthrose mittels bildgebender Verfahren ist der standardisierte Score nach Kellgren und Lawrence. Dabei werden der Gelenkspalt, die Bildung von zusätzlichem Knochengewebe, die Ausbildung einer Sklerose sowie deren Deformation und Degeneration gemessen und die Ergebnisse anhand einer Skala beurteilt.<sup>5</sup><br /> Die KI könnte hier hilfreich sein, so Meier. Basis ist eine spezielle Software, die anhand von Tausenden Befunden trainiert wurde, in Röntgenaufnahmen alle Stadien einer Gelenksarthrose standardisiert (vor-) zu befunden. Die Stärke solcher „selbstlernenden“ Algorithmen sei, dass sie krankheitsspezifische Muster (Anomalien) sehr präzise und zuverlässig auf dem Röntgenbild erkennen. Zusätzliche Informationen zu Frühstadien oder strukturellen Änderungen des Knochens, die möglicherweise in der Röntgenaufnahme noch nicht offensichtlich sind, könnten den Arzt bei der Therapieentscheidung einen Mehrwert bieten, schloss Meier.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 4. Fachtag Arthrose, Knorpel- & Regenerative Medizin,
17. November 2018, Wien
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Bosomworth NJ: Exercise and knee osteoarthritis: benefit or hazard? Can Fam Physician 2009; 55: 871-8 <strong>2</strong> Wluka AE et al.: Tackling obesity in knee osteoarthritis. Nat Rev Rheumatol 2013; 9: 225-35 <strong>3</strong> Thomas S et al.: What is the evidence for a role for diet and nutrition in osteoarthritis? Rheumatology (Oxford) 2018; 57: iv61-74 <strong>4</strong> Liu X et al.: Dietary supplements for treating osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med 2018; 52: 167-75 <strong>5</strong> Kellgren JH, Lawrence JS: The epidemiology of chronic rheumatism: atlas of standard radiographs. Oxford: Blackwell Scientific, 1963</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Wachstumslenkende Eingriffe an der unteren Extremität
Minimalinvasive wachstumslenkende Eingriffe als Alternative zu komplexen Osteotomien oder aufwendigen Verlängerungsoperationen gehören zum Standardinstrumentarium des Kinderorthopäden. ...
Weichteilverletzungen der kindlichen Hand
Weichteilverletzungen der kindlichen Hand reichen von oberflächlichen Hautlazerationen bis hin zu tiefgreifenden Schädigungen auch funktioneller Einheiten oder neurovaskulärer Strukturen ...
Scheibenmeniskus bei Kindern und Jugendlichen
Der Scheibenmeniskus ist eine angeborene anatomische Fehlbildung, die meist den lateralen Meniskus betrifft und häufig asymptomatisch bleibt. In einigen Fällen können sich jedoch ...