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Lymphome

<p class="article-intro">Highlights am EHA-Kongress 2017 waren die Ergebnisse der HD18-Studie zu Morbus Hodgkin und die CAR-T-Zell-Therapie zu DLBCL. Aber auch zu anderen Entitäten wurden interessante Daten präsentiert.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Aggressive Lymphome</h2> <p>In der POLA-R-CHOP-Studie wurde ein neues Antik&ouml;rper-Drug-Konjugat bei diffusem gro&szlig;zelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) untersucht (Abstract S106). Polatuzumab Vedotin (Pola) ist ein Antik&ouml;rper-Drug-Konjugat mit der Zielstruktur CD79b, die auf DLBCL &uuml;berexprimiert ist. In die Phase-Ib/II-Studie wurden insgesamt 45 Patienten mit neu diagnostiziertem DLBCL eingeschlossen und mit sechs bis acht Kursen R-CHP-21 und Pola (1,8mg/kg) behandelt. Gro&szlig;teils hatten die Patienten eine schlechte Prognose (aufgrund von Alter, IPI). Die Ansprechrate (&bdquo;overall response rate&ldquo;, ORR) betrug 91 % , mit 78 % kompletten und 13 % partiellen Remissionen. Nach einem kurzen medianen Follow-up von 9,5 Monaten gab es lediglich ein Rezidiv. Das Toxizit&auml;tsprofil entsprach den bekannten Nebenwirkungen einer CHOP-basierten Therapie, mit 58 % Grad-3/4-Nebenwirkungen, 11 % febrilen Neutropenien und Therapieabbr&uuml;chen bei 5 von 45 Patienten. Einzig die periphere Neuropathie war relativ h&auml;ufig, sie trat bei 40 % der Patienten auf, allerdings nur selten als Grad-2/3-Neuropathie. Insgesamt handelt es sich um eine interessante Substanz, deren weiteren Weg man verfolgen sollte.</p> <h2>Fortgeschrittenes DLBCL</h2> <p>Zum fortgeschrittenen DLBCL wurde die SADAL-Studie vorgestellt, eine Phase-IIb-Studie mit dem XPO1-Inhibitor Selinexor (Abstract S469). 72 Patienten wurden eingeschlossen, sie hatten im Median bereits drei Vortherapien erhalten. Die Ansprechrate lag bei 28,5 % , etwa ein Drittel davon (11,1 % ) waren komplette Remissionen. Es gab keine Unterschiede in der Wirkung hinsichtlich des Subtyps der Erkrankung (GCB vs. non-GCB) oder der Dosis von Selinexor (60 vs. 100mg). Die Toxizit&auml;t entsprach den Erwartungen: Die h&auml;ufigsten Nebenwirkungen waren Fatigue, &Uuml;belkeit und Erbrechen sowie Kachexie, au&szlig;erdem traten h&auml;ufig h&auml;matologische Grad-3/4-Zytopenien auf.<br />Eine sehr interessante Studie &ndash; auch unter &ouml;sterreichischer Beteiligung &ndash; wurde als Late Breaking Abstract pr&auml;sentiert. Es war dies eine Interimsanalyse einer Phase-II-Studie mit einer CAR-T-Zell-Therapie bei refrakt&auml;rem oder relabiertem DLBCL (Abstract LB2604). Eingeschlossen waren 141 Patienten, die im Median drei Vortherapien erhalten hatten und nicht f&uuml;r eine (neuerliche) autologe Stammzelltransplantation infrage kamen. 51 % der Patienten waren bereits in einer fr&uuml;heren Therapielinie transplantiert worden. Alle Patienten erhielten die Therapie mit autologen T-Zellen, die mit einem Anti-CD-19-CAR ausgestattet worden waren, und davor eine T-Zell-depletierende Therapie mit Fludarabin/Cyclophosphamid oder Bendamustin.<br />Prim&auml;rer Endpunkt war die Ansprechrate (&bdquo;overall reponse rate&ldquo;, ORR), und diese war mit 59 % sehr hoch. Insbesondere konnten auch 49 % komplette Remissionen erzielt werden, von denen ein gro&szlig;er Teil (37 % ) auch nach drei Monaten noch anhielt. Alle Patienten, die nach drei Monaten eine stabile komplette Remission hatten, waren auch am Ende der Studie noch in Remission. Die Toxizit&auml;t bestand in erster Linie in einem Zytokin-Release-Syndrom, das bei 57 % der Patienten auftrat, au&szlig;erdem in Zytopenien und fieberhaften Infekten. Therapieassoziierte Todesf&auml;lle wurden nicht beobachtet.</p> <h2>Morbus Hodgkin</h2> <p>Ein wesentliches Highlight, ebenfalls unter &ouml;sterreichischer Beteiligung, war die Pr&auml;sentation der Ergebnisse der HD18-Studie der deutschen Hodgkin-Studiengruppe GHSG, die eine PET-gesteuerte Therapiereduktion bei fortgeschrittenem Morbus Hodgkin untersuchte (Abstract S150). In die Studie wurden erwachsene Patienten mit fortgeschrittenem Morbus Hodgkin (Stadium III und IV) einge&shy;schlossen. Alle Patienten wurden mit BEACOPPesc behandelt und unterzogen sich nach zwei Kursen einem Restaging mittels PET-CT. Im Standardarm erhielten alle Patienten weiter sechs Kurse (vier ab 2011), w&auml;hrend PET-negative Patienten im experimentellen Arm lediglich mit zwei weiteren Kursen behandelt wurden. Nach Abschluss der Chemotherapie vorhandene PET-positive Residuen wurden bestrahlt. In die Studie wurden insgesamt 2101 Patienten eingeschlossen, wobei 1005 von ihnen bei negativem PET randomisiert wurden. Im prim&auml;ren Endpunkt, dem progressionsfreien &Uuml;berleben (PFS), zeigte sich kein Unterschied zwischen den beiden Studienarmen (90,8 % im Standardarm und 92,2 % im experimentellen Arm). Mit einem Gesamt&uuml;berleben von &uuml;ber 95 % zeigte sich eine erfreulich gute Effektivit&auml;t der Therapie in beiden Armen, allerdings war der experimentelle Studienarm im Gesamt&uuml;berleben signifikant im Vorteil (97,7 % vs. 95,5 % ; p=0,004), was vor allem auf die geringere Rate an Todesf&auml;llen durch Sekund&auml;rmalignome (11 bzw. ein Patient) zur&uuml;ckzuf&uuml;hren war. Insgesamt wurde dieses Vorgehen am EHA-Kongress einhellig als neuer Therapiestandard bei fortgeschrittenen Stadien des Morbus Hodgkin in der Prim&auml;rtherapie gesehen.<br />Weiters wurden l&auml;ngerfristige Follow-up-Daten aus der CheckMate-205-Studie mit Nivolumab bei relabiertem/refrakt&auml;rem Morbus Hodgkin gezeigt (Abstract S412). Es handelte sich um eine einarmige Studie an 243 Patienten mit Morbus Hodgkin, die nach autologer Stammzelltransplantation ein Rezidiv erlitten hatten. Der Gro&szlig;teil der Patienten (n=180) hatte bereits vor oder nach der Transplantation Brentuximab Vedotin erhalten. Die Ergebnisse waren schon 2016 pr&auml;sentiert worden und wurden am EHA-Kongress mit einem Langzeit-Follow-up von 16 bis 23 Monaten aufgefrischt. Das Nebenwirkungsprofil entsprach grunds&auml;tzlich den von Nivolumab bekannten Toxizit&auml;ten. Die Ansprechraten wurden bereits publiziert (Younes et al., Lancet Oncol 2016). Es konnten Raten zwischen 12&ndash;13 % (mit Vortherapie mit Brentuximab) und 29 % (ohne Vortherapie) erreicht werden. Das nun pr&auml;sentierte progressionsfreie &Uuml;berleben betrug in Kohorte A (keine Vortherapie) 18,3 Monate und in den Kohorten B und C (mit Vortherapie nach bzw. vor Transplantation) 14,7 bzw. 11,9 Monate. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass Nivolumab in diesem recht schwierigen Therapiesetting in der Lage ist, anhaltende komplette Remissionen zu bewirken.</p> <h2>Indolente Lymphome</h2> <p>Zwei interessante Substanzen wurden f&uuml;r das fortgeschrittene follikul&auml;re Lymphom vorgestellt: Die DYNAMO-Studie (Abstract S777) untersuchte den PI3K-delta-Inhibitor Duvelisib bei 129 Patienten mit follikul&auml;rem Lymphom in fortgeschrittenen Therapielinien (drei Vortherapien im Median). Der Gro&szlig;teil der Patienten befand sich im Stadium III oder IV (46 % bzw. 39 % ). Die Ansprechrate lag bei 41 % , zus&auml;tzlich war bei 36 % der Patienten eine stabile Erkrankung festzustellen. Komplette Remissionen waren allerdings nicht zu verzeichnen. Das progressionsfreie &Uuml;berleben betrug 9,2 und das Gesamt&uuml;berleben 11,1 Monate. Die Nebenwirkungen waren zumeist vom Grad 1&ndash;2, allerdings gab es 17 % toxizit&auml;tsbedingte Therapieabbr&uuml;che. Bedrohliche Nebenwirkungen waren trotzdem sehr selten, insbesondere wurden eine Pneumozystis- und drei CMV-Infektionen verzeichnet. Es handelt sich um eine weitere nicht uninteressante Therapieoption f&uuml;r das fortgeschrittene Stadium.<br />Copanlisib ist eine weitere Substanz aus der Klasse der PI3K-Inhibitoren, die in einer &auml;hnlichen Population getestet worden ist. In der CHRONOS-1-Studie wurden 141 Patienten behandelt, die ebenfalls im Median drei Vortherapien gegen das follikul&auml;re Lymphom erhalten hatten (Abstract S776). Ein Ansprechen wurde bei 58,7 % erreicht, eine Stabilisierung bei 33,7 % . Im Unterschied zur DYNAMO-Studie konnten allerdings auch komplette Remissionen verzeichnet werden (14,4 % , n=15). Die Toxizit&auml;t inkludierte Diarrh&ouml; (5 % Grad 3), Zytopenien, Fatigue und Fieber, insbesondere aber auch Hyperglyk&auml;mien (50 % der Patienten). Die Dauer des Ansprechens war mit etwa einem Jahr erfreulich hoch, gerade in dieser schwer zu behandelnden Gruppe. <br />Zuletzt wurde noch eine Neuauswertung der GALLIUM-Studie, &uuml;ber die bereits berichtet wurde, pr&auml;sentiert (Abstract S775). Urspr&uuml;nglich getestet wurde Rituximab gegen Obinutuzumab in der Erstlinientherapie bei follikul&auml;rem Lymphom. Die aktuelle Auswertung bezog sich auf Unterschiede in den verschiedenen Chemotherapie-Backbones (Bendamustin, CVP oder CHOP). Randomisiert wurden 1202 Patienten, die Auswahl des Chemotherapieprotokolls war allerdings nicht randomisiert, sondern erfolgte durch den Behandler. Dementsprechend hatten Patienten unter CHOP weniger Komorbidit&auml;ten, aber die Toxizit&auml;t war erwartbar h&ouml;her als unter CVP oder Bendamustin. Der signifikant bessere Effekt von Obinutuzumab blieb allerdings &uuml;ber alle Chemotherapie-Backbones erhalten (progressionsfreies 3-Jahres-&Uuml;berleben unter Bendamustin 84,1 vs. 76,4 % , f&uuml;r CVP 71,3 vs. 64,2 % , f&uuml;r CHOP 80,6 vs. 75,6 % ).</p></p>
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