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Posturale Kontrolle bei Lumbalgie

<p class="article-intro">Die Lendenwirbelsäule wird in ihrer korrekten Haltung durch die tiefe Bauch- und Rückenmuskulatur geschützt und stabilisiert. Ein gezieltes Training dieser Muskeln kann Rückenschmerzen lindern und die posturale Kontrolle verbessern.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Prof. Dr. Ronald Dorotka, Wien, h&auml;lt die posturale Kontrolle f&uuml;r einen essenziellen Faktor in der Pr&auml;vention und Therapie von R&uuml;ckenschmerzen. Was ist darunter zu verstehen? &bdquo;Das ist die statische und dynamische F&auml;higkeit, sich gegen die Wirkung der Schwerkraft aufzurichten&ldquo;, erkl&auml;rt Dorotka. &bdquo;Diese Haltungskontrolle &auml;ndert sich &ndash; je nach der Position des K&ouml;rpers im Raum &ndash; st&auml;ndig.&ldquo; An der posturalen Kontrolle beteiligt sind das Zentralnervensystem (Vestibularorgan, visuelles System, Propriozeption, Exterozeption, Antizipation) sowie der aktive und passive Bewegungsapparat. Muskul&auml;r wirken hier einerseits globale Muskelgruppen, die f&uuml;r die Hauptbewegungen der Wirbels&auml;ule verantwortlich sind; diese Muskeln werden bei herk&ouml;mmlichen Sportarten und auch beim unspezifischen Krafttraining trainiert. F&uuml;r die segmentale Stabilisierung sind andererseits die lokalen, tiefen Muskelgruppen verantwortlich. Dazu z&auml;hlen der M. transversus abdominis und die kurzen Anteile der Mm. multifidii. Diese k&ouml;nnen nur in physiotherapeutischen &Uuml;bungen oder im Rahmen eines speziellen R&uuml;ckentrainings aktiviert werden.</p> <h2>Muskeln in der Tiefe</h2> <p>&bdquo;Die tief liegenden R&uuml;ckenmuskeln sind kurz und verlaufen zwischen den einzelnen Lumbalsegmenten. Sie sind daher kaum imstande, Bewegung und Gleichgewicht zu steuern&ldquo;, erkl&auml;rt Dorotka. &bdquo;Sie sind aber gut daf&uuml;r geeignet, die einzelnen Segmente der Wirbels&auml;ule zu stabilisieren.&ldquo; Sie haben eine &bdquo;Steady state&ldquo;-Funktion, d.h., man kann sie mit geringer Aktivit&auml;t &uuml;ber einen l&auml;ngeren Zeitraum anspannen. Sie sind aber anf&auml;llig f&uuml;r Atrophie und morphologische Ver&auml;nderungen wie Fetteinlagerung und verringerte Kapillarisierung.<br /> Der tief liegende Bauchmuskel (M. transversus abdominis) kann aufgrund seiner anatomischen Lage ebenfalls zur Stabilit&auml;t der Wirbels&auml;ule beitragen. Er spielt eine Rolle bei der sogenannten &bdquo;feedforward contraction&ldquo;, d.h., er stabilisiert die Wirbels&auml;ule vor einer erwarteten Belastung. Aber auch bei einer unerwarteten Belastung, wie z.B. einer pl&ouml;tzlichen Ersch&uuml;tterung oder einem Sturz, ist der M. transversus abdominis der Muskel, der noch vor allen anderen Rumpfmuskeln aktiviert wird, wie EMG-Messungen gezeigt haben (Creswell AG et al: Exp Brain Res 1994; 98: 336-41).</p> <h2>Mit Training stabilisieren</h2> <p>&bdquo;Ein hoher Anteil von R&uuml;ckenschmerzen entsteht durch Muskelfunktionsdefizite&ldquo;, so Dorotka. &bdquo;Das k&ouml;nnen Muskelschw&auml;che, eine gest&ouml;rte Muskelkoordination oder verz&ouml;gerte Muskelreaktionszeiten sein.&ldquo; Verschiedenste therapeutische Ans&auml;tze stehen zur Verbesserung der posturalen Stabilisierung zur Verf&uuml;gung. Dazu z&auml;hlen globales Krafttraining, Krafttraining zur segmentalen Stabilisierung, &Uuml;bungen auf einem Ball oder instabilen Platten etc.<br /> Nicht nur zur Behandlung, sondern auch zur Sekund&auml;rpr&auml;vention unspezifischer R&uuml;ckenschmerzen sind laut Dorotka Verhaltens&auml;nderungen im Alltag, Beruf und Sport sowie eine Verbesserung der posturalen Kontrolle essenziell. Herk&ouml;mmliches Krafttraining der oberfl&auml;chlichen R&uuml;ckenmuskulatur, wie es in Fitness- Centern angeboten wird, behebt die Ursache von R&uuml;ckenschmerzen oft nicht. Vor dem eigentlichen Krafttraining sollte die Wirbels&auml;ule segmental stabilisiert werden. Durch das Training des M. transversus abdominis und der M. multifidii lumbalis k&ouml;nnen R&uuml;ckenbeschwerden gezielter behandelt werden. Sie bringen die einzelnen Wirbelk&ouml;rper in die biomechanisch richtige Position, um so z.B. die Bandscheibe vor Fehlbelastungen zu sch&uuml;tzen.</p> <h2>Sensorgesteuertes Training</h2> <p>F&uuml;r die St&auml;rkung der segmentalen Stabilisierung &uuml;ber die lokale Muskulatur haben sich z.B. die Therapieger&auml;te nach Dr. Wolff als hilfreich erwiesen. Diese eignen sich nach der Physiotherapie ganz besonders f&uuml;r ein mehrmonatiges Muskelaufbau- und Vorbeugetraining. Im Gegensatz zum Krafttraining im Fitnessstudio wird hier speziell die tiefe R&uuml;ckenmuskulatur gest&auml;rkt. Das Konzept unterscheidet sich grundlegend von herk&ouml;mmlichen Systemen: Die &Uuml;bungen sind charakterisiert durch einen kleinen Bewegungsumfang, sind aber koordinativ anspruchsvoll. Angesteuert werden der M. transversus und die Mm. multifidii. Die Aktivierung der tief liegenden Muskulatur erfolgt in drei &Uuml;bungspositionen (stehend, sitzend und liegend) und in drei Ebenen (sagittal, frontal und transversal). Digitale Sensoren erfassen die Bewegungen des Patienten und dokumentieren sie &uuml;ber eine optische Anzeigeeinheit. Diese Visualisierung der Trainingsbewegung und der &Uuml;bungsposition erleichtert das Erlernen und &bdquo;Verinnerlichen&ldquo; der &Uuml;bungen. Ziele sind die Wiederherstellung des Zusammenspiels von ZNS und aktivem und passivem Bewegungssystem und die Wiedererlangung der motorischen Kontrolle &uuml;ber Lendenwirbels&auml;ule und Becken. Denn bei akuten und chronischen Schmerzen wird die tief liegende Muskulatur von Gehirn und Nervensystem oft nicht mehr aktiviert, was zu einer weiteren Verschlimmerung der Situation f&uuml;hrt. Durch das Training an sensorgesteuerten Ger&auml;ten werden die stabilisierenden Muskeln der Lendenwirbels&auml;ule reaktiviert, die kn&ouml;chernen Strukturen werden entlastet. Dorotka empfiehlt vor allem in der Anfangsphase der Therapie ein 8-w&ouml;chiges Training an diesen Ger&auml;ten. Daran anschlie&szlig;end sollte zus&auml;tzlich mit der St&auml;rkung der Bewegungsmuskulatur begonnen werden: &bdquo;Ein sensomotorisches Training zur Optimierung des neuromuskul&auml;ren Zusammenspiels kann die Bewegungskontrolle der Wirbels&auml;ule verbessern. Begleitende Physiotherapie bzw. medizinische Trainingstherapie tragen zur Vergr&ouml;&szlig;erung des schmerzfreien Bewegungsumfangs, zur Reduktion der Schmerzangst und zum Wiedererlangen der physiologischen Muskelaktivit&auml;t bei.&ldquo; Eine gut trainierte tief liegende Muskulatur kann auch bei pl&ouml;tzlichen Bewegungen oder h&ouml;herer Belastung die Stabilit&auml;t im jeweils ben&ouml;tigten Segment der Wirbels&auml;ule sicherstellen, wodurch Bandscheibensch&auml;den und anderen Verletzungen im R&uuml;cken vorgebeugt wird.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1704_Weblinks_ortho_1704__s70_foto.jpg" alt="" width="1455" height="896" /></p> <p>R&uuml;ckentherapie nach Dr. Wolff wird an zahlreichen Standorten in ganz &Ouml;sterreich angeboten. N&auml;here Informationen: <a href="https://rueckentherapie-center.com">www.rueckentherapie-center.com</a></p></p>
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