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Schlaganfallversorgung in Österreich

Lorbeeren und Herausforderungen

<p class="article-intro">Die Errungenschaften der modernen Schlaganfallbehandlung kommen in Österreich bei der Mehrzahl der Patienten auch tatsächlich an. Im internationalen Vergleich ist die Versorgung hierzulande vorbildlich, sagt die Präsidentin der ÖGN. Hinsichtlich Prävention gibt es aber noch viel zu tun. </p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Neuro_1704_Weblinks_s8.jpg" alt="" width="1020" height="614" /></p> <p>Der Welttag des Gehirns (22. Juli) war dieses Jahr dem Thema Schlaganfall gewidmet. Vor Kurzem hat ja die WHO beschlossen, den Schlaganfall als neurologische Erkrankung zu klassifizieren statt wie bisher als kardiovaskul&auml;re Erkrankung. Die neue ICD-Klassifikation wird voraussichtlich 2018 in Kraft treten. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Grisold, Generalsekret&auml;r der World Federation of Neurology (WFN), freut sich dar&uuml;ber: &bdquo;Die Neuzuordnung ist wichtig f&uuml;r Ressourcenplanung und Finanzierung im Interesse unserer Patienten.&ldquo; Schlaganfall ist laut Grisold die h&auml;ufigste Ursache f&uuml;r Behinderungen und auch in Low-Income-L&auml;ndern im Vormarsch.<br />Die Behandlung hat in den letzten Jahren gro&szlig;e Fortschritte gemacht, berichtet Univ.-Doz. Dr. Elisabeth Fertl, Pr&auml;sidentin der &Ouml;GN: &bdquo;F&uuml;r die Akuttherapie stehen derzeit drei sehr effektive Ma&szlig;nahmen zur Verf&uuml;gung: die Behandlung auf einer Stroke Unit, die intraven&ouml;se Thrombolyse und die endovaskul&auml;re Thrombektomie.&ldquo; Die Versorgung in &Ouml;sterreich bezeichnet Fertl als sehr zufriedenstellend: &bdquo;Wir haben ein fl&auml;chendeckendes Netzwerk von Stroke Units und Interventionszentren f&uuml;r die endovaskul&auml;re Behandlung.&ldquo; Auch die Forschung sei &bdquo;gut aufgestellt&ldquo;. Vermehrte Anstrengungen seien hingegen noch bez&uuml;glich Pr&auml;vention und Fr&uuml;herkennung zu unternehmen. Mit &Ouml;ffentlichkeitsarbeit sollen die Symptome des Schlaganfalls ins Bewusstsein der Bev&ouml;lkerung ger&uuml;ckt werden. <br />&bdquo;Es geht aber auch darum, nach der Akutversorgung die Weiterbetreuung und Rehabilitationsphase optimal zu gestalten&ldquo;, betont Fertl. Hier hat der &Ouml;sterreichische Strukturplan Gesundheit (&Ouml;SG) 2017 einige Strukturvorgaben festgelegt. So sieht der Plan etwa sogenannte Spezialzentren vor, die bez&uuml;glich der dort durchgef&uuml;hrten Behandlungen einen hohen Grad an Expertise sowie interdisziplin&auml;re Zusammenarbeit erforderlich machen, jedoch nicht im Rahmen einer eigenen Organisationsform gef&uuml;hrt werden. Ein explizit genannter Anwendungsbereich dieser Kooperationsform ist die endovaskul&auml;re Schlaganfalltherapie.</p> <h2>Handlungsbedarf beim Lebensstil</h2> <p>Doz. Dr. Julia Ferrari, Vorstandsmitglied der &Ouml;GN, berichtete &uuml;ber die Ergebnisse der INTERSTROKE-Studie<sup>1</sup>, die Daten aus 32 L&auml;ndern auswertete, sowie &uuml;ber Daten aus dem &ouml;sterreichischen Stroke-Unit-Register. Wie erwartet sind die haupts&auml;chlichen Risikofaktoren f&uuml;r Schlaganfall lebensstilabh&auml;ngig. In &Ouml;sterreich sind leider viele dieser Risikofaktoren &ndash; wie Hypertonie, Hypercholesterin&auml;mie, Nikotinabusus und Vorhofflimmern &ndash; oft schon in der jungen Bev&ouml;lkerung (bei Personen j&uuml;nger als 40 Jahre) anzutreffen, sagt Ferrari. Hier m&uuml;sse man ansetzen. Dass mit der Beeinflussung des Lebensstils das Schlaganfallrisiko gesenkt werden kann, h&auml;tte sich z.B. schon durch das Rauchverbot in &ouml;ffentlichen Geb&auml;uden gezeigt. <br />Auch in der Sekund&auml;rpr&auml;vention bleibt die Lebensstilumstellung ein herausforderndes Hauptthema. Strukturierte Nachsorgeprogramme k&ouml;nnen hierbei hilfreich sein. So konnten z.B. in einer australischen Studie<sup>2</sup> Erfolge mit personalisierten Nachrichten, die mehrmals pro Woche per App an Patienten mit koronarer Herzerkrankung gesendet wurden, erzielt werden: &bdquo;Nach sechs Monaten hatten diese Patienten bessere Cholesterin- und Blutdruckwerte als die Vergleichsgruppe. Sie waren auch k&ouml;rperlich aktiver, hatten mehr Gewicht verloren und deutlich mehr von ihnen hatten mit dem Rauchen aufgeh&ouml;rt&ldquo;, berichtet Ferrari. <br />Ein &ouml;sterreichisches Projekt in dieser Richtung ist die &bdquo;StrokeCard&ldquo;: Patienten, die in das Nachsorgeprogramm aufgenommen worden sind, bekommen einen Link f&uuml;r eine personalisierte Website, auf der sie laufend Blutdruckwerte, Bewegung, Ta&shy;bakkonsum und K&ouml;rpergewicht eintragen k&ouml;nnen. Ein Ampelsystem gibt Feedback, wie gut die Risikofaktoren unter Kontrolle sind (<a href="https://ches.tirol-kliniken.at">https://ches.tirol-kliniken.at</a>).</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Vorab-Pressegespräch anlässlich des „Welttages des Gehirns“, 2017, 18. Juli 2017, Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> O&rsquo;Donnell MJ et al.: Lancet 2016; 388: 761-5 <strong>2</strong> Cow CK et al.: JAMA 2015; 314(12): 1255-63</p> </div> </p>
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