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Weniger symptomatische Thromboembolien unter Rivaroxaban
Jatros Digital
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27.08.2018
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<p class="article-intro">Im Rahmen des ESC Kongresses in München wurden die Ergebnisse der Studie MARINER präsentiert. Sie zeigen eine Reduktion symptomatischer VTE bei Patienten nach Krankenhausaufenthalten aus nicht-chirurgischen Gründen durch das NOAK Rivaroxaban. Der primäre Endpunkt der Studie wurde allerdings verfehlt.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Patienten, die wegen einer Akuterkrankung hospitalisiert werden müssen, weisen sowohl während als auch nach dem Krankenhausaufenthalt ein erhöhtes Risiko venöse Thromboembolien (VTE) auf. Im Krankenhaus wird diesem Problem bei Bedarf mit niedermolekularem Heparin oder anderen geeigneten Maßnahmen vorgebeugt. Für die Zeit nach der Entlassung gibt es aktuell keine Empfehlungen.</p> <h2>Multizentrische Studie mit mehr als 12.000 Patienten</h2> <p>Im Rahmen der MARINER Studie (Medically Ill Patient Assessment of Rivaroxaban Versus Placebo IN Reducing Post-Discharge Venous Thrombo-Embolism Risk) wurde die Frage gestellt, ob orale Antikoagulation mit Rivaroxaban über 45 Tage nach Entlassung aus dem Krankenhaus das Risiko eines kombinierten Endpunkts aus symptomatischen VTE und tödlichen Thromboembolien reduzieren kann. Die einfache Antwort lautet: Nein. Doch bei genauer Betrachtung liegen die Dinge vermutlich um einiges komplizierter. Denn das NOAK reduziert signifikant die Inzidenz symptomatischer VTE, nicht jedoch der Todesfälle durch VTE. Da der primäre Endpunkt nicht erreicht wurde, sind alle sekundären Endpunkte als exploratorische Endpunkte zu betrachten, wie Studienautor Prof. Dr. Alex Spyropoulos von der Donald and Barbara Zucker School of Medicine in Hofstra/Northwell, New York, angesichts der Präsentation der Daten ausführte.</p> <p>In die Studie waren 12 024 Patienten mit erhöhtem VTE-Risiko aus 671 Zentren in 36 Ländern eingeschlossen. Die Patienten waren mindestens 40 Jahre alt und waren entweder wegen einer akuten Erkrankung hospitalisiert worden oder wiesen andere Risikofaktoren für eine VTE wie Immobilisierung für mindestens einen Tag, Lähmung einer Extremität, stattgehabte VTE, Thrombophilie oder einen D-Dimer Spiegel über dem Doppelten des Normalwerts auf und wurden über 45 Tage mit Rivaroxaban 10mg/Tag, bzw. 7,5mg bei eingeschränkter Nierenfunktion oder Placebo behandelt. Für die finale Analyse waren 12 019 Patienten verfügbar, von denen 11 962 (99,5 % ) die Studienmedikation zumindest einmal eingenommen hatten. Wichtigste Ursachen für den Krankenhausaufenthalt waren Herzinsuffizienz, respiratorische Insuffizienz, Infektionskrankheiten und ischämischer Schlaganfall.</p> <h2>Studienergebnisse werfen Fragen auf</h2> <p>In den 45 Tagen nach Entlassung entwickelten 50 (0,83 % ) der Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe eine symptomatische VTE oder starben an einer VTE (primärer Endpunkt). In der Placebo-Gruppe betraf dies 66 (1,1 % ) Patienten (p=0,136). Damit war der primäre Endpunkt nicht erreicht.<br /> Betrachtet man allerdings nur die Komponente symptomatische VTE (also tiefe Beinvenenthrombose oder nicht tödliche Lungenembolie) so lag die Inzidenz mit 0,18 % in der Rivaroxaban-Gruppe niedriger als in der Placebo-Gruppe mit 0,42 % . Die Differenz war signifikant (HR 0,44; 95 % CI: 0,22-0,89; p=0,023). Ein signifikanter Unterschied ergab sich auch im Hinblick auf einen exploratorischen Endpunkt aus symptomatischer VTE und Gesamtmortalität mit 1,3 % unter Rivaroxaban vs. 1,78 % unter Placebo (HR 0,73; 95 % CI: 0,54-0.97; p=0,033). Schwere Blutungen (primärer Sicherheitsendpunkt) trat bei 17 (0,28 % ) der Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe und bei neun (0,15 % ) der Patienten in der Placebo-Gruppe ein (p=0,124).</p> <p>Die Frage, warum Rivaroxaban die Inzidenz symptomatischer Thromboembolien und die Gesamtmortalität, nicht jedoch die Mortalität durch Thromboembolien reduziert, bleibt ungeklärt. Im Rahmen der Diskussion der Studie äußerte Prof. Dr. Malte Kelm vom Universitätsspital Düsseldorf die Vermutung, es könne sich um Fehldiagnosen handeln. Zahlreiche an der Studie beteiligte Zentren führten kaum Obduktionen durch und die Frage, ob ein Todesfall mit einer VTE in Zusammenhang stehe oder nicht, wurde in vielen Fällen anhand der klinischen Einschätzung entschieden.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Spyropoulos A et al.: MARINER - Medically Ill Patient Assessment of Rivaroxaban Versus Placebo IN Reducing Post-Discharge Venous Thrombo-Embolism Risk. SC 2018; Hotline Session 1: FP2066. Die Studie wurde zeitgleich im New England Journal of Medicine online publiziert.
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