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Herzgesundheit im 21. Jahrhundert

Vernetzung: der Schlüssel zum Disease Management der Herzinsuffizienz

<p class="article-intro">Die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG) fordert alle Stakeholder im Gesundheitswesen dazu auf, der Herzinsuffizienz mehr Beachtung zu schenken. Disease-Management-Programme sollten flächendeckend umgesetzt werden, um die hohe Sterblichkeitsrate und die Häufigkeit der Wiederaufnahmen ins Spital bei dieser Erkrankung endlich zu senken.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Herzinsuffizienz ist eine ernsthafte und lebensbedrohende Erkrankung, von der bis zu 300 000 &Ouml;sterreicher und &Ouml;sterreicherinnen betroffen sind. &bdquo;Die Prognose der Herzinsuffizienz ist schlecht, obwohl die Medizin heute gute M&ouml;glichkeiten zur Behandlung hat. Besonders Patienten, die keine optimale Therapie erhalten, versterben mit Herzinsuffizienz rascher als mit den verschiedensten Karzinomen. Statistisch gesehen sterben 20 bis 30 Prozent der diagnostizierten Patienten innerhalb eines Jahres. Nach f&uuml;nf Jahren sind bereits 50 bis 60 Prozent verstorben. Dies liegt viel zu oft daran, dass die Patienten zwar gut akut versorgt werden, aber in ihrem Alltag mit der Krankheit allein gelassen werden&ldquo;, erkl&auml;rt die Pr&auml;sidentin der &Ouml;KG, Prim. Univ.-Prof. Dr. Andrea Podczeck- Schweighofer von der 5. Med. Abteilung des SMZ S&uuml;d in Wien.</p> <h2>F&uuml;r bessere Versorgungsstrukturen nach der Spitalsentlassung</h2> <p>&bdquo;Herzinsuffizienz ist die h&auml;ufigste Diagnose bei Spitalsentlassungen bei Patienten &uuml;ber 65 Jahre. Heute werden 50 Prozent der Patienten innerhalb von 6 Monaten nach Entlassung wieder im Spital aufgenommen. Das gr&ouml;&szlig;te Sterberisiko, die sogenannte vulnerable Phase, ist ebenfalls in den Monaten kurz nach der Spitalsentlassung. Darum ist eine dichtere &Uuml;berwachung nach Entlassung aus dem Krankenhaus dringend n&ouml;tig&ldquo;, erl&auml;utert Univ.-Doz. Dr. Martin H&uuml;lsmann, der Leiter der Spezialambulanz Herzinsuffizienz am AKH Wien und der Leiter der AG Herzinsuffizienz in der &Ouml;KG. <br />Dr. Gerald Bachinger, der Bundessprecher der &Ouml;sterreichischen Patientenanw&auml;ltInnen, erg&auml;nzt: &bdquo;In unserem Land werden noch immer Menschen offensichtlich unvorbereitet und ohne Chance auf eine dringend notwendige Nachsorge aus dem Spital entlassen. Es kann nicht sein, dass bei einer weitverbreiteten Krankheit wie der Herzinsuffizienz zwei Drittel der Wiederaufnahmen ins Krankenhaus aufgrund von vermeidbaren Faktoren erfolgen. Noch dazu, wenn wir bereits die L&ouml;sung f&uuml;r das Problem kennen und genau wissen, dass ein Disease-Management-Programm notwendig und finanzierbar w&auml;re.&ldquo; <br />Die &Ouml;KG fordert einen nationalen Plan f&uuml;r ein strukturiertes Disease-Management- Programm der Herzinsuffizienz. Diese zeitgem&auml;&szlig;e Form der Betreuung chronisch kranker Menschen hat sich als &auml;u&szlig;erst effektiv erwiesen. Weltweit und in &Ouml;sterreich gibt es ausreichend wissenschaftlich untermauerte Evidenz f&uuml;r den Erfolg dieser Ma&szlig;nahmen.</p> <h2>Vernetzung &ndash; pers&ouml;nlich, professionell und technisch</h2> <p>Disease-Management-Programme k&ouml;nnen unterschiedlich ausgeformt sein. Viele beziehen Tools der Telemedizin ein und n&uuml;tzen somit die technischen Vernetzungsm&ouml;glichkeiten. Viel wichtiger ist die professionelle und menschliche Vernetzung. Die verschiedenen Health Care Professionals m&uuml;ssen die M&ouml;glichkeit haben, sich &uuml;ber die Situation des jeweiligen Patienten auszutauschen, und die Zeit haben, den Betroffenen umfassend zu informieren und zu motivieren, denn die aktive Einbeziehung des Patienten verspricht den h&ouml;chsten Erfolg. Gerade lebensstilabh&auml;ngige, chronische Krankheiten wie die Herzinsuffizienz bedingen immer einen hohen Kommunikationsaufwand, der auch entsprechende zeitliche und finanzielle Ressourcen erfordert. Durch Reduktion von Spitalsaufnahmen in weiterer Folge sind diese jedoch letztendlich zumindest kostenneutral.</p> <h2>HerzMobil Tirol</h2> <p>HerzMobil Tirol ist das erste Disease- Management-Programm f&uuml;r Herzinsuffizienz, das in &Ouml;sterreich in die Regelversorgung &uuml;bernommen wurde. Der medizinische Leiter von HerzMobil Tirol, Univ.-Prof. Dr. Gerhard P&ouml;lzl von der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Innere Medizin III an der Med Uni Innsbruck, berichtet: &bdquo;HerzMobil Tirol ist kostend&auml;mpfend und reduziert die Krankenhauswiederaufnahmen. Durch die aktive Einbindung der Patienten wird die Compliance gest&auml;rkt. Die Patienten lernen mit der Erkrankung umzugehen, f&uuml;hlen sich sicherer und tragen so selbst zur Steigerung ihrer Lebensqualit&auml;t bei. Zeitnah kann die Therapie, aber auch das pflegerische und soziale Setting an die Situation angepasst werden.&ldquo;</p> <h2>Der gesundheitspolitische Blick</h2> <p>Abschlie&szlig;end betont LR Dr. Martin Eichtinger, der Vorsitzende des N&Ouml;GUS &ndash; N&Ouml; Gesundheits- und Sozialfonds: &bdquo;Patienten in Disease-Management-Programmen, also Betreuungsprogrammen, haben eine signifikant geringere Mortalit&auml;t, weniger Folgesch&auml;den, seltenere und k&uuml;rzere Spitalsaufenthalte, h&ouml;here Lebensqualit&auml;t und mehr Wissen &uuml;ber ihre Erkrankung, was zu einer gesteigerten Compliance f&uuml;hrt. Diese Betreuungsprogramme m&uuml;ssen aber auch finanziert sein. Gerade wenn sie unserem Gesundheitssystem helfen, langfristig und effizient Kosten zu sparen, ist es wichtig, diese Finanzierung umzusetzen. Diese Umsetzungen k&ouml;nnen aber nur alle Entscheider im Gesundheitssystem gemeinsam erreichen, da unser System komplex ist und aus mehreren T&ouml;pfen gespeist wird. Darum lade ich alle Stakeholder im Gesundheitswesen ein, gemeinsam L&ouml;sungen zu entwickeln, wie wir die Umsetzung von Betreuungsprogrammen erleichtern k&ouml;nnen, gerade wenn die Evidenzlage so klar ist wie bei der Herzinsuffizienz.&ldquo;</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Pressegespräch der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) „Herzgesundheit im 21. Jahrhundert: Vernetzung ist der Schlüssel für ein Disease Management der Herzinsuffizienz“, 21. März 2019, Wien </p>
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