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Stellenwert der Echokardiografie beim MitraClip®-Verfahren

<p class="article-intro">Das MitraClip<sup>®</sup>-Verfahren ist eine katheterinterventionelle Technik zur Therapie der Mitralinsuffizienz (MI) für Hochrisikopatienten oder Patienten, bei denen eine konventionelle herzchirurgische Operation nicht möglich ist. In Anlehnung an ein von Alfieri entwickeltes chirurgisches Rekonstruktionsverfahren werden die beiden Mitralklappensegel „edge-to-edge“ aneinandergeclippt, um eine Reduktion des MI-Jets zu erreichen. Da die Echokardiografie die bevorzugte bildgebende Methode zur Beurteilung der Mitralklappenmorphologie und -funktion darstellt, spielt sie eine entscheidende Rolle für die MitraClip<sup>®</sup>-Implantation.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Echokardiografie erm&ouml;glicht beim MitraClip<sup>&reg;</sup>-Verfahren in der pr&auml;interventionellen Diagnostik eine optimale Patientenselektion bez&uuml;glich des zugrunde liegenden Pathomechanismus und der Schweregradbestimmung der MI sowie der anatomischen Eignung der Mitralklappe.</li> <li>Periinterventionell ist die Echokardiografie bei der MitraClip<sup>&reg;</sup>- Prozedur zur Steuerung der Intervention und zur Beurteilung des Interventionsergebnisses mit Bestimmung der residualen MI und einer eventuell eingetretenen Stenosekomponente unerl&auml;sslich.</li> <li>Postinterventionell erfolgt echokardiografisch im Verlauf die Beurteilung der MI und eines bei der funktionellen MI eintretenden &bdquo;reverse remodeling&ldquo;.</li> <li>Die echokardiografisch und die interventionell Untersuchenden m&uuml;ssen Kenntnisse in der jeweils anderen Technik erwerben.</li> </ul> </div> <p><strong>Diagnosestellung und Schweregrad</strong></p> <p>Pr&auml;interventionell m&uuml;ssen nach echokardiografischer Diagnosestellung einer MI der jeweils zugrunde liegende Pathomechanismus, der Schweregrad der MI und dar&uuml;ber hinaus die morphologische Eignung f&uuml;r eine MitraClip<sup>&reg;</sup>-Behandlung abgekl&auml;rt werden. Hierbei werden neben der transthorakalen Echokardiografie (TTE) auch die trans&ouml;sophageale 2D- und 3D-Untersuchungstechnik (2D/3D-TEE) eingesetzt. Generell kommt das MitraClip<sup>&reg;</sup>-Verfahren bei Vorliegen einer hochgradigen MI in Betracht. Eine funktionelle (sekund&auml;re) MI liegt vor, wenn eine Ver&auml;nderung der Mitralklappengeometrie durch Verlagerung der Papillarmuskeln und Dilatation des Klappenringes mit einem &bdquo;remodeling&ldquo; des linken Ventrikels zu einer Koaptationsst&ouml;rung und Restriktion der Klappensegel f&uuml;hrt. Im Vergleich dazu sind bei einer degenerativen (prim&auml;ren) MI-Erkrankung Ver&auml;nderungen des Mitralklappenapparates vorhanden.<br /> Zur Schweregradabsch&auml;tzung der MI stellt die PISA-Methode trotz einiger Limitationen unter allen quantitativen und qualitativen m&ouml;glichen Methoden die beste dar. Dementsprechend wird eine degenerative MI bei einer Regurgitations&ouml;ffnungsfl&auml;che von &gt;40mm<sup>2</sup> und einem Regurgitationsvolumen von &gt;60ml bzw. eine funktionelle MI ab einer Regurgitationsfl&auml;che von &gt;20mm<sup>2</sup> und einem Regurgitationsvolumen ab 30ml als hochgradig (Grad 3 und 4) bewertet (Abb. 1).</p> <p><strong>Mitralklappenmorphologie muss gekl&auml;rt sein</strong></p> <p>Vor Durchf&uuml;hrung der MitraClip<sup>&reg;</sup>-Prozedur muss gekl&auml;rt sein, ob die Mitralklappenmorphologie eine Clipping-Prozedur Erfolg versprechend erscheinen l&auml;sst. Bei der &Uuml;berpr&uuml;fung, ob die Mitralklappe f&uuml;r ein Clipping morphologisch geeignet ist, wird derzeit zwischen einer optimalen Morphologie, einer bedingt geeigneten Klappenmorphologie und einer ungeeigneten Klappenmorphologie unterschieden. Erstmals wurden entsprechende morphologische Einschlusskriterien in den EVEREST-Studien definiert. Dementsprechend liegt eine optimale morphologische Eignung im Falle einer funktionellen MI bei einer Lokalisation des MI-Jets im A2/P2-Segment der Mitralklappe, keinen Kalzifizierungen in der potenziellen Greifzone, einem ausreichend langen posterioren Segel (&gt;10mm) und bei einer Koaptationsl&auml;nge von mehr als 2mm bzw. einer Koaptationstiefe von weniger als 11mm vor (Abb. 2).<br /> Bei einer degenerativen MI liegt eine optimale Klappenmorphologie vor, wenn die Breite des Flails oder Prolapses 2 betragen. Wenn das Team, das die Implantation durchf&uuml;hrt, &uuml;ber ein gewisses Erfahrungsspektrum verf&uuml;gt, kann das MitraClip<sup>&reg;</sup>-Verfahren jedoch auch bei suboptimaler Klappenmorphologie erfolgreich angewendet werden.</p> <p><strong>TEE spielt wichtige Rolle bei der Beurteilung</strong></p> <p>Intraprozedural wird jeder Schritt mittels 2D- und 3D-TEE verfolgt (Abb. 3). Die Fluoroskopie spielt nur eine sekund&auml;re Rolle. Die 3D-TEE erleichtert im Vergleich zur 2D-Darstellung die r&auml;umliche Orientierung bei den verschiedenen Prozedurschritten:</p> <ul> <li>Bestimmung des transseptalen Punktionsortes</li> <li>F&uuml;hrung des Clip-Einf&uuml;hrungssystems durch das Septum in den linken Vorhof</li> <li>F&uuml;hrung der Positionierung des Clip- Freisetzungssystems aus dem Interventionskatheter und Ausrichtung des ge&ouml;ffneten Clips senkrecht zur Koaptationslinie &uuml;ber dem Insuffizienzjet der Mitralklappe im linken Vorhof</li> <li>Vorbringen des Systems in den linken Ventrikel und Ausrichtung des ge&ouml;ffneten Clips senkrecht zur Koaptationslinie &uuml;ber dem Insuffizienzjet der Mitralklappe im linken Ventrikel</li> <li>Fangen der Segel</li> <li>Schlie&szlig;en und Freisetzen der Clips</li> <li>Analyse des Clippings (Segelerfassung, Gewebebr&uuml;cke, Rest-MI, eingetretene Stenose)</li> </ul> <p>Da es das Ziel einer MitraClip<sup>&reg;</sup>-Prozedur ist, die MI maximal zu reduzieren, erfolgt nach der Implantation des ersten bzw. jedes weiteren Clips eine Schweregradbeurteilung der residualen MI und der Stenosekomponente (mittlerer diastolischer Druckgradient &le;5mmHg). Weiterhin wird echokardiografisch beurteilt, ob beide Klappensegel durch den Clip ausreichend erfasst sind und eine Gewebebr&uuml;cke, die f&uuml;r einen gleichm&auml;&szlig;igen Zug des Clips auf die Klappensegel spricht, vorliegt (Abb. 2). Jeweils vor Entlassung des Patienten, nach 3&ndash;6 Monaten und weiter mindestens 1x j&auml;hrlich sollte eine TTE durchgef&uuml;hrt werden; dabei sollten folgende Befundparameter beurteilt und dokumentiert werden:</p> <ul> <li>Schweregrad der Rest-MI</li> <li>Mittlerer diastolischer Druckgradient &uuml;ber der Mitralklappe (Stenose?)</li> <li>Perikarderguss</li> <li>&bdquo;Reverse remodeling&ldquo; des linken Ventrikels</li> <li>Rechtsventrikul&auml;re Funktion und Pulmonalisdruck</li> <li>Iatrogener ASD, Links-rechts-Shunt oder Rechts-links Shunt</li> </ul> <p>Durch ein kontinuierliches echokardiografisches Monitoring k&ouml;nnen m&ouml;gliche Komplikationen wie Perikarderg&uuml;sse und -tamponaden, z.B. durch eine inad&auml;quate transseptale Punktion, eine Perforation der Herzh&ouml;hlen mit Dr&auml;hten und Kathetern sowie eine Thrombenbildung an dem eingef&uuml;hrten Fremdmaterial, und ein h&auml;modynamisch bedeutsamer iatrogener ASD sofort erfasst und entsprechende therapeutische Konsequenzen (Perikardpunktion, zus&auml;tzliche Heparingabe, interventioneller ASDVerschluss) eingeleitet werden.</p> <p>&nbsp;<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1702_Weblinks_ka1702-seite33_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="1030" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1702_Weblinks_ka1702-seite33_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="704" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1702_Weblinks_ka1702-seite33_abb3.jpg" alt="" width="1417" height="581" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Die Patientenauswahl beim MitraClip<sup>&reg;</sup>- Verfahren wird durch den Einsatz der verschiedenen Modalit&auml;ten der Echokardiografie wesentlich bestimmt. Intraprozedural ist die Echokardiografie ein unverzichtbares &bdquo;guiding tool&ldquo; und Voraussetzung f&uuml;r ein erfolgreiches Clipping.</p> </div></p>
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