<p class="article-intro">Mehr als 32.000 Interessierte aus aller Welt besuchten heuer die Jahrestagung der European Society of Cardiology (ESC), die vom 29. August bis 2. September in London abgehalten wurde. So wie es den Teilnehmern nicht möglich war, sämtliche Sitzungen zu besuchen, kann es auch im Folgenden nicht gelingen, einen vollständigen Überblick über die präsentierten Vorträge zu verschaffen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Die hier exemplarisch den einzelnen kardiologischen Themenblöcken zugeordneten Studienergebnisse stellen eine subjektive Auswahl einiger Untersuchungen dar, die einerseits praxisrelevante Fragen aus dem weiten Feld der Kardiologie zu beantworten versuchen und andererseits auch einen Ausblick auf die therapeutischen Optionen der Zukunft ermöglichen.</p> <h2>Prävention</h2> <p><strong>TECOS</strong> <br /> Im Rahmen der TECOS-Studie erhielten 14.671 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und manifester kardio­vaskulärer Erkrankung randomisiert Sitagliptin (n=7.332) oder Placebo (n=7.339) zusätzlich zur üblichen Behandlung. Die ergänzende Gabe weiterer antidiabetischer Medikamente zur optimalen Blutzuckerkontrolle war in beiden Gruppen möglich.<br /> <br /> Wie bereits publiziert erreichte Sita­gliptin nach einem medianen Follow-up von 2,9 Jahren die Non-Inferiority für den primären, kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, nicht töd­lichem Myokardinfarkt, nicht tödlichem Schlaganfall oder Hospitalisa­tion wegen instabiler Angina pectoris (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite8.jpg" alt="" width="425" height="310" /></p> <p><strong>Abb. 1:</strong> TECOS-Studie – primärer Endpunkt</p> <p>Weiters zeigte sich in Hinblick auf die Hospitalisationsrate wegen Herzinsuffi­zienz kein Unterschied zwischen den bei­den Gruppen nach Adjustierung des Aus­gangsstatus bezüglich Herzinsuffizienz (HR: 1,00; 95 % CI: 0,83–1,20; Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite9_1.jpg" alt="" width="426" height="310" /></p> <p><strong>Abb. 2:</strong> TECOS-Studie – Zeit bis zur ersten Hospitalisation/Herzinsuffizienz</p> <p>Nun ergaben nicht adjustierte Daten und multivariable Analysen ein ähnliches Bild (HR: 1,00; 95 % CI: 0,84–1,20 bzw. HR: 1,02; 95 % CI: 0,83–1,26).<br /> <br /> In früheren Studien (SAVOR-TIMI 53 und EXAMINE) waren DPP-4-Inhibitoren mit einem erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz assoziiert. Die am Jahreskongress der American Diabetes Association 2015 vorgestellten initialen Ergebnisse aus TECOS ließen, da sie bezüglich Herzinsuffizienzkontrolle adjustiert waren, offene Fragen unbeantwortet. Die nun (ebenfalls präspezifizierten) nicht adjustierten Analysen mit identischen Ergebnissen lassen darauf schließen, dass es keinen Hinweis auf ein erhöhtes Herzinsuffizienzrisiko unter Sitagliptin-Therapie gibt.<br /> Darren McGuire, Erstautor der Studie, von der University of Texas, Southwestern Medical Center, Dallas, Texas, USA, erklärte: „Da einige bisher angewandte medikamentöse Behandlungskonzepte bei Diabetes mellitus mit Herzinsuffizienz assoziiert wurden, ist es beruhigend zu wissen, dass Sitagliptin sicher eingesetzt werden kann.“</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskulären Erkrankungen können ohne Sicherheitsbedenken mit dem antidiabetischen Wirkstoff Sitagliptin behandelt werden, auch nach stattgehabtem Herzinsuffizienzereignis, wie eine aktuelle Analyse der TECOS(„Trial Evaluating Cardiovascular Outcomes with Sitagliptin“)-Studie gezeigt hat.</p> </div> <h2>Interventionelle Kardiologie</h2> <p><strong>OPTIDUAL Trial</strong><br /> Die Studie schloss 1.385 Patienten in 58 französischen Zentren nach perkutaner Koronarintervention (PCI) mit Implantation zumindest eines „drug-eluting stent“ (DES) bei entweder stabiler koronarer Herzkrankheit oder akutem Koronarsyndrom ein. Nach einem Jahr dualer plättchenhemmender Therapie (DAPT) wurden die Patienten randomisiert: entweder zur Monotherapie mit Aspirin allein oder zur Fortführung der DAPT für weitere 36 Monate (Abb. 3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite9_3.jpg" alt="" width="430" height="321" /></p> <p><strong>Abb. 3:</strong> Protokoll der OPTIDUAL-Studie</p> <p>Die Studie fand keinen statistisch signifikanten Unterschied des primären Sicherheitsendpunktes – kombiniert aus Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall und schwerwiegender Blutung – mit 5,8 % in der prolongierten DAPT-Gruppe und 7,5 % in der Aspirin-Gruppe (p=0,17; Abb. 4).<br /> <br /> Die Mortalitätsrate betrug 2,3 % in der prolongierten DAPT-Gruppe und 3,5 % bei den mit Aspirin allein behandelten Patienten (p=0,18).<br /> <br /> Jedoch zeigte sich ein Trend – nicht statistisch signifikant – in Richtung einer Reduktion ischämischer Ereignisse (Post-hoc-Analyse kombiniert aus Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall) unter verlängerter DAPT (4,2 % vs. 6,4 % in der Aspirin-Gruppe – HR: 0,64; 95 % CI: 0,40–1,02; p=0,06) ohne gesteigerte Blutungsrate (2,0 % in beiden Gruppen, p=0,95) und ohne erhöhte Mortalität.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite9_2.jpg" alt="" width="429" height="319" /></p> <p><strong>Abb. 4:</strong> OPTIDUAL-Studie – primärer Endpunkt</p> <p>„OPTIDUAL ergänzt die vorhandene Evidenz zur Verabreichung der dualen plättchenhemmenden Therapie nach Implantation von ‚drug-eluting stents‘ bei klinisch stabilen Patienten ohne hohes Blutungsrisiko über 12 Monate hinaus“, erklärt Studienautor Gérard Helft vom Institut de Cardiologie, Hôpital Pitié-Salpétrière, Paris, Frankreich.</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Zeitlich verlängerte duale Plättchenhemmertherapie (DAPT) nach koronarer Stentimplantation über die derzeit empfohlenen 12 Monate hinaus sollte bei Patienten mit niedrigem Blutungsrisiko überlegt werden, schlussfolgern die Autoren der OPTIDUAL-Studie aus deren Ergebnissen.</p> </div> <h2>Arterielle Hypertonie</h2> <p><strong>PATHWAY-2 Trial</strong><br /> PATHWAY-2 untersuchte die Wirksamkeit der zusätzlichen Gabe von ­Spironolacton bei Patienten mit unzureichender Blutdruckkontrolle trotz medikamentöser Dreifachkombination („therapieresistente Hypertonie“) im Vergleich zu Doxazosin und Bisoprolol. Die Studie inkludierte Patienten mit therapieresistenter Hypertonie, die bereits mit der maximalen tolerierten Dosis einer Dreifachkombination aus ACE-Hemmer oder Angiotensinre­zeptorblocker (ARB), einem Kalziumblocker (CCB) und einem Thiaziddiuretikum behandelt worden waren (Abb. 5).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite10_1.jpg" alt="" width="423" height="291" /></p> <p><strong>Abb. 5:</strong> Design der PATHWAY-2-Studie</p> <p>Unkontrollierter Blutdruck wurde definiert als Klinikblutdruck von systolisch ≥140mmHg bei Nichtdiabetikern bzw. ≥135mmHg bei Diabetikern und einem zu Hause selbst gemessenen systolischen Blutdruck von ≥130mmHg. Zusätzlich zu ihrer antihypertensiven Basistherapie erhielten die Patienten randomisiert 12 Wochen lang sequenziell Spironolacton (25–50mg), Biso­prolol (5–10mg), Doxazosin (4–8mg MR) und Placebo. Blutdruckwerte wurden mit automatischen Monitoren gemessen und sowohl in der Klinik als auch zu Hause über 4 aufeinanderfolgende Tage zu Studienbeginn und nach 6 bzw. 12 Wochen jedes Behandlungszyklus aufgezeichnet. Als primärer Endpunkt wurde der durchschnittliche zu Hause gemessene systolische Blutdruckwert (HSBP) jeder Behandlungsphase, als sekundärer Endpunkt der Klinikblutdruck definiert.<br /> Bei 314 Patienten zeigte Spironolacton überlegene Blutdruckkontrolle (HSBP) verglichen mit Placebo (Blutdrucksenkung um 8,70mmHg; p<0,001), Doxazosin (Blutdrucksenkung um 4,03mmHg; p<0,001) und Bisoprolol (Blutdrucksenkung um 4,48mmHg; p<0,001) und dem Mittel aus Doxazosin und Biso­prolol (minus 4,26mmHg; p<0,001). Insgesamt erfuhren fast drei Viertel der Patienten eine wesentliche Verbesserung ihrer Blutdruckeinstellung unter Spironolacton, fast 60 % erzielten eine optimale Blutdruckkontrolle (p<0,001). Spironolacton stellte bei 60 % das wirksamste untersuchte Antihypertensivum dar, Bisoprolol und Doxazosin lediglich bei 17 % respektive 18 % . <br /> „PATHWAY-2 zeigt, dass Blutdruckkontrolle bei der Mehrzahl der Patienten möglich ist, und zwar durch Verwendung eines Medikamentes, das seit Jahrzehnten zur Verfügung steht. Spironolacton war der klare Gewinner und sollte die erste Wahl zur Ergänzung der antihypertensiven Therapie bei nicht einstellbarer Hypertonie sein“, so Studienautor Bryan Williams vom University College London und dem British Hypertension Society Research Network.</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Bei Patienten mit insuffizienter Blutdruckkontrolle trotz antihypertensiver Dreifachkombinationstherapie („therapieresistente Hypertonie“) ist die zusätzliche Gabe des Diuretikums Spironolacton signifikant effektiver als die zusätzliche Einnahme anderer Blutdrucksenker, wie die Ergebnisse der PATHWAY-2-Studie zeigen.</p> </div> <h2>Herzinsuffizienz</h2> <p><strong>ARTS-HF Trial</strong><br /> Die Studie ARTS-HF („minerAlocorticoid Receptor antagonist Tolerability Study – Heart Failure“) inkludierte 1.055 Patienten mit einem mittleren Alter von 71 Jahren, die sich in der Notaufnahme mit Verschlechterung der Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus Typ 2 und/oder chronischer Nierenerkrankung (CKD) präsentiert hatten. Die Patienten wurden in sechs Gruppen randomisiert, eine Gruppe erhielt Eplerenon, die anderen fünf Gruppen unterschiedliche Dosen von Finerenon für 90 Tage. Der primäre Studien­endpunkt war der Prozentsatz an Patienten mit einer Abnahme von über 30 % des Plasma-NT-proBNP vom Studieneinschluss bis zum Tag 90, der kombinierte klinische sekundäre Endpunkt umfasste Tod, kardiovaskuläre Hospitalisation und notfallmäßige Behandlung wegen Verschlechterung der Herzinsuffizienz.<br /> Die Studiendosis wurde jeweils auftitriert, die Eplerenon-Gruppe begann mit 25mg jeden 2. Tag, mit Steigerung auf 25mg am Tag 30 und auf 50mg am Tag 60. Die Finerenon-Gruppen begannen mit 2,5mg, 5mg, 7,5mg, 10mg oder 15mg pro Tag, mit Steigerung auf 5mg, 10mg, 15mg, 20mg und 30mg am Tag 30 (unter der Voraussetzung eines Kaliumspiegels ≤5mmol/l. Am Tag 90 erreichten ähnliche Prozentsätze von Patienten den primären Endpunkt (Reduktion des Plasma-NT-pro-BNP um >30 % ) in den einzelnen Therapiegruppen: 37,2 % im Eplerenon-Arm verglichen mit 30,9 % , 32,5 % , 37,3 % , 38,8 % und 34,2 % in den einzelnen Finerenon-Gruppen (Abb. 6).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite10_2.jpg" alt="" width="425" height="315" /></p> <p><strong>Abb. 6:</strong> Ergebnisse in ARTS-HF – primärer Endpunkt</p> <p>Der sekundäre Endpunkt trat seltener bei mit Finerenon behandelten Patienten (außer in der Gruppe mit der niedrigsten Dosis) als bei Eplerenon-Gabe auf. Die größte Risikoreduktion zeigte sich bei Patienten, die mit 10mg täglich begannen (HR: 0,56; p=0,0157). Die einzelnen sekundären Endpunkte wurden in den Finerenon-Armen ebenfalls seltener erreicht, wie CV-Hospitalisierung (HR: 0,56; p=0,0229), Mortalität (p=0,0262) und CV-Mortalität (p=0,0108).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite10_3.jpg" alt="" width="423" height="308" /></p> <p><strong>Abb. 7:</strong> ARTS-HF-Ergebnisse – sekundäre Endpunkte</p> <p>Medikamentennebenwirkungen, inklu­sive Studienabbruchskriterien, traten in ähnlichem Ausmaß auf, Kaliumspiegel von ≥5,6mmol/l wurden in beiden Therapiearmen in 4,3 % dokumentiert.<br /> „Während Finerenon keine Überlegenheit im primären Endpunkt zeigte, war es im sekundären, kombinierten Endpunkt aus Tod, kardiovaskulärer Hospi­talisation und notfallmäßiger Behandlung wegen Verschlechterung der Herzinsuffizienz erfolgreicher“, betonte Stu­dienautor Gerasimos Filippatos vom University Hospital Attikon, Athen. „Finerenon dürfte eine bessere Endorganprotektion als Eplerenon bieten.“</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Bei Herzinsuffizienzpatienten mit Diabetes mellitus und/oder chronischer Niereninsuffizienz ist Finerenon – ein neuer, nichtsteroidaler Mineralokortikoidrezeptorantagonist (MRA) – nicht effektiver bei der Senkung des Herzinsuffizienz-Biomarkers NT-proBNP als der derzeit zugelassene MRA Eplerenon.</p> </div> <p><strong>SERVE-HF Trial</strong><br /> Im Rahmen von SERVE-HF („The treatment of sleep-disordered breathing with predominant central sleep apnoea by adaptive servo ventilation in patients with heart failure“) erhielten 1.325 Patienten mit chronischer Herzinsuffi­zienz, eingeschränkter Linksventrikel­funk­tion und zentralem Schlaf­apnoe­syn­drom randomisiert entweder leitlinienkonforme medikamentöse Therapie allein (Kontrollgruppe) oder zusätzlich adaptive Servoventilation (ASV) für 5 Stunden/Nacht, 7 Tage die Woche. Dies entspricht einer Weiterentwicklung der CPAP-Therapie mit einer Anpassung des Beatmungsdruckes der Maske abhängig vom Atemfluss (Abb. 8).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite12_2.jpg" alt="" width="423" height="303" /></p> <p><strong>Abb. 8:</strong> Wirkungsweise der adaptiven Servoventilation</p> <p>Nach einem medianen Follow-up von 31 Monaten behandelte ASV zwar ­effektiv die zentrale Schlafapnoe, hatte aber keinen Einfluss auf den primären Endpunkt, kombiniert aus Gesamtmortalität, lebensrettender kardio­vaskulärer Intervention oder unge­planter Hospitalisierung aufgrund ­einer Verschlechterung der Herzinsuf­fizienz.<br /> <br /> Die Eventrate des primären Endpunktes lag bei 54,1 % in der ASV-Gruppe, verglichen mit 50,8 % in der Kontrollgruppe (HR: 1,13; p=0,10). Darüber hinaus zeigte ASV im Vergleich zur Standardtherapie keinen Benefit bezüglich funktioneller Parameter, wie Lebensqualität, 6-Minuten-Gehstrecke und Symptome. Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Mortalität waren in der ASV-Gruppe sogar höher als im Kontrollarm (34,8 % vs. 29,3 % ; HR: 1,28; p=0,01 bzw. 29,9 % vs. 24,0 % ; HR: 1,34; p=0,006; Abb. 9).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite12_1.jpg" alt="" width="422" height="284" /></p> <p><strong>Abb. 9:</strong> SERVE-HF – Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Mortalität</p> <p>„Diese Studie hat unser Verständnis von Schlafapnoe bei Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz völlig verändert, die Lehrbücher werden umgeschrieben werden müssen“, betonte Martin Cowie, einer der Studienautoren, Imperial College London, UK. „Ärzte wissen nun, dass die Behandlung des zentralen Schlafapnoesyndroms mit Maskenunterstützung den Patienten nicht nützt und schädlich sein kann.“<br /> <br /> Die Ergebnisse der SERVE-HF-Studie können jedoch nicht auf Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom umgelegt werden.</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Adaptive Servoventilation (ASV) steigert die Mortalität und sollte zur Behandlung der zentralen Schlafapnoe bei Herzinsuffizienzpatienten mit reduzierter Linksventrikelfunktion nicht verwendet werden, so die Schlussfolgerung aus der SERVE-HF-Studie.</p> </div> <h2>Herzrhythmusstörungen</h2> <p><strong>LEADLESS II Trial</strong><br /> LEADLESS II war eine prospektive, nicht randomisierte, vor Marktein­füh­rung des im Folgenden beschriebenen Ge­rätes durchgeführte Studie an 526 Patienten (mittleres Alter 75,8 Jahre) aus 56 Studienzentren in drei Ländern. Bei allen Patienten bestand eine Indikation zur permanenten ventrikulären 1-Kam­mer-Schrittmachertherapie. Die Patienten erhielten einen frequenzadaptiven, aktiv fixierten, sondenlosen Schrittmacher trans­venös unter Verwendung eines steu­­er­baren Implanta­tionskatheters (Abb. 10). Den primären Effektivitätsendpunkt stell­ten eine klinisch akzeptable Stimulations­reizschwelle (≤2,0V bei 0,4ms) und Wahrnehmungswerte (R-Zacke ≥5,0mV oder ≥ Implantationswert) nach sechs Monaten dar. Der pri­mä­re Sicher­heits­endpunkt lag im Nicht­auftreten schwer­wiegender geräteassoziierter ­Ereignisse (SADE) im selben Zeitraum.<br /> Unter 300 Patienten in der Intention-to-treat-Analyse wurde der primäre Effektivitätsendpunkt in 90,0 % , der primäre Sicherheitsendpunkt in 93,3 % erreicht. Effiziente Schrittmachertherapie bestand bei 93,4 % der Patienten mit erfolgreicher Implantation. Die SADE-Rate lag bei 6,7 % innerhalb von 6 Monaten, inklusive kardialer Perforationen (1,3 % ), Gerätedislokation mit erfolgreicher perkutaner Entfernung (1,7 % ) und Reizschwellenanstiegen mit der Notwendigkeit perkutaner Geräte­entfernung und Neuimplantation eines sondenlosen Herzschrittmachers (1,3 % ). Es traten keine geräteassoziierten Infek­tionen oder chronischen elektrischen Schäden auf. Unter den fünf beobachteten Gerätedislokationen traten drei Geräteembolisationen in die Lungengefäße und bei zwei Patienten eine Migration in die rechte Femoralvene auf.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite14_1.jpg" alt="" width="425" height="307" /></p> <p><strong>Abb. 10:</strong> Nach Reddy VY et al: N Engl J Med 2015; 373:1125–1135</p> <p>„Sondenlose Herzschrittmacher haben das Potenzial, viele der Komplikationen bei konventionellen transvenösen Herzschrittmachern zu überwinden“, betonte Vivek Reddy von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, USA. Transvenöse Schrittmachersonden gelten als Achillesferse der konventionellen Schrittmachertherapie, da sie besonders anfällig für Komplikationen sind. „Eine Subanalyse der Komplikationen und Erfahrungen der Implanteure sprach für eine Verbesserung der im Vergleich zur Implantation konventioneller Schrittmacher höheren Komplikationsrate mit zunehmender Erfahrung der Implanteure“, berichtete Reddy.</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Ein sondenloser Herzschrittmacher zeigte während der 6-monatigen Beobachtungszeit im Rahmen der LEADLESS-II-Studie ein gutes Sicherheitsprofil und verlässliche Funktion. Das verwendete System könnte als Alternative zu konventionellen, trans­venösen Herzschrittmachern bei Patienten mit Indikation zu permanenter Stimulation eine völlig neue Therapieoption darstellen.</p> </div> <h2>Akuter Myokardinfarkt</h2> <p><strong>BACC Trial</strong><br /> Bei Patienten mit Verdacht auf akuten Myokardinfarkt empfehlen die derzeit gültigen ESC-Richtlinien die Bestimmung des kardialen Troponin I unmittelbar bei der Erstuntersuchung und nach 3 Stunden, um unter Berücksichtigung der Werte über das weitere Prozedere (stationäre Aufnahme oder Entlassung) zu entscheiden.<br /> <br /> Troponin-I-Werte gelten derzeit als abnorm erhöht, wenn sie über der 99. Perzentile der gesunden Referenzpopulation – hier 27ng/l – liegen. Neue, hochsensitive Troponin-I-Assays ermöglichen rascher vorliegende Ergebnisse und detektieren subtilere Troponin-I-Erhöhungen, die zur Bestimmung des kardiovaskulären Risikos herangezogen werden können. <br /> Die Studie BACC („Biomarkers in ­acute cardiovascular care“) inkludierte 1.045 Patienten mit für akuten Myokardinfarkt suspekten akuten Thoraxschmerzen aus der Notaufnahme der Universitätsklinik Eppendorf, Hamburg. Es wurden sowohl der 3-Stunden-Standard-Assay als auch der hochsensitive 1-Stunden-Assay und verschiedene Grenzwerte analysiert (Abb. 11).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite14_3.jpg" alt="" width="423" height="308" /></p> <p><strong>Abb. 11:</strong> Design der BACC-Studie</p> <p>Auf Basis des üblichen Diagnosestandards wurde bei 184 Patienten ein akuter Myokardinfarkt diagnostiziert, die übrigen Patienten wurde nach Hause entlassen. Alle Patienten wurden für 6 Monate nachverfolgt. Durch den Vergleich der Ergebnisse beider Troponin-Assays in der Studienkohorte und Implementierung der im Rahmen der BiomarCaRE-Studie gewonnenen Daten bestimmten die Studienautoren zum Ausschluss eines akuten Myokardinfarktes einen optimalen Troponin-I-Wert von 6ng/l – und somit einen deutlich niedrigeren Cut-off-Wert als die derzeit empfohlenen 27ng/l.<br /> Wurde dieser niedrigere Troponin-I-Grenzwert auf die BACC-Kohorte angewandt, so fand man eine niedrigere Mortalität bei Verwendung des 1-Stunden-Algorithmus verglichen mit der 3-Stunden-Triage. Der neue Algorithmus wies einen negativ prädiktiven Wert von 99,7 % nach 1 Stunde und 100 % nach 3 Stunden auf.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Kardio_1504_Weblinks_Seite14_2.jpg" alt="" width="424" height="311" /></p> <p><strong>Abb. 12:</strong> BACC-Studie – Mortalität bei 1-Stunden- und<br />bei 3-Stunden-Algorithmus</p> <p>„Die Verwendung des niedrigen Cut-off-Wertes zur Triage von Patienten mit Verdacht auf akuten Myokardinfarkt ist sicher, da sich diese Patienten in der Gruppe mit dem niedrigsten Risiko für zukünftige koronare Ereignisse befinden“, wurde Studienautor Dirk Westermann, Universitäres Herzzentrum Hamburg, von der ESC zitiert. „Der Standardansatz unterschätzte das Risiko vieler Patienten und mündete in hoher Mortalität, die Verwendung des hochsensitiven Assays könnte zusätzlich die Ressourcen der Notaufnahmen entlasten und eine raschere Diagnosestellung und bessere Behandlung gewährleisten.“</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Die Ergebnisse der „Biomarkers in acute cardiovascular care“(BACC)-Studie legen nahe, dass der hierbei verwendete neue Algorithmus die Mortalität senken und die Triage-Zeit auf eine Stunde reduzieren kann – verglichen mit dem derzeit üblichen 3-Stunden-Protokoll.</p> </div> <h2>Pharmakotherapie</h2> <p><strong>ODYSSEY Trials</strong><br /> Heterozygote familiäre Hypercholesterinämie (HeFH) ist aufgrund der ausgeprägt erhöhten LDL-Cholesterinwerte eine Erbkrankheit mit hohem kardiovaskulärem Risiko. Etwa 80 % dieser Patienten erreichen unter der derzeitigen Standardtherapie die angestrebten LDL-C-Werte nicht. Die Studie inkludierte 1.257 Patienten mit HeFH aus den 4 über 18 Monate laufenden ODYSSEY-Studien (FH I, FH II, HIGH FH, LONG TERM). Es wurde die Wirksamkeit des monoklonalen PCSK9-hemmenden Antikörpers Alirocumab in Kombination mit Statin gegen die Behandlung mit Statin und Placebo analysiert.<br /> <br /> Bei FH I und FH II bekamen Patienten anfangs 75mg Alirocumab (n=490) versus Placebo (n=245), während sich bei HIGH FH und LONG TERM die Anfangsdosis auf 150mg Alirocumab (n=348) versus Placebo (n=174) belief. Patienten mit ursprünglich 75mg Aliro­cu­mab erhielten 150mg nach 12 Wochen, falls sie die angestrebten LDL-Cholesterin-Werte (LDL-C) in Woche 8 nicht erreichten. Den primären Endpunkt stellte in allen 4 Studien die prozentuale Änderung der LDL-C-Werte von Untersuchungsbeginn bis Woche 24 dar.<br /> <br /> Patienten, die initial mit 75mg Alirocumab behandelt wurden, zeigten im Durchschnitt eine um 55,8 % stärkere LDL-C-Senkung als unter Placebo. Diejenigen Probanden, die von Anfang an 150mg Alirocumab erhielten, wiesen eine um im Mittel 56,4 % stärkere LDL-C-Abnahme auf (p<0,0001 für beide Therapiearme). In der On-treatment-Analyse ließ sich über 78 Wochen eine anhaltende und durchschnittlich um 56,1 % ausgeprägtere LDL-C-Senkung in der 75mg-Gruppe (mit möglicher Dosiserhöhung auf 150mg) dokumentieren und eine um 63,2 % deutlichere LDL-C-Reduktion bei den von Anfang an mit 150mg Alirocumab behandelten Patienten (p<0,0001 für beide Gruppen).<br /> <br /> Die durchschnittlichen LDL-C-Werte lagen zu Studienbeginn bei 141mg/dl (FH I und FH II) und bei 166mg/dl (HIGH-FH- und LONG-TERM-Patienten mit heterozygoter familiärer ­Hypercholesterinämie). Alirocumab senkte die durchschnittlichen LDL-C-Werte in Woche 12 auf weniger als 85mg/dl mit anhaltendem Effekt bis zur Woche 78. <br /> <br /> Behandlungsbedingte Nebenwirkungen traten in der Alirocumab-Gruppe (80,5 % ) in ähnlichem Ausmaß wie in der Placebogruppe (83 % ) auf, mit daraus resultierendem Studienabbruch in 3,9 % versus 3,6 % .<br /> „Dies ist die größte Phase-III-Analyse von Patienten mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie“, betonte John J.P. Kastelein, Department of Vascular Medicine, Academic Medical Centre, Universität Amsterdam, Niederlande. <br /> „Trotz hoher Ausgangswerte senkte Alirocumab die LDL-C-Spiegel in Woche 24 auf unter 70mg/dl bei 63 % der Patienten in der FH-I- und -II-Untersuchung und bei 56 % der Patienten der HIGH-FH- und LONG-TERM-Analyse. Studien mit anderen lipidsenkenden Therapien erreichten bisher lediglich LDL-C-Senkungen auf unter 97mg/dl bei etwa 20 % der Probanden. Die Kombination von Alirocumab mit Statin könnte eine wichtige Behandlungsstrategie für Patienten, die die LDL-Cholesterin-Zielwerte nicht erreichen, darstellen.“</p> <div id="memo"> <h2>Memo</h2> <p>Alirocumab senkt den Cholesterinspiegel bei Patienten mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie auf ein Niveau, das mit Statinen allein nicht erreicht werden kann, dies ergaben Daten der 4 ODYSSEY-Studien. Die Analyse der Daten von mehr als 1.250 Patienten hat gezeigt, dass Alirocumab LDL-Cholesterin rasch und anhaltend auf bisher nicht erreichbare Werte reduziert.</p> </div></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie,
Intensivmedizin,
Klinikum Wels-Grieskirchen<br/>
E-Mail: michael.porodko@klinikum-wegr.at<br/>
Quelle: ESC-Kongress 2015,<br/>
29. August bis 2. September 2015, London
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