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Ernährung im Fokus der Herz-Kreislauf-Gesundheit

Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen

Ernährungsgewohnheiten haben einen besonderen Stellenwert in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, denn eine gesundheitsförderliche Ernährung hält nicht nur gesund, sondern wirkt sich auch positiv auf verschiedene Risikofaktoren für das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen aus.

Keypoints

  • Langfristige Ernährung mit Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und Nüssen und nur geringen Mengen an rotem bzw. verarbeitetem Fleisch ist mit einer geringeren Herz-Kreislauf-Mortalität assoziiert.

  • Vegetarische Ernährung ist mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ischämische Herzkrankheiten verbunden.

  • Die Häufigkeit des Nachsalzens von fertigen Speisen (Salzkonsum) steht mit einem erhöhten Risiko für ein vorzeitigesVersterben und einer geringeren Lebenserwartung im Zusammenhang.

  • Regelmäßiger Olivenölkonsum ist mit einem niedrigeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und einer reduzierten Gesamt-mortalität assoziiert.

In einer Metaanalyse mit 22 Studien (n=70273) von Bhandari et al. wurde die Auswirkung eines langfristigen Konsums verschiedener Lebensmittelgruppen auf die kardiovaskuläre Gesundheit untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Herz-Kreislauf-Mortalität durch einen langfristig hohen Konsum im Vergleich zu einem geringen Konsum von Vollkornprodukten um 13%, von Obst und Gemüse um 28% und von Nüssen um 27% sank. Jede Zunahme des Vollkornkonsums um 10g pro Tag stand mit einer Verringerung des kardiovaskulären Sterberisikos um 4% in Verbindung, während jede Zunahme des Konsums vonrotem bzw. verarbeitetem Fleisch um 10g pro Tag mit einer Erhöhung des kardiovaskulären Sterberisikos um 1,8% assoziiert war. Generell war ein hoher Verzehr von rotem bzw. verarbeitetem Fleisch (ca. 200g pro Tag) mit einem 23% höheren Risiko für kardiovaskuläre Sterblichkeit verbunden. Keine signifikanten Auswirkungen zeigten sich bei einem hohen Konsum von Milchprodukten und Hülsenfrüchten.1

Einfluss vegetarischer Ernährung

In mehreren prospektiven Kohortenstudien konnte gezeigt werden, dass eine vegetarische Ernährung mit einem geringeren Risiko für ischämische Herzkrankheiten einhergeht. Die Ergebnisse in Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen im Allgemeinen und Schlaganfälle waren bislang jedoch weniger eindeutig. In über 13 prospektiven Kohortenstudien aus einer systematischen Übersichtsarbeit (n=844175) wurde das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ischämischeHerzerkrankungen und Schlaganfälle bei Vegetariern (inklusive Veganern) im Vergleich zu Nichtvegetariern untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass Vegetarier (inklusive Veganer) im Vergleich zu Nichtvegetariern ein um 15% geringeres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und ein um 21% geringeres Risiko für ischämische Herzkrankheiten haben. BeimAuftreten von Schlaganfällen konnte keine Verringerung im Zusammenhang mit einer vegetarischen Ernährung festgestellt werden.2

Salzkonsum als Risikoindikator

Der Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Kochsalz über die Nahrung und der Gesundheit ist seit Langem umstritten. Vor allem frühere Studien, die den Zusammenhang zwischen Natriumaufnahme und Mortalität untersuchten, lieferten häufig widersprüchliche Ergebnisse, die positiv lineare, j-förmige oder umgekehrt lineare Zusammenhänge zeigten. Bislang stützte sich die Mehrzahl der Studien vor allem auf eine eintägige Urinsammlung oder eine Erhebung des Nahrungsmittelkonsums zur Schätzung der Natriumaufnahme. Dies ist aber für die Bewertung des üblichen Natriumkonsums unzureichend. In der vorliegenden Studie von Ma et al. wurde daher die Zugabe von Salz zu fertigen Speisen (Nachsalzen bei Tisch) zur Schätzung der Natriumaufnahme herangezogen, da dies direkt mit der langfristigen Vorliebe des Einzelnen für salzige Lebensmittel und der gewohnheitsmäßigen Salzaufnahme zusammenhängt. Es wurde dabei der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Nachsalzens von Speisen und dem Risiko für eine vorzeitige Sterblichkeit sowie der Lebenserwartung untersucht. Insgesamt wurden 501379 Teilnehmer:innen aus der britischen Biobank mittels Fragebogen über das Nachsalzen von Speisen (ohne das beim Kochen verwendete Salz) befragt. Zusätzlich wurden Urinproben analysiert. Während einer Nachbeobachtungszeit von neun Jahren zeigte sich, dass eine höhere Häufigkeit der Zugabe von Salz zu Speisen zu einer höheren Natriumkonzentration im Urin führte. Das Risiko, vorzeitig zu sterben,erhöhte sich um 28% bei den Teilnehmer:innen, die immer nachsalzten, im Vergleich zu jenen, die niemals bzw. selten salzten. Darüber hinaus zeigte sich, dass bei Teilneh-mer:innen, die immer nachsalzten, aber gleichzeitig auch mehr Obst und Gemüse und damit mehr kaliumreiche Lebensmittel konsumierten, die Gesamtmortalität nicht erhöht war. Ein Nachsalzen von Speisen war bei den Proband:innen mit einer um 1,50 (Frauen) bzw. 2,28 Jahre(Männer) niedrigeren Lebenserwartung assoziiert.3

Mediterrane Ernährung mit Olivenöl

Es ist hinlänglich bekannt, dass das Einhalten einer mediterranen Ernährung sich positiv auf das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen auswirkt. In Anbetracht des beträchtlichen Kalorienanteils (bis zu 20% bis 25% der Gesamtenergiezufuhr), den der Konsum von Olivenöl bei der mediterranen Ernährung liefert, untersuchten Martinez-González et al. in einer Metaanalyse von 36 Studien (n=806203) den Zusammenhang zwischen Olivenölkonsum und dem primären Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Typ-2-Diabetes sowie der Gesamtmortalität. Die Nachbeobachtungszeit lag zwischen 3,7 und 28 Jahren. Dabei wurde für jeden zusätzlichen Olivenölkonsum von 25g pro Tag ein um 16% verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten festgestellt. In Bezug auf Typ-2-Diabetes sank für jeden zusätzlichen Olivenölkonsum von 25g pro Tag das Erkrankungsrisiko um 22% und die Gesamtmortalität um 11%. Das Krebsrisiko wurde jedoch nicht signifikant beeinflusst.4

Kardiovaskuläres Risiko durch Zuckerzusatz?

Der Zusammenhang zwischen zugesetztem Zucker und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde bislang in nur wenigen prospektiven Studien untersucht. Unter zugesetztem Zucker versteht man jenen Zucker, der verzehrt oder als Zutat in verarbeiteten und zubereiteten Lebensmitteln verwendet wird. Yang et al. untersuchten im Rahmen einer Analyse der US Women’s Health Initiative (n=109034 postmenopausale Frauen) die Rolle von zugesetztem Zucker in Zusammenhang mit dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Beiträge von mit Zucker gesüßten Getränken (SSB = „sugar sweetened beverages“) und mit Süßstoffen gesüßten Getränken (ASB = „artificially sweetened beverages“) zum Herz-Kreislauf-Risiko. Basierend auf den Daten über einen Zeitraum von ca. 17 Jahren wurde eine positive Assoziation zwischen einem Zuckerzusatz in Höhe von ≥15,0% der täglichen Energiezufuhr (%EAS) und sämtlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HR=1,08) sowie koronaren Herzerkrankungen (HR=1,20) gefunden. Zusätzlich zeigte sich ein um 29% höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt bei mehr als einer Portion SSB-Konsum pro Tag, ein um 35% höheres Risiko für koronare Herzerkrankungen und ein um 30% erhöhtes Risiko für Schlaganfälle. In ähnlicher Weise war die ASB-Aufnahme von ≥1 Portion mit einem 14% höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem um 24% höheren Risiko für Schlaganfälle verbunden.5

1 Bhandari B et al.: Long-term consumption of 10 food groups and cardiovascular mortality: A systematic review and dose response meta-analysis of prospective cohort studies. Adv Nutr 2023; 14(1): 55-63 2 Dybvik JS et al.: Vegetarian and vegan diets and the risk of cardiovascular disease, ischemic heart disease and stroke: A systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies. Eur J Nutr 2023; 62(1): 51-69 3 Ma H et al.: Adding salt to foods and hazard of premature mortality. Eur Heart J 2022; 43(30): 2878-88 4 Martínez-González MA et al.: Effect of olive oil consumption on cardiovascular disease, cancer, type 2 diabetes, and all-cause mortality: A systematic review and meta-analysis. Clin Nutr 2022; 41(12): 2659-82 5 Yang B et al.: Added sugar, sugar-sweetened beverages and artificially sweetened beverages and risk of cardiovascular disease: Findings from the Women‘s Health Initiative and a network meta-analysis of prospective studies. Nutrients 2022; 14(20): 4226

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