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Vorsichtige Abkehr vom strikten Sportverbot

Neue ESC-Empfehlungen zu Leistungssport bei Kardiomyopathien

<p class="article-intro">Als wesentliche Ursache des plötzlichen Herztodes beim Sport stehen hereditäre Herzmuskelerkrankungen wie die hypertrophe Kardiomyopathie seit jeher in besonderem Fokus der Sportkardiologie. Bisher galt im Falle eines Nachweises selbst milder Ausprägungen ein striktes Verbot kompetitiver sportlicher Aktivitäten. Neue Studien zeichnen nun ein differenzierteres Bild, welches in individuellen Fällen eine Fortsetzung des Leistungssports unter engmaschigen Kontrollen erlaubt.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Bei milden, klinisch asymptomatischen Verlaufsformen einer hypertrophen, dilatativen oder &bdquo;Non-compaction&ldquo;- Kardiomyopathie kann eine Fortsetzung des Leistungssports m&ouml;glich sein.</li> <li>Voraussetzungen sind ausf&uuml;hrliche Aufkl&auml;rungsgespr&auml;che mit betroffenen Athleten und ggf. dem Umfeld mit dem Ziel einer gemeinsam getragenen Entscheidung unter engmaschigen klinischen Verlaufskontrollen.</li> <li>Bei positivem Gennachweis ohne klinische Krankheitsmanifestation ist kompetitiver Sport bei den genannten Kardiomyopathien unter Verlaufskontrollen uneingeschr&auml;nkt m&ouml;glich.</li> <li>Kontraindiziert bleibt kompetitiver Sport bei der arrhythmogenen (rechtsventrikul&auml;ren) Kardiomyopathie, bei der selbst bei reinen Mutationstr&auml;gern ein signifikant erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r sportinduzierte kardiale Ereignisse besteht.</li> </ul> </div> <p>Heredit&auml;re Kardiomyopathien stehen seit jeher im Fokus sportkardiologischer Fragestellungen, da sie eine wesentliche Ursache des pl&ouml;tzlichen Herztodes (PHT) im Leistungssport darstellen.<sup>1, 2</sup> Gerade in Fr&uuml;hstadien sind sie mitunter nur sehr schwer von einer &bdquo;benignen&ldquo; Sportherz-Bildung zu unterscheiden.<sup>3</sup> An erster Stelle ist die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) zu nennen, die mit einer Pr&auml;valenz von &le; 1:500 eine relevante Erkrankung im kardiologischen Alltag darstellt und damit auch bei Leistungs- und ambitionierten Freizeitsportlern vergleichsweise h&auml;ufig zu sehen ist.<sup>4</sup> Weitere Vertreter sind die dilatative Kardiomyopathie (DCM), die arrhythmogene (rechtsventrikul&auml;re) Kardiomyopathie (ARVC) und die in den letzten Jahren besonders ins Bewusstsein ger&uuml;ckte &bdquo;Non-compaction&ldquo;-Kardiomyopathie (&bdquo;left ventricular non-compaction&ldquo;, LVNC).<sup>5&ndash;7</sup> Allen ist gemein, dass in EKG, Echokardiografie und MRT Befundver&auml;nderungen auftreten k&ouml;nnen, die zumindest zum Teil denen &auml;hneln, die sich alleine durch intensive sportliche Aktivit&auml;t manifestieren k&ouml;nnen, was die Einsch&auml;tzung gerader fr&uuml;her und klinisch noch inapparenter Verlaufsformen deutlich erschwert.<sup>3</sup><br /> Die letzten Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sportkardiologie der European Society of Cardiology (ESC) zu Sport bei derartigen Erkrankungen liegen bereits einige Jahre zur&uuml;ck.<sup>8</sup> Besser verf&uuml;gbare, pr&auml;zisere Bildgebungsverfahren f&uuml;r die Differenzialdiagnostik, vor allem aber die neue wissenschaftliche Evidenz der letzten Jahre haben nun eine aktualisierte Version erforderlich gemacht, die k&uuml;rzlich im &bdquo;European Heart Journal&ldquo; publiziert wurde.<sup>9</sup> Im Vordergrund stehen dabei die Darstellung der genannten Kardiomyopathieformen, deren jeweilige differenzialdiagnostische Abgrenzung zum Sportherz sowie die Vereinbarkeit mit kompetitiven oder freizeitsportlichen Aktivit&auml;ten. Neu in der Differenzialdiagnostik ist die im Falle verd&auml;chtiger Befunde in EKG und Echo mittlerweile regelhafte Einbindung eines Kardio-MRT in den Bildgebungsalgorithmus. Dies erm&ouml;glicht eine optimierte Darstellung kardialer Dimensionen und etabliert einen Initialbefund f&uuml;r sp&auml;tere Verlaufskontrollen; ganz besonders ist zudem die gewachsene Bedeutung der Detektion myokardialer Fibrosen durch &bdquo;Late enhancement&ldquo;- Techniken hervorzuheben. Letztere stellen z. B. nach Myokarditis oder bei HCM als Myokardnarben arrhythmogene Substrate dar und gelten zumindest ab einem gewissen Ausma&szlig; als prognostisch ung&uuml;nstig.<sup>10, 11</sup> Der Nachweis einer solchen Narbe bedeutet nicht in jedem Fall ein sofortiges Leistungssportverbot, bedingt aber zumindest regelm&auml;&szlig;ige rhythmologische Kontrollen unter Einbezug sportlicher Einheiten. Eine weitere Neuerung, in W&uuml;rdigung der zunehmenden genetischen Charakterisierung der Kardiomyopathien, ist die Aufnahme genpositiver, ph&auml;notypisch aber (noch) negativer Athleten in die Sportempfehlungen. Dies k&ouml;nnte z. B. bei sportlich aktiven Angeh&ouml;rigen klinisch manifester Athleten ein reelles Szenario darstellen und hat besonders bei der ARVC (s. u.) eine entscheidende Bedeutung. Ebenfalls dargestellt werden neue Aspekte zu Sport bei ICD sowie kompetitiver Sport nach Myokarditis und Perikarditis.</p>
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