
Elektrophysiologie & Device-Therapie: mein Weg zur Subspezialisierung
Autor:
OA Dr. Florian Tinhofer
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
III. Medizinische Abteilung mit Kardiologie und Intensivmedizin
Klinik Ottakring, Wien
Um die Spezialisierung in einer medizinischen Fachrichtung zu erlangen, sind gewisse Fixbausteine in der Ausbildung und am Weg unabdingbar – allem voran ein gutes Mentoring. Im Folgenden schildert Dr. Tinhofer seinen Weg bis zur Spezialisierung im Bereich der Elektrophysiologie und kardiologischen Device-Therapie und warum er es für bereichernd hält, für eine gewisse Zeitspanne den Fokus nur auf ein Spezialgebiet zu richten.
Keypoints
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Die Forschungstätigkeit im Rahmen des Studiums bzw. der klinischen Ausbildung kann den Grundstein für die spätere Subspezialisierung legen.
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Ein Mentor ist essenziell zur Planung der Ausbildung und einer erfolgreichen Karriere.
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Für die Subspezialisierung in einem Fach kann es hilfreich sein, einen gewissen Zeitraum der Ausbildung gänzlich dem Spezialgebiet zu widmen.
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Spezielle Simulatortrainings bieten die Möglichkeit, neue Techniken und Prozeduren ohne Risiko für Patienten zu erlernen bzw. zu trainieren.
Bereits während des Studiums bestand meinerseits großes Interesse für den Bereich der interventionellen Kardiologie. Im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes an der University of Wollongong in Australien hatte ich das erste Mal die Gelegenheit, einen tieferen Einblick in diesen Teilbereich der Kardiologie zu erlangen, und beschloss, mich nach meiner Rückkehr nach Österreich an der III. Med. Abteilung für Kardiologie & Intensivmedizin an der Klinik Ottakring, Wien, unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber um eine Stelle im Ludwig-Boltzmann-Cluster für kardiovaskuläre Forschung zu bewerben. Im Rahmen meiner dortigen Tätigkeit hatte ich neben der Betreuung nationaler und internationaler klinischer Studien die Gelegenheit, die ersten eigenen Schritte auf dem Gebiet der kardiovaskulären Forschung zu absolvieren. Auch eine aus dieser Zeit entstandene Publikation befasst sich mit der Fragestellung der Notwendigkeit der Herzschrittmacherimplantation bei Patienten mit Aortenstenose und TAVI-Prozeduren – ein Thema meines späteren Tätigkeitsbereiches. Im Laufe meiner weiteren beruflichen Tätigkeit waren einige Aspekte von besonderer Bedeutung, auf die ich imFolgenden näher eingehen möchte.
Mentoring
Im Laufe der gesamten Ausbildung bis zur Subspezialisierung existieren unzählige Optionen, Chancen und Möglichkeiten.Die Wahl des richtigen Weges ist in Anbetracht der vorhandenen Alternativen nicht immer einfach und häufig lässt sich die langfristige Konsequenz der Entscheidungen für die betreffende Person nur schwer abschätzen. Daher erscheint mir ein Mentor essenziell für die Planung einer erfolgreichen Ausbildung bzw. Karriere. Neben Hilfestellungen zu Problemen in der klinischen Routine spielt ein Mentor insbesondere für die langfristige Karriereplanung eine maßgebliche Rolle. Ich hatte in mehreren Abschnitten meiner Ausbildung das Glück, vom Rat und der Expertise dieser Personen profitieren zu können.
Klinische Ausbildung
Nach dem Abschluss meines Studiums konnte ich schließlich meine klinische Ausbildung an der III. Med. Abteilung für Kardiologie & Intensivmedizin an der Klinik Ottakring, Wien, beginnen. Bereits in den ersten Jahren hatte ich die Gelegenheit, Erfahrungen im Bereich der interventionellen Kardiologie zu sammeln. Trotz des Mentorings, das ich sowohl an der eigenen Abteilung als auch im Rahmen von zahlreichen Hospitationen beim Team der Elektrophysiologie des Landesklinikums Wr. Neustadt erhielt, erschien es mir mit wachsender Erfahrung und Vernetzung mit anderen Kollegen aus dem In- und Ausland wichtig, einen gewissen Zeitraum der Ausbildung ausschließlich der Elektrophysiologie und Device-Therapie zu widmen. Insbesondere in medizinischen Disziplinen wie der Kardiologie mit komplexen invasiven Prozeduren ist ein mehrjähriges Training der manuellen Fertigkeiten unerlässlich, um die erforderlichen Kompetenzen für ein selbstständiges Arbeiten zu erlangen.
„Fellowship“-Programme
Ein „Fellowship“-Programm an einer großen Klinik im Ausland bietet die Möglichkeit, in relativ kurzer Zeit eine umfangreiche Expertise in einem speziellen Tätigkeitsfeld zu erlangen. Derartige Ausbildungsmodelle mit einer Zuteilung zu bestimmten Fachärzten/Professoren/Teams in dem jeweiligen Bereich ermöglichen neben einem detaillierten Einblick in die periprozeduralen Abläufe die Durchführung einer großen Anzahl an hochspezifischen Eingriffen, wodurch eine steile Lernkurve erzielt werden kann. Neben dem Training der interventionellen Fertigkeiten besteht seitens der ausbildenden Kliniken zumeist auch die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Kooperation, die im besten Fall auch über die Dauer des Auslandaufenthaltes hinaus betrieben werden kann. Abgesehen vom Training der manuellen Fertigkeiten und den Optionen hinsichtlich wissenschaftlicher Tätigkeit bietet ein Auslandsaufenthalt auch Einblicke in die Eigenschaften und Eigenheiten der jeweiligen Gesundheitssysteme und das gesellschaftliche Leben.
Fachgesellschaften
Gerade in medizinischen Disziplinen wie der Kardiologie stellen die (digitalen und meist online verfügbaren) Ressourcen der nationalen und internationalen Fachgesellschaften zunehmend eine wichtige Quelle dar, um (sub)spezifische Kenntnisse zu erlangen. Neben einschlägiger Literatur wurde in den vergangenen Jahren auch im Bereich der Elektrophysiologie und Device-Therapie ein Pool an Videomaterial mit Tutorials zu interventionellen Techniken, Aufzeichnungen von Fachvorträgen und Prüfungsvorbereitungen angelegt. Ergänzt wird diese Datenbank durch regelmäßig stattfindende Podcasts und Webinare, die sich mit aktuellen Themen auseinandersetzen.
Industrie
Auch seitens der Industrie wird mittlerweile (häufig in Zusammenarbeit mit diversen Fachgesellschaften) in unterschiedlichen Bereichen der Kardiologie besonders für junge Kollegen ein breites Spektrum an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Neben der Unterstützung klassischer Fortbildungsveranstaltungen wird auch eine Vielzahl an prozedurspezifischen Simulatortrainings angeboten. In einem frühen Stadium der Karriere, in dem das Erlernen der manuellen Abläufe eine wesentliche Rolle spielt, ermöglicht diese Art der Ausbildung, neue Techniken ohne Risiko für Komplikationen im Rahmen der Patientenbetreuung zu verinnerlichen.
Im Laufe meines bisherigen Berufsweges hatte ich das Glück, in den beschriebenen Situationen mit inspirierenden Personen zusammenzuarbeiten, mit deren Unterstützung ich mittlerweile ein Team aufbauen konnte und nunmehr selbst das Wissen an die nächste Generation weitergeben kann.