
Einstieg in die klinische Kardiologie
Autorin: OÄ MUDr. Lýdia Macková
Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie, Klinikum Klagenfurt
Wahlarztordination für Innere Medizin und Kardiologie: LM Kardiologie, Villach
E-Mail: Ordination@LMKardiologie.at
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Der Einstieg in die klinische Kardiologie und die Ausbildung zum Facharzt für innere Medizin und Kardiologie kann mit vielen Herausforderungen verbunden sein. An meinem Beispiel möchte ich jungen Kolleg:innen veranschaulichen, wie der Weg zum Facharzt für innere Medizin und Kardiologie ausschauen könnte.
Keypoints
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Die Facharztausbildung in innerer Medizin und Kardiologie ist herausfordernd – aber mit Zielstrebigkeit, Anpassungsfähigkeit und Engagement erfolgreich zu bewältigen.
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Frühe klinische Einblicke durch Famulaturen, Sprachkompetenz auf hohem Niveau sowie interkulturelle Offenheit erleichtern den beruflichen Einstieg erheblich.
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Karrierewege verlaufen selten linear – Standortwechsel, Zusatzqualifikationen oder temporäre Umwege können neue Perspektiven eröffnen und die fachliche Entwicklung nachhaltig bereichern.
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Wer mit Hingabe arbeitet, muss nicht zwischen „work“ und „life“ unterscheiden – beides kann im Einklang stehen, wenn man liebt, was man tut.
Ich komme aus der Slowakei und habe Humanmedizin an der Masaryk-Universität in Brünn, Tschechien, studiert und im Jahr 2017 erfolgreich abgeschlossen. Schon während des Studiums habe ich viele Famulaturen und Praktika in Österreich gemacht. Mein erstes Praktikum in Österreich war eine zweiwöchige Famulatur an der chirurgischen Abteilung des Herz-Jesu Krankenhauses in Wien im Jahr 2014. Ein Jahr später habe ich einen Monat Famulatur an der Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie im Krankenhaus Bruck an der Mur absolviert. Am Ende des Studiums, von September 2016 bis Jänner 2017, habe ich dann im Zuge des Erasmusprogramms an der Abteilung für Kardiologie und Angiologie, Innere Medizin II, des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien gearbeitet. Währenddessen konnte ich nicht nur viele medizinische Kenntnisse gewinnen, sondern auch viele interessante Kolleg:innen aus Österreich kennenlernen und meine Sprachkenntnisse verbessern. In dieser Zeit habe ich einen C1-Semester-Deutschkurs an der Medizinischen Universität Wien besucht und die Prüfung mit Sprachniveau C1 bestanden.
Werdegang nach dem Studium
Nach dem Studium habe ich mehrere Optionen in Betracht gezogen. Ich habe ein Angebot für eine PhD-Ausbildung am AKH Wien abgelehnt, weil ich mich immer mehr für die Klinik als für die Forschung interessiert habe. Ich habe überlegt, in Tschechien oder in der Slowakei zu bleiben, nach Deutschland zu ziehen bzw. meine weitere Ausbildung in Österreich zu beginnen. Da ich durch meine Famulaturen Österreich kannte und ich mich in die österreichische Landschaft, Natur, Kultur verliebt hatte, musste ich nicht lange nachdenken. Nach ÄAO 2015 muss man in Österreich, vor dem Beginn der tatsächlichen Facharztausbildung, eine neunmonatige Basisausbildung absolvieren. Während der Basisausbildung rotiert man als Turnusarzt durch verschiedene medizinische Abteilungen mit internistischem Hintergrund bzw. chirurgischem Schwerpunkt. Erst danach darf man mit der Facharztausbildung starten. Diese teilt sich in zwei Stufen, 27 Monate Sonderfachgrundausbildung innere Medizin und 36 Monate Schwerpunktausbildung Kardiologie (Abb. 1).
Abb. 1: Ausbildungspfade von Basisausbildung bis Facharzt bzw. Allgemeinmediziner (Quelle: https://www.kages.at/aerztinnenausbildung#c74098 )
Meinen beruflichen Weg in Österreich habe ich im Juli 2017 im Krankenhaus Spittal an der Drau begonnen. Hier habe ich die Möglichkeit bekommen, zuerst als sog. Unterassistenzärztin/Hospitantin zu beginnen, bevor ich meine Fachsprachprüfung Deutsch absolviert hatte. Die Fachsprachprüfung auf Niveau C1 muss man als ausländische Ärztin bzw. Arzt absolvieren, bevor man mit einer ärztlichen Tätigkeit in Österreich beginnt (Tab.1). Diese konnte ich im September 2017 erfolgreich bestehen und mit Oktober 2017 meine Basisausbildung starten. Nach der Basisausbildung im Juli 2018 habe ich meine Facharztausbildung für innere Medizin-Grundausbildung in Spittal an der Drau weitergeführt. In diesem kleinen Haus mit einem sehr netten Team und einer familiären Atmosphäre konnte ich umfangreiche Erfahrungen im Bereich der inneren Medizin und eine gute Basis im Sonografieren, in der Endoskopie sowie Intensivmedizin sammeln. Es war nicht einfach, dieses Krankenhaus mit seiner familiären Atmosphäre zu verlassen, jedoch hat mein Herz immer für die Kardiologie gebrannt und deswegen habe ich im November 2019 meine Tätigkeit an das Landeskrankenhaus Villach verlegt. Dort habe ich meine weitere Facharztausbildung, bis zum Facharzt für innere Medizin und Kardiologie, absolviert und während dieser im Oktober 2021 meine Grundprüfung Innere Medizin und im Juni 2023 die Sonderfachprüfung Kardiologie bestanden (Tab.2).
Tab. 1: Sprachprüfung Deutsch auf C1-Niveau (Quelle: https://www.arztakademie.at/sprachpruefung-deutsch )
Tab. 2: Facharztprüfungen (Quelle: https://www.arztakademie.at/innere-med-grundpruefung ; https://www.arztakademie.at/kardiologie )
Spezialisierung, Leitung, eigene Ordination
Im LKH Villach konnte ich nicht nur Erfahrungen in der konservativen Kardiologie sammeln, sondern auch mit der Ausbildung in der interventionellen Kardiologie beginnen und nach meiner Facharztausbildung die Leitung der kardiologischen Ambulanz und Hochrisikoambulanz übernehmen. Aufgrund einer Änderung der Situation, die mir meine weitere Ausbildung in der interventionellen Kardiologie, die mich immer interessiert hat, im LKH Villach nicht mehr ermöglicht hat, stand ich Ende des Jahres 2023 wieder vor der Frage: Wie gehe ich weiter vor? Da ich auf interventionelle Kardiologie nicht verzichten konnte, habe ich die Entscheidung getroffen, meine weitere berufliche Tätigkeit mit Jänner 2024 im Kardinal-Schwarzenberg-Klinikum in Schwarzach im Pongau fortzusetzen. Weil ich aber Kärnten nicht verlassen wollte, habe ich zusätzlich zu meiner Vollzeitanstellung in Schwarzach im Pongau eine Wahlarztordination für innere Medizin und Kardiologie in Villach gegründet. In meiner Wahlarztpraxis beschäftige ich mich mit der Diagnostik, Prävention sowie mit der konservativen Therapie eines breiten Spektrums an kardiologischen sowie internistischen Krankheitsbildern. Zusätzlich betreue ich Patient:innen im Rahmen des Programmes HERZmobil Kärnten. Außerdem biete ich die Liebscher-&-Bracht-Therapie bei Schmerzen des Bewegungsapparates oder Migräne an. Im Kardinal-Schwarzenberg-Klinikum in Schwarzach im Pongau habe ich die Leitung der kardiologischen Ambulanzen (Herzinsuffizienz, Hochrisiko, Vitien, allgemeine kardiologische Ambulanz) sowie Echolabors erhalten und bin zusätzlich im Herzkatheter sowie auf der Intensivstation tätig gewesen. Hier konnte ich wieder sehr viele klinische Erfahrungen sammeln und meine Kenntnisse noch erweitern. Zusätzlich habe ich hier ein unglaublich freundliches und familiäres Arbeitsklima und ein sehr motiviertes Pflegeteam undsehr motivierte Kolleg:innen kennengelernt. Zum Schluss habe ich mich jedoch trotz des tollen Arbeitsklimas entschieden, wieder ganz nach Kärnten zu ziehen und ab September 2025 meine weitere Tätigkeit in der Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie des Klinikums Klagenfurt zu starten. Ich bin auf meine neue Herausforderung gespannt.
Ärztliche Community
Bei der ärztlichen Tätigkeit finde ich den Austausch mit anderen Kolleg:innen und eine gute Community sehr wichtig. Dabei kann die Mitgliedschaft in verschiedenen Gesellschaften wie der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) sowie der European Society of Cardiology (ESC) helfen. Vor allem für die jungen Kardiolog:innen ist eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgruppe Cardiologist of Tomorrow (CoT) essenziell. So kann man nicht nur viele junge Kardiolog:innen aus Österreich kennenlernen, sondern auch Zugang zu verschiedenen nationalen sowie internationalen Kongressen bekommen und einen leichteren Weg zu Vortragstätigkeiten haben. Zusätzlich ist man auch an der Planung verschiedener spannender Veranstaltungen, Projekte sowie Webinare beteiligt.
Work-Life-Balance
Zum Schluss möchte ich mich kurz mit dem sehr oft diskutierten Thema der Work-Life-Balance beschäftigen. Was bedeutet das eigentlich? Ich persönlich glaube, dass eine Trennung in der Realität kaum möglich ist – und vielleicht auch nicht nötig. Wir verbringen einen Großteil unseres Lebens in der Arbeit. Deshalb ist es entscheidend, dass wir lieben, was wir tun. Nur dann können wir unsere Aufgaben mit Freude, Hingabe und Leidenschaft erfüllen. Wenn das gelingt, verschwimmt die Grenze zwischen „work“ und „life“ ganz natürlich – denn unsere Arbeit prägt uns: Sie beeinflusst, wer wir sind, wie wir denken und wie wir uns gegenüber anderen verhalten. Ich hoffe, dass ich mit meinem Beispiel veranschaulichen konnte, dass, auch wenn der Einstieg in die klinische Kardiologie vielfältig und herausfordernd sein kann, er mit Zielstrebigkeit, Anpassungsfähigkeit und Engagement erfolgreich zu bewältigen ist. Der Weg verläuft selten geradlinig. Häufig sind verschiedene Umwege notwendig, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Das Wichtigste ist, dieses Ziel immer vor Augen zu haben und zu verfolgen. Jeder eingeschlagene Umweg sollte nicht als Zeitverlust betrachtet werden, sondern als Chance, neue Perspektiven zu gewinnen und die Türen zu den weiteren Möglichkeiten zu öffnen.
Literatur:
bei der Verfasserin
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