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Die wichtigsten Studien kurz und bündig
Jatros
Autor:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber
Ärztlicher Leiter Klinik Wilhering GmbH<br> E-Mail: bernd.eber@klinik-wilhering.at
Autor:
Dr. Miriam Eber
Abteilung für Innere Medizin, Kardiologie und Nephrologie, Landesklinikum Wiener Neustadt
30
Min. Lesezeit
07.11.2018
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<p class="article-intro">Im Rahmen des diesjährigen ESC-Kongresses in München wurde eine Reihe spannender Studien vorgestellt. Im folgenden Short-Cut möchte ich Ihnen die aus meiner Sicht wichtigsten Studien sowie deren Fragestellungen und Outcomes kurz und prägnant vorstellen. Ausführlichere Besprechungen und Experten-Interviews zu einigen der Studien finden Sie in unserem ESC-Newsroom.</p>
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<p class="article-content"><h2>Antithrombotische Therapie</h2> <p><strong>COMMANDER-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Verringert eine orale Antikoagulation (Rivaroxaban) die Rate an kardiovaskulären Ereignissen bei Patienten mit fortgeschrittener HF mit KHK und Sinusrhythmus?<br /> <em>Outcome:</em> Es wurde kein Unterschied hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse (Tod, Stroke, MCI) und HF-Hospitalisierung gefunden.<br /><br /> <strong>ARRIVE-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em>Was bewirkt eine ASSTherapie in der Primärprävention in Hinblick auf die Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse?<br /> <em>Outcome:</em> Es zeigte sich keine signifikante Wirksamkeit, aber ein 2-facher Anstieg der gastrointestinalen Blutungen<br /><br /> <strong>ASCEND-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Bewirkt bei Diabetikern eine ASS-Therapie in der Primärprävention eine Senkung des kardiovaskulären Endpunktes?<br /> <em>Outcome:</em> Die Studie ergab eine signifikante Reduktion des kardiovaskulären Endpunktes, jedoch einen fast gleich starken Anstieg der schweren Blutungen.<br /><br /> <strong>MANAGE-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Zeigt Dabigatran nach nicht kardialen Operationen mit Troponin- Anstieg einen positiven Effekt hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse?<br /> <em>Outcome:</em> Es zeigte sich eine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse durch Dabigatran.</p> <h2>Herzrhythmusstörungen</h2> <p><strong>STROKESTOP-II-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Kann das NT-proBNP zum Screening von AF-Patienten beitragen?<br /> <em>Outcome:</em> Ein erhöhtes NT-proBNP ergab eine signifikant höhere AF-Prävalenz. <br /><br /><strong>EORP-AF und Euro Heart Survey</strong> <br /><em>Fragestellung:</em> Stieg in den letzten Jahren die Prävalenzrate von „Lone“-AF-Patienten und den damit verbundenen Schlaganfallpatienten?<br /> <em>Outcome:</em> In beiden Fällen ist die Frage mit einem „Ja“ zu beantworten, wobei das erhöhte Stroke-Risiko vor allem auf nicht kardiale Risikofaktoren zurückzuführen ist.<br /><br /> <strong>GARFIELD-Register</strong> <br /><em>Fragestellungen:</em> Was zeigt die OAKTherapie im Vergleich zu Placebo bezüglich der Reduktion der kardiovaskulären Endpunkte bei Patienten mit AF und CHADS-Vasc >2? Und was zeigt das Ergebnis für OAK im Vergleich zu VKA?<br /> <em>Outcomes:</em> Es ergab sich eine signifikante Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse (Tod, Schlaganfall) und auch bei OAK vs. VKA zeigte sich eine signifikante Reduktion der Mortalität, jedoch nicht von Schlaganfällen/Embolien.<br /><br /> <strong>CABANA-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Wie schneidet die Ablationstherapie bei rezidivierendem AF im Vergleich zur medikamentösen Behandlung ab?<br /> <em>Outcome:</em> Die Studie zeigte eine deutliche Überlegenheit der Ablation hinsichtlich der Rezidivrate und der Lebensqualität. <br /><br /><strong>APAF-CRT-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Wie wirkt sich bei HFPatienten mit hochsymptomatischem AF nach frustraner oder nicht durchführbarer PVI die „Ablate and pace“-Therapie im Vergleich zur medikamentösen Kontrolle aus?<br /> <em>Outcome:</em> Durch die „Ablate and pace“- Therapie wurde eine hochsignifikante Reduktion des primären Endpunktes (Tod wegen HF, Hospitalisierung wegen HF oder sich verschlechternde HF) erreicht.</p> <h2>Vitien</h2> <p><strong>TAVR in low-risk patients with symptomatic severe aortic stenosis</strong> <br /><em>Fragestellung:</em> Was zeigen die Ergebnisse bei Niedrigrisikopatienten mit einer AS: TAVI oder chirurgischen Klappenersatz?<br /> <em>Outcome:</em> Die TAVI bietet bei Niedrigrisikopatienten eine hohe Sicherheit und geringe postinterventionelle Komplikationen (Klappenthrombose).<br /><br /> <strong>POET-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Kann eine orale AB-Gabe nach 10-tägiger i.v. Verabreichung die ausschließliche intravenöse AB-Gabe bei Patienten mit Aortenklappen- oder Mitralklappenendokarditis ablösen?<br /> <em>Outcome:</em> Eine perorale Gabe nach vorangegangener 10-tägiger i.v. AB-Therapie ist der alleinigen i.v. Gabe nicht unterlegen.</p> <h2>Koronare Herzkrankheit</h2> <p><strong>SCOT-HEART-Studie</strong> <br /><em>Fragestellung:</em> Konnte sich die CTA als neues diagnostisches Tool zur KHK-Diagnostik im Vergleich zur Ausschluss-CTA etablieren?<br /> <em>Outcome:</em> Die CTA ist als neues Screening- Tool anerkannt, es bestehen jedoch große Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen hinsichtlich der Prävention (Statine).<br /><br /> <strong>CULPRIT-SHOCK-Studie</strong> <br /><em>Fragestellung:</em> Wie steht es um den primären Endpunkt „Mortalität“ nach einem Jahr nach alleiniger Revaskularisation des infarktbezogenen Gefäßes im Vergleich zur kompletten Revaskularisation?<br /> <em>Outcome:</em> Im Hinblick auf die Mortalität zeigt sich ein signifikanter Vorteil der Culprit- Läsion-Revaskularisation gegenüber der kompletten Revaskularisation, jedoch zeigt sich ein höherer Anteil an CHF-Patienten nach alleiniger Revaskularisation der Culprit-Läsion.<br /><br /> <strong>VERDICT-Studie</strong> <br /><em>Fragestellung:</em> Ist bei NSTEMI-Patienten die frühe invasive Abklärung (<12h) der Abklärung <48h überlegen?<br /> <em>Outcome:</em> Es zeigte sich kein Vorteil der früheren Abklärung, jedoch wird in einer Subgruppenanalyse ein Vorteil bei Hochrisikopatienten vermutet. <br /><br /><strong>BASKET-SMALL-Studie</strong> <br /><em>Fragestellung:</em> Ist in kleineren stenosierten Koronargefäßen die Dilatation mit einem medikamentös-beschichteten Ballon (DCB) gleich effizient wie ein DES?<br /> <em>Outcome:</em> Die Wirkung eines DCB in kleineren Koronargefäßen steht jener eines DES in nichts nach. <br /><br /><strong>GLOBAL-LEADERS-Studie</strong> <br /><em>Fragestellung:</em> Ist bei Patienten mit PCI + Stent-Implantation eine 23-monatige Ticagrelor- Monotherapie nach zuvor 1-monatiger Kombination mit ASS einer konventionellen 12-monatigen DAPT und anschließender 12-monatiger Antikoagulation mit ASS überlegen?<br /> <em>Outcome:</em> Es zeigte sich kein Vorteil der Ticagrelor-Monotherapie.</p> <h2>Herzinsuffizienz</h2> <p><strong>ATTR-ACT-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Wie wirkt sich die Tafamidis- Gabe bei Patienten mit kardialer ATTR hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und Toleranz aus?<br /> <em>Outcome:</em> Durch Tafamidis konnten eine signifikante Reduktion des primären Endpunktes (Tod, kardiovaskuläre Hospitalisierung) sowie eine Verbesserung der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit erzielt werden. Die Nebenwirkungen lagen auf Placeboniveau.<br /><br /> <strong>Mitra-FR-Studie</strong><br /> <em>Fragestellung:</em> Wie unterscheidet sich bei Patienten mit symptomatischer HF und schwerer sekundärer MI die alleinige OMT im Vergleich zur OMT mit MitraClip<sup>®</sup>- Implantation?<br /> <em>Outcome:</em> Die Verbesserung der Symptomatik verbesserte sich in beiden Gruppen, es gab jedoch keinen Unterschied hinsichtlich der Endpunkte (Tod, HF-Hospitalisierung).</p> <div id="fazit"> <h2>Abkürzungen:</h2> <p>COPD = chronisch obstruktive Lungenkrankheit, HF = Herzinsuffizienz, KHK = koronare Herzkrankheit, MCI = Myokardinfarkt, ASS = Acetylsalicylsäure, PCI = perkutane Koronarintervention, AF = Vorhofflimmern, OAK = orale Antikoagulation, VKA = Vitamin-K-Antagonist, AS = Aortenstenose, CTA = CT-Angiografie, CHF = chronische Herzinsuffizienz, DCB = medikamentös beschichteter Ballon, DES = medikamentenfreisetzender Stent, TAVI = perkutaner Aortenklappenersatz, ATTR = Transthyretin-Amyloidose, OMT = optimierte medikamentöse Therapie</p> </div></p>
<p class="article-quelle">Quelle: ESC-Kongress 2018, 25.–29. August 2018, München
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