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Chronische thromboembolische pulmonale Hypertension (CTEPH)

CLARITY: Wie gut läuft die Implementierung der ESC/ERS-Leitlinien zur CTEPH?

Die CLARITY-Studie wurde entwickelt, um die Annahme und Wahrnehmung von Leitlinien für die klinische Praxis zur Diagnose von CTEPH bei Fachärzten der Kardiologie zu bewerten. Unter den verschiedenen Leitlinien und Empfehlungen gab die Mehrheit der Befragten an, die ESC/ERS-Leitlinien zu verwenden, und sie empfand die Verwendung von Leitlinien als Erleichterung in der klinischen Praxis. Die Verwendung nationaler Leitlinien wurde häufiger von Befragten aus dem asiatisch-pazifischen Raum angegeben.

Keypoints

  • Durch den rasanten Fortschritt in der Behandlung der CTEPH helfen Leitlinien, Patienten eine evidenzbasierte Versorgung anzubieten.

  • 88% der befragten Ärzte in der CLARITY-Studie gab an, die ESC/ERS-Leitlinien zum CTEPH-Screening nach einer akuten PE zu befolgen – am häufigsten in Europa (96%).

  • In der Verwendung nationaler Leitlinien zeigen sich global-regionale Unterschiede.

  • Ein abweichendes Vorgehen von den Leitlinien wird bei der CTEPH-Diagnose von einem Drittel als Hindernis empfunden.

Chronische thromboembolische pulmonale Hypertension (CTEPH) ist eine häufige Form der pulmonalen Hypertension (PH), die aufgrund einer Obstruktion der Lungengefäße durch organisierte Thromben entsteht. Bei unbehandelten Patienten resultiert CTEPH in Rechtsherzbelastung und -versagen sowie Tod. Die Behandlung der CTEPH hat sich in den letzten zehn Jahren rasant weiterentwickelt, angetrieben durch Fortschritte in der Diagnose und Behandlung.

Leitlinien und Empfehlungen helfen Ärzten, den Patienten die beste evidenzbasierte Versorgung zu bieten. Es ist von Interesse, besser zu verstehen, wie diese Leitlinien die tägliche Praxis beeinflussen können. Zu diesen Leitlinien zählen die Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Respiratory Society (ERS) für die Diagnose und Behandlung von pulmonaler Hypertension (PH), die ESC/ERS-Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von akuter Pulmonalembolie (PE), das ERS-Paper für CTEPH-Management, Leitlinien des American College of Chest Physicians, Inshape II Screening Strategy, Kölner Empfehlungen sowie zahlreiche nationale Leitlinien.

CLARITY-Studie

Die CLARITY-Studie wurde als eine wissenschaftliche Umfrage entwickelt, um Einblicke in die aktuellen klinischen Screeningpraktiken (nach einer akuten PE) sowie in die Diagnosestellung und Behandlung von CTEPH zu gewinnen. Die CLARITY-Studie wurde von einem unabhängigen, internationalen Gremium aus 11 CTEPH-Experten aus Europa, den USA, Lateinamerika und Ostasien entwickelt. Es wurde eine modifizierte Delphi-Methode verwendet, um relevante Umfragefragen zu identifizieren. Diese Methode wird häufig im Gesundheitswesen verwendet und die modifizierte Delphi-Methode ist ein iterativer Prozess (d.h. ein Prozess über mehrere Runden hinweg). Sie beginnt mit einer anfänglichen Liste identifizierter Fragen und durchläuft wiederholte Abstimmungsrunden, um die Punkte auf der Liste zu reduzieren und eine Einigung zu erzielen. Die Umfrage war in 12 Sprachen verfügbar und über einen Weblink zugänglich und fand breite Unterstützung. Insgesamt 21 Organisationen verbreiteten die Umfrage, darunter auch die ESC Working Group on Pulmonary Circulation and Right Ventricular Function. Die Antworten wurden vom 10. September 2021 bis 1. Mai 2022 gesammelt. Wir haben insgesamt 353 Antworten erhalten. Von 353 Befragten waren 160 Fachärzte für Kardiologie und 10 Fachärzte für Angiologie, 117 stammend aus Europa, 31 aus Ostasien (China und Japan) und 22 aus Amerika. Etwa die Hälfte der Befragten arbeitete nicht in einem PH-Expertenzentrum und nur ein kleiner Teil war an ein solches Zentrum angeschlossen. Die Mehrheit der Befragten gab an, die ESC/ERS-Leitlinien zum CTEPH-Screening nach einer akuten PE zu befolgen (88%, Abb. 1). Sie wurden am meisten von den europäischen Ärzten verwendet (Europa 96%, Amerika 79% und Ostasien 67%).

Abb. 1: Leitlinien/Empfehlungen für ein Follow-up nach akuter pulmonaler Embolie (PE)

Global-regionale Unterschiede

Die Verwendung nationaler Leitlinien neben den ESC/ERS-Leitlinien sowohl zum Screening nach einer akuten PE als auch zur CTEPH-Diagnose wurden häufiger von Befragten aus Ostasien angegeben (Abb.1 u.2). Die Mehrheit der Befragten war der Ansicht, dass die verwendeten Leitlinien und Empfehlungen die klinische Praxis in einem mäßigen bis großen Ausmaß erleichtern. Eine Abweichung von der Einhaltung der Leitlinien wurde von etwa einem Drittel der Befragten als Hindernis für die CTEPH-Diagnose angegeben, unabhängig vom Versorgungsumfeld. Diese Hindernisse in der Umsetzung der Leitlinien zum Screening auf CTEPH wurden häufiger von Befragten aus dem asiatisch-pazifischen Raum und denjenigen, die in einem Expertenzentrum arbeiten, angegeben.

Abb. 2: Leitlinien/Empfehlungen zur Diagnose bei vermuteter CTEPH: ESC/ERS-Leitlinien werden zur CTEPH-Diagnose am häufigsten befolgt (76%)

Factbox

Die ESC/ERS-Leitlinien werden häufig für die Diagnose von CTEPH verwendet und von Fachärzten auf dem Gebiet der Kardiologie als nützlich erachtet. Allerdings bleiben Hindernisse für die Umsetzung der Leitlinien bestehen. Eine weitere Analyse der CLARITY-Response-Daten von medizinischen Spezialisten in Krankenhäusern, die in das klinische Management eines PE- oder CTEPH-Patienten eingreifen, wird noch weitere Einblicke liefern, wie Leitlinien oder gewisse Hindernisse ihrer Umsetzung die klinische Entscheidungsfindung und Patientenüberweisungen beeinflussen sowie in das Zeitmanagement von CTEPH, von der Diagnose bis zur Behandlung und Nachsorge.

bei der Verfasserin

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