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ÖGU – Austrian Fellowship for Traumatology 2024

Reisen erweitert den Horizont

12 Tage, 1400 Kilometer, fünf Kliniken und viele kompetente Kollegen

Als Assistenzarzt für Orthopädie und Traumatologie am Unfallkrankenhaus Salzburg erhielt ich – nach entsprechender Bewerbung – die besondere Chance, am Austrian Fellowship for Traumatology 2024 der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie teilzunehmen. Im Februar ergab sich somit die Möglichkeit, im Zeitraum von etwa zwei Wochen in fünf unfallchirurgischen Abteilungen in Westösterreich zu hospitieren. In dieser Zeit erhielt ich zum einen vielfältige Einblicke in verschiedene Klinikstrukturen und Behandlungsmethoden und zum anderen konnte ich wertvolle neue Kontakte knüpfen.

Krankenhaus Sankt Vinzenz in Zams

Meine unfallchirurgische Rundreise begann in Zams im Tiroler Oberinntal, wo Prim. Dr. Anton Kathrein eine äußerst leistungsfähige Abteilung leitet, die jährlich etwa 35000 Patienten ambulant und weitere 5000 stationär behandelt. Die Begrüßung erfolgte während der Morgenbesprechung und ich wurde vom gesamten Team äußerst freundlich empfangen. Im Anschluss folgte ein Rundgang durch die gesamte Abteilung, wobei mich insbesondere die effizient strukturierte unfallchirurgische Ambulanz beeindruckt hat. Aufgrund der geografischen Nähe zu den großen Skigebieten wie beispielsweise Ischgl oder Lech am Arlberg ist zu dieser Jahreszeit das Geräusch der Hubschrauberrotoren praktisch allgegenwärtig – an manchen Tagen finden bis zu 30 Hubschrauberlandungen statt.

Während meines Aufenthalts durfte ich Herrn Prim. Kathrein bei einer Vielzahl an Operationen assistieren, darunter die offene Versorgung einer Knieluxation, die Sanierung einer komplexen Oberschenkelfraktur mit Marknagel und Cerclagen, sowie dem von ihm adaptierten Verfahren der traumatischen PLIF/TLIF. Zu meiner Weiterbildung haben auch die zahlreichen Patientenfälle beigetragen, die mir in den Pausen präsentiert wurden.

Besonders in Erinnerung bleibt mir das gemeinsame Abendessen im Post Gasthof Gemse, da es neben einem köstlichen Menü auch reichlich Raum für den persönlichen und fachlichen Austausch gab.

Landeskrankenhaus Hall in Tirol

Der Weg zur zweiten Fellowship-Station führte mich vorbei an meiner Studienstadt Innsbruck nach Hall in Tirol.

Gleich zu Beginn nahm sich Prim. Univ.-Doz. Dr. Martin Lutz die Zeit, mir in einem persönlichen Gespräch einen Überblick über den Aufbau und die Behandlungsschwerpunkte seiner Abteilung zu geben. In der anschließenden Morgenbesprechung lernte ich das Team kennen und erhielt die Gelegenheit, mein Heimatkrankenhaus, das UKH Salzburg, in einem Vortrag vorzustellen. Auch hier wird ein breites operatives Spektrum angeboten, so werden beispielsweise geplante Knie- und Hüftendoprothesen im raschen Wechsel mit unfallchirurgischen Verletzungen aller Art versorgt. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass sich in Hall der modernste OP-Trakt befindet, den ich bisher besuchen durfte. Die Ausstattung mit Live-Kamerasystemen in den OP-Leuchten und Ultra-HD-Touchscreens an den Wänden ist beeindruckend. Darüber hinaus erlauben großzügige Panoramafenster eine atemberaubende Aussicht auf die Nordkette und Erholung für das Auge.

Prim. Lutz führt in Hall eine junge und dynamische Abteilung, in der er die Fusion von Orthopädie und Unfallchirurgie im Hinblick auf Patientenversorgung und Ausbildung bereits umgesetzt hat.

Kardinal Schwarzenberg Klinikum – Schwarzach

In direkter Folge setzte ich meine Reise fort, diesmal in Richtung Schwarzach im Pongau. Bereits am Donnerstagabend luden Abteilungsvorstand Prim. Mittermair und Frau Dr. Hetzmannseder (Leiterin des Jungen Forums der ÖGU) zum Abendessen ins Weitmoser Schlössl nach Bad Hofgastein ein. An diesem kurzweiligen Abend erzählte Prim. Mittermair Inspirierendes aus seiner langen Berufslaufbahn.

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Schwarzach: der Autor, Prim. Mittermair und Fr. Dr. Hetzmannseder (v.l.) mit der Hubschrauberbesatzung am Landeplatz

Als regionales Traumazentrum im Traumanetzwerk Salzburg waren mir die Unfallchirurgie in Schwarzach und Teile der Belegschaft bereits bekannt, insofern freute ich mich auch darauf, noch umfangreichere Einblicke in die Einrichtung zu bekommen. Entsprechend der Jahreszeit war das Operationsprogramm voll ausgelastet, was der positiven Atmosphäre im Team nicht abträglich war. Ich hatte die Gelegenheit, bei verschiedenen traumatologischen Eingriffen zu assistieren, darunter eine Unterschenkel-Marknagelung, die Versorgung einer distalen Speichentrümmerfraktur und eine dorsale bisegmentale Instrumentierung an der BWS. Besonders beeindruckend war die hohe Versorgungsqualität in der Behandlung von gleich fünf komplexen dia-/infrakondylären Tibiafrakturen, eine Kunst, für die unsere Kollegen in Schwarzach im gesamten Bundesland bekannt sind.

Mit vielen fachlichen Eindrücken und bereichernden Erfahrungen vergingen die beiden Tage wie im Flug. Zum Dank dafür überreichte ich auch hier, bevor es zur nächsten Station nach Schladming gehen sollte, eine Kiste hopfenhaltigen Kaltgetränks als Gastgeschenk.

Klinik Diakonissen Schladming

Am frühen Morgen erreichte ich das Diakonissenkrankenhaus Schladming, im Licht der über der Planai aufgehenden Sonne stach die architektonisch ansprechende und moderne Bauweise des Gebäudes heraus. Prim. Priv.-Doz. Dr. Mattiassich stellte mich seinem durchwegs aus freundlichen Kollegen bestehenden Team nach der Morgenbesprechung vor. Während der Visite erhielt ich Einblicke in die Kennzahlen der Abteilung, in der jährlich etwa 10000 Patienten ambulant behandelt und circa 2000 Operationen durchgeführt werden. Aufgrund des großen Freizeitangebots der Region sind Sportverletzungen jeglicher Art ein Schwerpunkt der Behandlung. In Schladming ist man bemüht, die Zusammenlegung von Orthopädie und Unfallchirurgie, insbesondere mit Blick auf die Ausbildung, ganzheitlich umzusetzen. So wird, um eine zu frühe fachliche Spezialisierung zu vermeiden, während der Ausbildung darauf geachtet, dass der geforderte Operationskatalog möglichst vollständig erfüllt wird.

Neben vielen operativen Eingriffen, wie zum Beispiel einer arthroskopischen Rotatorenmanschettenrekonstruktion mit OA Dr. Röder oder der Rekonstruktion einer instabilen Syndesmosenverletzung mittels TightRope-System mit Prim. Mattiassich, erweiterte auch das Zusammentreffen mit Univ.-Doz. OA Kröpf, dem Begründer der Replantationsbereitschaft am UKH Salzburg, den fachlichen Horizont.

Abgesehen von den beruflichen Erlebnissen war ein absolutes Highlight eine Nachtskitour auf die Hochwurzen mit einem Aufstieg von circa 720 Höhenmetern und anschließendem Ripperlessen. Ein wunderbarer Abschluss.

UKH Klagenfurt

Die letzte Station meines Fellowships führte mich ins Unfallkrankenhaus Klagenfurt. Dank perfekter Organisation, wie an allen Orten zuvor, wurde mir eine wunderschöne Garçonnière direkt gegenüber dem Krankenhaus gestellt. Am nächsten Tag traf ich mich zum persönlichen Gespräch mit Prim. Priv.-Doz. Dr. Smekal und OA Dr. Pranzl. Beide zeigten großes Interesse an meinem beruflichen Werdegang, dem bisherigen Verlauf des Fellowships sowie meinen fachlichen Interessengebieten. Darüber hinaus nahmen sie sich die Zeit, mir den Aufbau der Abteilung und das unfallchirurgische Leistungsspektrum zu erläutern.

Nach der Begrüßung im Team hielt ich meinen mittlerweile gut einstudierten Vortrag über mein Heimatkrankenhaus im Rahmen der Morgenbesprechung. Besonderes Interesse bestand an unseren Erfahrungen mit dem neuen Krankenhausinformationssystem (KIM), das in Kürze auch im Unfallkrankenhaus in Klagenfurt implementiert werden soll.

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Klagenfurt: Gruppenfoto anlässlich des ÖGU-Fellowships

Anschließend begleitete ich Prim. Smekal in den OP, wo ich ihn bei verschiedenen Eingriffen unterstützen durfte, darunter eine laterale Tibiakondylfraktur und eine Revisions-KTEP. Nach einem kurzen Spaziergang in die Klagenfurter Innenstadt trafen wir uns am Abend zum gemeinsamen Essen im Gasthaus „Zum Augustin“. Dabei hatten wir erneut ausreichend Zeit für fachlichen und persönlichen Austausch. Am letzten Tag meines Fellowships begleitete ich OA Dr. Pranzl zur dorsalen mehrsegmentalen Versorgung einer BWS-Fraktur, bei der das neu eingeführte NuVasive-System zum Einsatz kam.

Abschließend kann ich sagen, dass ich mich als Mitarbeiter der AUVA am Unfallkrankenhaus Klagenfurt äußerst wohl gefühlt habe.

Fazit

Es heißt, „Reisen erweitert den Horizont“, manchmal bedarf es aber keiner Fernreise, um das zu erreichen. In knapp zwei Wochen und mit 1400 gereisten Kilometern habe ich fünf Kliniken mit ihren unterschiedlichen Abläufen, Behandlungsansätzen und inspirierenden Menschen kennengelernt und dadurch einen für mich völlig neuen Überblick über die angewandte Traumatologie in Österreich erhalten. Neue Methoden zu sehen und erfahren, Bekanntes zu vertiefen gibt mir durch den Vergleich die Möglichkeit, meinen Wissensstand besser einschätzen zu können. Das ÖGU-Fellowship bietet auf vielen unterschiedlichen Ebenen großartige Gelegenheiten, Erfahrungen zu sammeln. Da wären die faszinierenden und lehrreichen Operationen, die fachlich bereichernden Diskussionen, die zahlreichen, neu geknüpften Kontakte und unterhaltsamen Abende. Sie alle erweitern meinen beruflichen und privaten Horizont und werden mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

Ich möchte mich bei der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, insbesondere bei Präsident Prim. Priv.-Doz. Dr. Kambiz Sarahrudi und Past-Präsident Prim. Priv.-Doz. Dr. Smekal, sowie bei Mag. Birgit Magyar für die großartige Unterstützung und die exzellente Organisation bedanken.

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