Karzinom-Vorhersage für geheilte Hepatitis-C-Patienten
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Die Eradikation des Hepatitis-C-Virus führt bei Patienten mit Hepatitis C zu einer signifikanten Reduktion der verschiedenen mit dieser Erkrankung assoziierten Risiken. Allerdings bleibt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, ein hepatozelluläres Karzinom zu entwickeln, im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht. Nun wurde ein Score zur Ermittlung des individuellen Karzinomrisikos präsentiert.
Die Hepatitis C ist heute eine in aller Regel heilbare Erkrankung. Mit sehr wenigen Ausnahmen erreichen mit einer antiviralen Therapie alle Patienten ein vollständiges und anhaltendes virologisches Ansprechen („sustained virological response“; SVR), das auch nach Absetzen der Medikation erhalten bleibt.1 Leider normalisiert sich das Risiko der Patienten, ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) zu entwickeln, auch nach erfolgreicher Therapie nicht vollständig. Dies gilt vor allem für Patienten mit schwerer Erkrankung der Leber und/oder Komorbiditäten.2, 3 Aktuell gibt es keine Modelle, mit denen sich das Karzinomrisiko von Patienten nach erfolgreicher Eradikation quantifizieren lässt.
Zwei im Rahmen des digitalen International Liver Congress (ILC) 2020 vorgestellte Studien beschäftigten sich mit Modellen zur Prädiktion des Karzinomrisikos von Hepatitis-C-Patienten nach erfolgreicher Viruseradikation. Die beiden in Frankreich und Ägypten durchgeführten Studien wandten gängige klinische Parameter bei Kohorten erfolgreich antiviral behandelter Hepatitis-C-Patienten an. Ziel war es dabei, Patienten zu identifizieren, bei denen eine engmaschigere Kontrolle auf hepatozelluläre Karzinome erforderlich ist.
Risikogruppen anhand Leberparameter identifiziert
Die französische Studie verwendete Daten aus der prospektiven ANRS-CirVir-Kohorte, in die Patienten mit bioptisch bestätigter, kompensierter Zirrhose aufgenommen wurden.4 Mit statistischen Modellen wurde versucht, auf Basis von Messungen von Serum-Alpha-Fetoprotein (AFP), Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT), Alanin-Aminotransferase (ALT) und Aspartat-Aminotransferase (AST) longitudinale Profile zu erstellen, die mit dem Auftreten eines HCC assoziiert sind. In dieser Kohorte entwickelten 47 von 413 Patienten mit anhaltendem virologischem Ansprechen innerhalb von 74,2 Monaten ein HCC. Die Analyse fand zwei Cluster von Patienten mit hohem Risiko: Patienten mit erhöhten Leberwerten (n=95; 13,7% HCC-Inzidenz) sowie Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion (n=109; 15,6% HCC-Inzidenz). Im Gegensatz dazu war das Karzinomrisiko bei Patienten, deren Lebermarker sich normalisierten, geringer (n=228; 7,5% HCC-Inzidenz). Eine Analyse von Patienten vor SVR zeigte das gleiche Bild, wobei die Inzidenz hepatozellulärer Karzinome bei Patienten ohne SVR in allen Clustern deutlich höher war als bei Patienten mit SVR.5
HCC-Risiko-Score
Für die Prädiktion von Karzinomen in der Praxis wären einfache, im klinischen Alltag leicht einzusetzende Scores hilfreich. Einen solchen Score schlug, ebenfalls im Rahmen des digitalen ILC 2020, eine ägyptische Gruppe vor. Zugrunde lagen Analysen von 7752 Patienten aus einer großen Hepatitis-B- und -C-Kohorte, die nach zwölf Wochen antiviraler Behandlung frei von HCV waren und keine HBV-Infektion aufwiesen. Über ein medianes Follow-up von 2,2 Jahren entwickelten 2,8% dieser Patienten ein HCC. Acht voneinander unabhängige Variablen erwiesen sich als assoziiert mit dem Auftreten eines HCC: männliches Geschlecht, ein Alter über 64 Jahre, fortgeschrittene Leberfibrose, HCV-Genotyp 3, Ösophagusvarizen, „baseline serum AFP“ >5,5ng/ml, AST-zu-Plättchen-Verhältnis (APRI) >2 bei Ende der Behandlung sowie Interferonbehandlung mit oder ohne Ribavirin in der Vergangenheit. Auf Basis dieser Daten wurde ein HCC-Risikoscore entwickelt, der eine Stratifizierung der Patienten in Gruppen mit hohem, mittlerem und niedrigem HCC-Risiko erlaubt. Der Prädiktionswert des Scores erwies sich als gut. Die Analyse ergab auch die erfreuliche Nachricht, dass sich drei Jahre nach SVR 76,5% der Patienten in der Low-Risk-Gruppe mit einem HCC-Risiko von <1,5% befanden.6
Bericht:
Reno Barth
Literatur:
1 Su F, Ioannou GN: Clin Liver Dis (Hoboken) 2019; 13(1): 6-12 2 El-Serag HB et al.: Hepatology 2016; 64(1): 130-7 3 Adhoute X et al.: Transl Gastroenterol Hepatol 2017; 2: 110 4 Nahon P et al.: ILC 2020; abstract GS13 5 Ganne-Carrié N et al.: ILC 2020; abstract AS154 6 Shiha G et al.: ILC 2020; abstract AS155
Das könnte Sie auch interessieren:
Modic Changes bei Rückenschmerzen
Obwohl die Erstbeschreibung fast 40 Jahre her ist, ist immer noch nicht klar, wodurch die MRT-Veränderungen entstehen und welchen Stellenwert sie für Diagnostik und Therapie haben.
Fleischlose Wurst – ein arbeitsmedizinisches Problem?
Da allergische Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung häufig sind, ist eine Abgrenzung zwischen beruflichen und außerberuflichen kausalen Faktoren und somit eine korrekte ...
Vier Tage für die Lungenmedizin
Von 20. bis 23. März 2024 informierten sich rund 4400 Teilnehmer:innen beim DGP-Kongress in Mannheim über neue Erkenntnisse in der Pneumologie. In rund 100 Vorträgen, Podiumsdiskussionen ...