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Cannabinoide in der Krebstherapie

Keine Angst vor Cannabis?!

<p class="article-intro">Seit Jahren wächst das Interesse am therapeutischen Potenzial von Cannabis und einzelnen Cannabinoiden, vor allem Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC). Bisher ist die Studienlage zur Wirksamkeit und Sicherheit von medizinischem Cannabis jedoch noch lückenhaft. Univ.-Ass. Prof. Dr. Leo Auerbach, Leiter der Ambulanz für komplementäre Therapien an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wien, erklärt, wie Cannabinoide in der Therapie eingesetzt werden und worauf dabei zu achten ist.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Welche Rolle spielen Cannabinoide in der Krebstherapie?</strong><br /> <strong>L. Auerbach:</strong> Cannabinoide spielen generell in der Krebstherapie eine sehr interessante Rolle, nicht nur bei gyn&auml;kologischen Tumoren. Ausschlaggebend f&uuml;r die Anwendung ist das Beschwerdebild der Patienten. Man muss unterscheiden zwischen Cannabisprodukten mit Tetrahydrocannabinol (THC), das den &ouml;sterreichischen Suchtgiftbestimmungen unterliegt, und den frei erh&auml;ltlichen Cannabidiol(CBD)- haltigen Pr&auml;paraten, die frei von THC sind (Restanteil &lt;0,2&ndash;3 % ). THC-haltige Cannabinoide sind Bestandteil von Therapieoptionen gegen Schmerzen, Appetitlosigkeit, Kachexie, nicht nur in palliativen Situationen. Eine onkologische Wirksamkeit konnte in vielen Krebszell- und Tierversuchen beschrieben werden, bislang sind jedoch <em>in vivo</em> nur wenige Studien mit kleinen Fallzahlen publiziert, die eine onkologische Wirksamkeit von Cannabis noch nicht ausreichend bewiesen haben.</p> <p><strong>Wie erkl&auml;rt sich die Wirkung der Cannabinoide bei Krebs?</strong><br /> <strong>L. Auerbach:</strong> Die medizinischen Wirkungen beruhen auf den Inhaltsstoffen THC und CBD. Im menschlichen K&ouml;rper befinden sich in verschiedenen Organen Cannabisrezeptoren: CB-1-Rezeptoren kommen vor allem im Magen-Darm- Trakt sowie im zentralen und peripheren Nervensystem vor, aber auch in anderen Organen. Die CB-2-Rezeptoren sind prim&auml;r in Zellen des Immunsystems und in den Zellen des Knochenstoffwechsels aufzufinden.</p> <p><strong>In welcher Form und wie lange werden sie verabreicht?</strong><br /> <strong>L. Auerbach:</strong> Cannabinoide k&ouml;nnen medizinisch betrachtet oral gegeben werden, zum Beispiel in Form von Tropfen, Kapseln oder einem Mundspray. Die Dauer der Gabe h&auml;ngt von der Symptomatik ab.</p> <p><strong>Worauf muss man beim Einsatz von Cannabinoiden achten? Sind Neben- oder Wechselwirkungen bekannt?</strong><br /> <strong>L. Auerbach:</strong> Zun&auml;chst muss die Indikation korrekt gestellt werden. F&uuml;r THC-haltige Pr&auml;parate sind dies unter anderem Kachexie, Appetitlosigkeit und Schmerzen. In diesen F&auml;llen werden die Kosten der Therapie auch von der Krankenkasse &uuml;bernommen. Die CBD-haltigen Pr&auml;parate sind frei erh&auml;ltlich und werden vor allem bei Multipler Sklerose, Tourette-Syndrom, Demenz oder Neuropathien angewandt. Cannabinoide k&ouml;nnen auch neben anderen Therapien wie einer Chemo- oder Strahlentherapie eingesetzt werden, gemeinsam mit Morphinen ist auch &uuml;ber eine Wirkungssteigerung berichtet worden.<br /> Au&szlig;erdem sind die Kontraindikationen zu beachten. Dazu z&auml;hlen schwere Pers&ouml;nlichkeitsst&ouml;rungen, Psychosen und schwere Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Schwangerschaft und die Stillzeit. Bei &auml;lteren Patientinnen k&ouml;nnen st&auml;rkere zentralnerv&ouml;se und kardiovaskul&auml;re Nebenwirkungen auftreten.</p> <p><strong>Wie steht es mit dem Suchtpotenzial, besonders bei einer l&auml;nger dauernden Anwendung?</strong><br /> <strong>L. Auerbach:</strong> Bei Cannabisprodukten kommt es, anders als bei anderen Suchtmitteln, nur in sehr seltenen F&auml;llen zu einer psychischen Abh&auml;ngigkeit.</p></p>
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