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Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft

Ist die lebenslange Nachsorge ein Thema?

<p class="article-intro">Es gilt aktuell als gesichert, dass Mütter mit definierten Schwangerschafts-komplikationen (z.B. „hypertensive disorder in pregnancy“, HDP) einem deutlich erhöhten Risiko ausgesetzt sind, im späteren Leben eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen. Daraus ist abzuleiten, dass den betroffenen Frauen eine entsprechende Beratung mit Nachsorgekonzept angeboten werden soll. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Birgit Arabin und Ahmet A. Baschat pr&auml;gten im Titel ihrer &Uuml;bersichtsarbeit 2017 die folgende Forderung: &bdquo;[&hellip;] die Schwangerschaft als ein Zeitfenster zu sehen, in dem die M&ouml;glichkeit er&ouml;ffnet wird, die Gesundheit von M&uuml;ttern und deren Kindern langfristig zu verbessern [&hellip;]&ldquo; Es ist erwiesen, dass Frauen nach einer Komplikation in der Schwangerschaft, wie z.B. einer HDP, 3- bis 3,7-mal h&auml;ufiger im Laufe ihres Lebens an Bluthochdruck und Diabetes erkranken. Ihr Risiko, nach 10&ndash;12 Jahren einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, ist 1,8- bis 2,2-fach h&ouml;her verglichen mit Frauen ohne diese Schwangerschaftskomplikationen. Dramatisch ist der Anstieg des Risikos, sp&auml;ter an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben (8- bis 10-fach), wenn in der aktuellen Schwangerschaft die Trias Fr&uuml;hgeburt, niedriges Geburtsgewicht und Pr&auml;eklampsie vorlag. Dem &bdquo;Schwangerschaftsfenster&ldquo; als Ausblick auf die Gesundheitssituation im sp&auml;teren Leben liegt der folgende Mechanismus zugrunde: Die Schwangerschaft per se ist ein &bdquo;Stresstest&ldquo; f&uuml;r den Kohlehydrat- und Fettstoffwechsel sowie das Herz-Kreislauf-System. In der Schwangerschaft auftretende Erkrankungen wie HDP k&ouml;nnen demnach so verstanden werden, dass sie bereits bestehende St&ouml;rungen in diversen Regelkreisen vor&uuml;bergehend &bdquo;demaskieren&ldquo;, welche au&szlig;erhalb dieser &bdquo;Schwangerschaftsbelastung&ldquo; unerkannt bleiben.</p> <h2>Nachsorgeprogramm nach HDP</h2> <p>Zur aktuellen Definition der HDP geh&ouml;rt unter anderem die Symptomfreiheit nach der 12. Schwangerschaftswoche. Nach einer Latenz von ca. 2 Jahrzehnten werden die &bdquo;ehemaligen&ldquo; Patientinnen aber durch Blutdruckerh&ouml;hung und/oder Probleme mit dem Zuckerstoffwechsel (Diabetes mellitus Typ 2) symptomatisch. Nach entsprechender Zeit k&ouml;nnen Herzinfarkt oder Schlaganfall die Folgen sein. Michelle M. Mielke wies 2016 darauf hin, dass M&uuml;tter nach HDP im hohen Lebensalter &ndash; im Vergleich zu M&uuml;ttern, die nicht durch Bluthochdruck in der Schwangerschaft auffielen &ndash; deutlich h&auml;ufiger einschr&auml;nkende Ged&auml;chtnisprobleme und einen bedeutsamen Verlust von Gehirnsubstanz zeigen. Esther F. Davis konnte 2015 auch bei den Nachkommen, welche von M&uuml;ttern mit HDP geboren wurden, in den ersten 20 Lebensjahren Unterschiede im Blutdruck gegen&uuml;ber &bdquo;gesunden Schwangerschaften&ldquo; finden. Bis dato geht man davon aus, dass zumindest die betroffenen M&uuml;tter nach den &uuml;blichen Kriterien &uuml;ber l&auml;ngere Zeit nach der Geburt symptomlos erscheinen. Eigene Untersuchungen zeigen bei Frauen mit HDP aber schon 16 Wochen nach der Geburt deutlich eine Einschr&auml;nkung der Anpassungsf&auml;higkeit des autonomen Nervensystems bei geringf&uuml;giger Belastung gegen&uuml;ber Frauen mit unauff&auml;lliger Schwangerschaft (Abb. 1). Daraus schon fr&uuml;he Interventionsm&ouml;glichkeiten abzuleiten, um das Langzeit-Outcome positiv zu beeinflussen, ist aktuell nicht statthaft. Sehr wohl ist es an der Zeit, M&uuml;ttern nach HDP ein Nachsorgeprogramm anzubieten. Dabei geht es ausschlie&szlig;lich darum, eine Hypertonie, diabetische Stoffwechselentgleisungen und Fettstoffwechselst&ouml;rungen fr&uuml;hzeitig zu erkennen, zu behandeln und damit die negativen Folgen f&uuml;r das Gef&auml;&szlig;system zu reduzieren oder hinauszuz&ouml;gern. Abbildung 2 zeigt ein Konzept (modifiziert nach einer Empfehlung von Julia Spaan, 2012), das derzeit die Antwort auf die Fragen w&auml;re, die von den betroffenen Frauen nach der Beratung an uns gestellt werden, und in dieser Form in der klinischen Praxis auch umsetzbar ist.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Gyn_1802_Weblinks_s16.jpg" alt="" width="1419" height="2040" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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