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Neue Empfehlungen zur Hormonbehandlung in den Wechseljahren

Individuelle Beratung und Therapie

<p class="article-intro">Die Österreichische Menopausegesellschaft und die Österreichische Gesellschaft für Sterilität, Fertilität & Endokrinologie haben gemeinsam ein Konsensuspapier veröffentlicht, das den Frauenärzten Hilfestellung bei der Behandlung ihrer Patientinnen in den Wechseljahren gibt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Als die Hormonersatztherapie (HRT) vor rund 20 Jahren zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingef&uuml;hrt wurde, galt sie zun&auml;chst als &bdquo;Wundermittel&ldquo;. Sie versprach, Symptome wie Hitzewallungen, Schlafst&ouml;rungen, Ver&auml;nderungen der Schleimh&auml;ute, der Haut und Haare sowie auch negative Langzeitfolgen der Wechseljahre, etwa Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, ein f&uuml;r allemal aus der Welt zu schaffen. Etwa f&uuml;nf Jahre sp&auml;ter kamen die Ergebnisse der WHI-Studie aus den USA und mit ihnen die Ern&uuml;chterung: Die mit einer HRT behandelten Frauen hatten im Vergleich zu unbehandelten Gleichaltrigen ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Brustkrebs, Herzinfarkt und Schlaganf&auml;lle. Die HRT geriet in Verruf; Millionen von Frauen sowie ihre &Auml;rzte waren verunsichert und setzten die Therapie ab.<br /> <br /> Heute, zehn Jahre danach, sieht die Erkenntnislage wieder ganz anders aus.<sup>1</sup> Deshalb haben die &Ouml;sterreichische Menopausegesellschaft und die &Ouml;sterreichische Gesellschaft f&uuml;r Sterilit&auml;t, Fertilit&auml;t &amp; Endokrinologie ein gemeinsames Konsensuspapier zur menopausalen Hormontherapie (MHT), wie sie heute genannt wird, ver&ouml;ffentlicht.<sup>2</sup> In einer Pressekonferenz zu diesem Anlass stellte Prof. Hans-Christian Egarter, Wien, die aktuellen Erkenntnisse zur MHT vor.</p> <h2>Grundlagen der Hormonersatztherapie</h2> <p>Laut Egarter leidet etwa ein Drittel der Frauen in den Wechseljahren unter massiven Beschwerden und ein weiteres Drittel unter moderaten Symptomen. Diese k&ouml;nnen bis zu 15 Jahre andauern. Am h&auml;ufigsten werden Hitzewallungen und Schlafst&ouml;rungen berichtet, die die Lebensqualit&auml;t der Betroffenen erheblich beeintr&auml;chtigen k&ouml;nnen. Die Einnahme von &Ouml;strogen kann die Beschwerden lindern oder ganz beheben. Daher war die HRT bis zur Ver&ouml;ffentlichung der WHI-Ergebnisse die Standardtherapie in den Wechseljahren.<br /> <br /> Egarter erkl&auml;rte, dass die WHI-Studie verschiedene Schw&auml;chen hatte, die ihre Resultate beeinflussten. So hatten die Frauen zum Beispiel eine Kombination aus &Ouml;strogen und synthetischem Progesteron erhalten, die mit der beschriebenen Risikosteigerung einherging. Die Einnahme von reinem (konjugiertem) &Ouml;strogen oder Kombinationen aus &Ouml;strogen und nat&uuml;rlichem Progesteron beziehungsweise Dydrogesteron erh&ouml;ht dagegen weder das Brustkrebs- noch das kardiovaskul&auml;re Risiko.<br /> <br /> Ein weiterer Kritikpunkt an der WHI war das Alter der teilnehmenden Frauen. Egarter betonte, dass rund 70 % bei Beginn der HRT bereits &auml;lter als 60 Jahre waren und viele davon wegen Vorerkrankungen gar keine Hormontherapie h&auml;tten erhalten d&uuml;rfen. Bei einem fr&uuml;hen Therapiebeginn (innerhalb von zehn Jahren nach Einsetzen der Menopause) unter Ber&uuml;cksichtigung des individuellen Risikoprofils der Frau sei das Risiko des Eintretens unerw&uuml;nschter Wirkungen jedoch gering.</p> <h2>Empfehlungen der aktuellen Leitlinien</h2> <p>Die aktuellen Leitlinien zur menopausalen Hormontherapie ber&uuml;cksichtigen die neuen Erkenntnisse und empfehlen,</p> <ul> <li>die Therapie stets an den k&ouml;rperlichen und psychischen Symptomen der Frau auszurichten.</li> <li>mit der niedrigstm&ouml;glichen Dosis zu beginnen und diese an die Beschwerden anzupassen.</li> <li>wegen ihres guten Sicherheitsprofils Dydrogesteron oder mikronisiertes Progesteron einzusetzen.</li> <li>innerhalb von zehn Jahren nach Beginn der Menopause und besonders vor dem 60. Lebensjahr mit der Therapie zu beginnen (&bdquo;window of opportunity&ldquo;).</li> <li>bei Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind oder waren, keinesfalls eine HRT anzuwenden, da die derzeitige Datenlage dagegenspricht.</li> </ul> <p>In seinem Res&uuml;mee betonte Egarter, dass die MHT noch immer die wirksamste Behandlung von Wechseljahr&shy;beschwerden ist. Wenn die Therapie an die Bed&uuml;rfnisse und das individuelle Risikoprofil der Patientin angepasst werde, dann &uuml;berwiege der Nutzen der MHT ihre Risiken. Wichtig sei der fr&uuml;he Einsatz der Therapie (&bdquo;window of opportunity&ldquo;).</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Hodis HN et al: Vascular effects of early versus late postmenopausal treatment with estradiol. N Engl J Med 2016; 374: 1221-31<br /><strong>2</strong> Egarter C et al: &Ouml;sterreichisches Konsensuspapier Hormonersatztherapie. Consensus Update April 2016; Medahead</p> </div> </p>
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