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Hilfe zur Selbsthilfe leisten
Jatros
Autor:
Assoc. Prof. Kazem Nouri
Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin<br>Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien<br>E-Mail: kazem.nouri@meduniwien.ac.at
30
Min. Lesezeit
25.05.2017
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<p class="article-intro">Seit 2012 besteht eine Kooperation zwischen der Frauenklinik der Medizinischen Universität Wien und der Virtue Foundation (www.virtuefoundation.org) mit Sitz in New York, die das Ziel hat, durch längerfristige kontinuierliche Einsätze von Ärzten medizinisches Know-how in Entwicklungsländer zu transferieren. </p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Im Rahmen der Kooperation der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien mit der Non-Profit-Organisation Virtue Foundation reisen seit 2012 regelmäßig Spezialistenteams nach Ghana.</li> <li>Die Ziele sind, dort konkrete Hilfe in den Spitälern zu leisten, sie mit gespendeten Geräten und Materialien zu unterstützen sowie das medizinische Personal zu schulen.</li> <li>Interessierte Ärztinnen und Ärzte sind für kommende Einsätze in Ghana willkommen.</li> </ul> </div> <p><br /> Die Virtue Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, die einen speziellen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen genießt. Diese Organisation versucht, sowohl kurz- als auch langfristige karitative Ziele in bestimmten Entwicklungsländern im Bereich Gesundheit, Erziehung und Hilfe zur Selbsthilfe zu realisieren. Dabei arbeitet man sowohl mit lokalen Behörden und NGOs als auch mit sonstigen Organisationen sowie Partnern aus Industrie und Medien in bestimmten Gebieten zusammen, die zuvor über eine webbasierte Datenbank als besonders interessant und hilfsbedürftig eruiert wurden.<br />Diese Datenbank wird als Data-Mapping bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine intelligente Internettechnologie, die die Welt aus der Perspektive der Entwicklung, des Bedarfs sowie der verfügbaren Ressourcen abbildet. Das Ziel ist, zentrale Informationen in einem leicht zugänglichen, optisch freundlichen Format zur Verfügung zu stellen.</p> <h2>Tatkräftige Unterstützung vor Ort</h2> <p>Im Rahmen der Gesundheitsinitiative der Virtue Foundation übernehmen Ärzte freiwillig und über ein ganzes Jahr verteilt eine breite Palette von Programmen. Diese umfassen etwa medizinische Einsätze, Forschung, Besuche vor Ort und die Verteilung von gespendeten medizinischen Geräten mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung in den jeweiligen Ländern zu verbessern.<br /> Ein seit Längerem bestehendes Projekt der Virtue Foundation sind dabei die Entsendung von westlichen Spezialistenteams für medizinische Unterstützung eines entlegenen Distriktkrankenhauses in Tumu in Ghana und die Zusammenarbeit mit dem örtlichen medizinischen Personal. Das Hauptproblem Ghanas ist sicherlich die mit etwa 6,8 % nach wie vor hohe Kinder- und mit etwa 0,5 % ebenfalls hohe Müttersterblichkeit bei Schwangerschaft und Geburt. Zum Teil ist dies sicherlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass nur etwa 40 % der Geburten durch medizinisches Personal überwacht werden. Darüber hinaus ist die geringe Erfahrung des medizinischen Personals meist ein zusätzliches Problem.<br />Das Krankenhaus Tumu im Norden Ghanas hat ein Einzugsgebiet von etwa 150 000 Einwohnern und es gibt nur einen einzigen Arzt, der gleichzeitig als medizinischer Direktor des Krankenhauses fungiert.<br />Ein Beispiel für die Effektivität des Mapping-Programms ist ein im November 2011 von der Vizepräsidentin der Virtue Foun­dation, Prof. Joan LaRovere, und ihrem Team implementiertes Pilotprojekt: Ein nicht invasives Beatmungsprogramm für Kinder unter fünf Jahren im Krankenhaus Tumu. Durch diese Initiative war es möglich, die Kindersterblichkeit wegen respiratorischer Insuffizienz von 14 % auf 4 % zu reduzieren. Das nicht invasive Beatmungsprogramm wurde in einem weiteren Schritt im Korle Bu Teaching Hospital in Accra vorgestellt. Dadurch wurde die intensivmedizinische Betreuung von Kindern in der Hauptstadt verbessert und gleichzeitig eine Verknüpfung zwischen den beiden Spitälern hergestellt.</p> <h2>Ziele des Einsatzes in Ghana</h2> <p>Im April 2012 entschloss sich ein erstes Team der Frauenklinik der Medizinischen Universität Wien, nach Absprache mit der Virtue Foundation diesem Krankenhaus einen Besuch abzustatten, um die lokalen gynäkologisch-geburtshilflichen Probleme direkt vor Ort kennenzulernen.<br />Die Vorbereitung und Logistik der Mission wurden von der Koordinatorin der Virtue Foundation in Wien, Mag. Yasaman Miremadi, durchgeführt. Die Betreuung vor Ort erfolgte perfekt über die amerikanischen und ghanaischen Virtue-Founda­tion-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter unter direkter Einbindung von deren Vizepräsidentin, Prof. Joan LaRovere. Dr. Michael Häupl, Bürgermeister von Wien, übernahm für die Ghana-Mission der Frauenklinik in Kooperation mit Virtue Foundation den Ehrenschutz.<br />In Tumu erfolgt seit 2012 in regelmäßigen Abständen der Einsatz der Frauenklinik in Kooperation mit anderen Institutionen, beispielsweise dem LKH Wolfsberg. Diese Einsätze verfolgen drei wichtige Ziele:</p> <ol> <li>Durch Assessment notwendigen Materials und fehlender Geräte beim Einsatz wird versucht, diese bis zum nächsten Besuch durch Spenden in Österreich zu lukrieren. Der Transport nach Tumu erfolgt entweder auf eigene Initiative oder mittels Spedition. Einige Beispiele gesammelter Geräte sind das vom LKH Klagenfurt (KABEG) gespendete Ultraschallgerät, eine Vaginalsonde für das dortige Ultraschallgerät, eine Schenkung der Frauenklinik Wien, außerdem Ringpessare, Kiwi Vacuum Cups, Operationsinstrumente und vieles mehr. Im Jahr 2016 ermöglichte eine Spende der KABEG, organisiert von Prim. Maurus Demmel, einen OP-Tisch mit OP-Leuchte, mehr als 40 Spitalsbetten und etliches mehr nach Tumu zu transportieren, um dort ein neues Health Center in Welembele einzurichten.</li> <li>Die entsendeten Spezialistenteams waren in der Lage, bis zu 500 Patientinnen pro Woche ambulant zu untersuchen und viele davon mit einer Diagnose und Therapie zu entlassen. Bei den durchgeführten Operationen wurde gezielt auf die Einschulung der ghanaischen Kolleginnen und Kollegen hingearbeitet. Das Ziel ist der Transfer von Know-how, sodass die gesetzten Maßnahmen auch nach Abreise des Teams durchgeführt werden können. Dies wurde durch Aktivitäten in Bereichen abseits des OP ermöglicht, konkret handelte es sich um Veranstaltungen und mehrere Workshops, beispielsweise für Ultraschall, KIWU, Ringpessar, Notfälle in der Geburtshilfe und anderes.</li> <li>Auf einer medizinisch höheren Ebene wird versucht, mit den Einsätzen in den zentralen universitären Einrichtungen eine Unterstützung für modernste State-of-the-Art-Lösungen anzubieten. So wurden vom Team bereits das Teaching Hospital in Tamale und die Universitätsklinik in Accra besucht. Hier gab es einen Austausch von Erfahrungen mit den ghanaischen Kollegen und es wurden Vorträge gehalten.</li> </ol> <p>Gerade im Korle Bu Teaching Hospital (Uniklinik) wurde großes Interesse an der Einführung der laparoskopischen Operationen im Bereich der Frauenheilkunde gezeigt. Die Frauenklinik der Medizinischen Universität Wien hat sich zur Unterstützung dieses Vorhabens bereit erklärt.</p> <h2>Engagierte Ärzte gesucht</h2> <p>Ein humanitärer Einsatz und Know-how-Transfer in Entwicklungsländer sind nur dann effektiv, wenn sie kontinuierlich erfolgen. Das Ziel dieser Einsätze muss die Verbesserung der medizinischen Situation jedes Einzelnen in den betroffenen Ländern sein. Die Reaktionen der Bevölkerung und der afrikanischen Kollegen waren jedes Mal mehr als positiv.<br />Es sind für die kommenden Jahre regelmäßige Einsätze geplant. Für eine bessere Zusammenarbeit wurde im April 2017 Virtue Foundation Austria gegründet. Interessierte Kolleginnen und Kollegen können sich unter +43/650/852 74 71 oder office@miremadi.at informieren.</p> <p> </p> <p><span class="link-color"><a class="article-link" href="../fachthemen/8049" data-locked="0">zurück zum Themenschwerpunkt zur OEGGG Jahrestagung</a></span></p> <p> </p></p>