
Präsident Prof. Gschwantler im Gespräch
Das Interview führte Dr. Katrin Spiesberger
Unser Gesprächspartner:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler
4. Medizinische Abteilung
Klinik Ottakring (ehem. Wilheminenspital), Wien
E-Mail:
michael.gschwantler@wienkav.at
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Im Rahmen der virtuell abgehaltenen 53. Jahrestagung der ÖGGH wurde Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler als neuer ÖGGH-Präsident vorgestellt. Wir durften mit ihm über seine Pläne und Ziele sprechen.
Können Sie für unsere Leser kurz die Aufgaben der ÖGGH umreißen?
Gschwantler: Grundsätzlich befasst sich die ÖGGH mit drei Hauptaufgaben. Primär ist die ÖGGH eine wissenschaftliche Gesellschaft und in dieser Funktion unterstützt sie zahlreiche Forschungsprojekte – vor allem von jungen, ambitionierten Forschern – durch diverse Stipendien und Preise für herausragende Publikationen auf dem Gebiet der Gastroenterologie und Hepatologie. Neben der Nachwuchsförderung, z.B. in Form von Sitzungen, die von „young clinicians“ organisiert werden, möchten wir auch verstärkt Frauen unterstützen, eine wissenschaftliche Karriere auf diesem Gebiet anzustreben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Fortbildung. Neben der jährlichen Jahrestagung organisieren die neun Arbeitsgruppen der ÖGGH selbstständig Fortbildungsveranstaltungen in ihren Fachgebieten. Dieses Jahr stellt uns die Coronavirus-Pandemie vor neue Herausforderungen. So wie die meisten Kongressveranstalter mussten auch wir uns auf die virtuelle Abhaltung von Veranstaltungen umstellen. Dies bringt einige Vorteile, zeigt uns aber auch, wie wichtig der persönliche fachliche Austausch untereinander ist, der zurzeit leider ausfällt. Die dritte Hauptaufgabe ist die Standespolitik. Wir arbeiten z.B. sehr intensiv mit der IG Endoskopie zusammen, die auch einen Beirat in unserem Vorstand stellt.
Welche Themen liegen Ihnen als neuem Präsidenten besonders am Herzen?
Gschwantler: Das ist zum einen die Darmkrebsvorsorge, ein in Österreich großes Thema. Im Laufe des Lebens entwicklt einer von 17 Österreichern Dickdarmkrebs, was sowohl aus medizinischer als auch gesundheitsökonomischerSicht ein relevantes Problem darstellt. Wir als Fachgesellschaft bemühen uns, ein organisiertes Darmkrebsvorsorgeprogramm auf die Beine zu stellen. Wobei wir hier natürlich eng mit der Politik, den Versicherungsträgern und derÄrztekammer zusammenarbeiten müssen. Weltweit wird von allen Fachgesellschaften empfohlen, sich ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig Dickdarmspiegelungen zu unterziehen. Derzeit werden diese in Österreich allerdings nur opportunistisch und leider nicht staatlich organisiert durchgeführt. Das hat zur Folge, dass sich je nach Bundesland lediglich 15–34% der Risikogruppe vorsorglich untersuchen lassen. Man kann sich ausrechnen, wie viele Dickdarmkarzinome zu beklagen sind, die man eigentlich verhindern hätte können. Der Vorteil einer solchen Koloskopie ist, dass gleich bei der Untersuchung selbst Adenome, Vorstufen der Karzinome, endoskopisch entfernt werden können. Mir ist es daher ein großes Anliegen,weiter daran zu arbeiten, in Österreich ein funktionierendes Vorsorgeprogramm zu etablieren.
Ein zweiter Schwerpunkt befasst sich mit einem zentralen Aspekt unserer Arbeit, nämlich der gastrointestinalen Endoskopie. Es gibt endoskopische Routineeingriffe, die mittlerweile in großer Zahl in Ordinationen von niedergelassenen Ärzten durchgeführt werden. Es gibt jedoch auch die High-End-Endoskopie, die nur von wenigen hochspezialisierten Endoskopikern duchgeführt wird, dazu zählen z.B. die endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP) oder auch die Endosonografie. Diese sind nach der neuen Ausbildungsordnung nicht mehr im Rasterzeugnis für Gastroenterologie-Hepatologie bzw. Chirgurgie enthalten, was durchaus Sinn macht, da diese hochspezialisierten Techniken nicht von jedem Facharzt beherrscht werden müssen. Trotzdem muss diese High-End-Endoskopie in Form einer von der Ärztekammer anerkannten Spezialisierung abgebildet werden. Hier haben wir uns mit der Fachgesellschaft für Chirurgie auf ein Curriculum geeinigt, das wir nun als interdisziplinäre Spezialisierung etablieren wollen.
Immer wieder ist von flächendeckenden Versorgungsstrukturen die Rede. Gibt es dazu Strategiepläne der ÖGGH?
Gschwantler: In den letzten Monaten wurde ein Schwerpunkt zur Versorgungsforschung gesetzt. Die Anforderungen an das Fach Gastroenterologie-Hepatologie sind einem stetigen Wandel unterzogen. Als Beispiel: Vor Jahren war die Endoskopie noch auf Zentren und Spitäler beschränkt, mittlerweile werden solche Interventionenvom niedergelassenen Bereich übernommen. Vor allem am Land ist z.B. für Erkrankungen wie die CED keine flächendeckende Versorgung gewährleistet. Obwohl es viele neue Therapien gibt, findet die Behandlung von CED-Patienten in den großen Zentren statt – und die sind in den Städten. In Kooperation mit der ÖÄK haben wir hier ein großes Forschungsprojekt am Laufen. Wir erhoffen uns dadurch wichtige Hinweise, wie die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen, damit eine flächendeckende Versorgung für Patienten in ganz Österreich gewährleistet ist.
Unser Gesprächspartner:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler
4. Medizinische Abteilung
Klinik Ottakring (ehem. Wilheminenspital), Wien
E-Mail:
michael.gschwantler@wienkav.at
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