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UEG Week 2021

Die optimale Darmvorbereitung als zeitliche Grundlage für Intervalle beim kolorektalen Screening

Koloskopien zählen zu den effektivsten Untersuchungsmethoden bei der Prävention von Darmkrebs. Nationale und internationale Guidelines geben dabei klare Richtlinien für Darmkrebs-Früherkennungsprogramme vor. Eine essenzielle Rolle bei diesen Screenings spielt die qualitativ hochwertige Vorsorgekoloskopie, die von genau festgelegten Qualitätskriterien abhängig ist.

Keypoints

  • Die Ergebnisse zeigen, dass die Qualität der Darmvorbereitung bei Vorsorgekoloskopien Einfluss auf das Zeitintervall bis zu Follow-up-Koloskopien hat.

  • Die Richtlinieneinhaltung hinsichtlich der Zeitintervalle zwischen den Vorsorgekoloskopien sollte dringend optimiert werden.

  • Während Patienten mit unauffälligem Befund und ausgezeichneter Darmvorbereitung zu oft koloskopiert werden, erfolgt bei Patienten mit nicht ausreichender Vorbereitungsqualität bei ihrer ersten Vorsorgekoloskopie die Folgekoloskopiezu spät.

  • Bei unauffällig befundeten Vorsorgekoloskopien ergibt sich bei Patienten mit einer schlechten Vorbereitungsqualität bei ihrer Follow-up-Koloskopie eine um 51,7% höhere Inzidenz für Polypenentdeckungen als bei Patienten mit einer ausgezeichneten Darmvorbereitung.

Einleitung in die Thematik

Regelmäßig durchgeführte Koloskopien gelten als Goldstandard in der Früherkennung von kolorektalen Karzinomen. Da Darmkrebs im Frühstadium häufig symptomfrei ist, empfehlen österreichische und europäische gastroenterologische Leitlinien zeitlich festgelegte Follow-up-Koloskopien für eine adäquate Patientenversorgung. Um eine qualitativ hochwertige Untersuchung garantieren zu können, ist unter anderem eine optimale Darmvorbereitung vor der geplanten Untersuchung erforderlich. Diese ermöglicht eine bessere Einsicht in das gesamte Kolon, was wiederum die Basis für die Entdeckung von Polypen und Adenomen ist. Ziel der im Folgenden vorgestellten Studie war, herauszufinden, ob die Vorbereitungsqualität eine Auswirkung auf die Länge der Screening-Intervalle hat.

Methoden

Die für diese retrospektive Kohortenstudie relevanten Daten sind im Rahmen des „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“ erhoben worden. Um den Einfluss der Darmvorbereitungsqualität auf die Zeitintervalle bei den Follow-up-Koloskopien zu ermitteln, wurden zunächst die dafür notwendigen Daten aufbereitet. Dabei war die Grundvoraussetzung, dass die Koloskopien einen unauffälligen Befund aufweisen und vollständig, bis zum Zökum, vollendet wurden. 42199 Koloskopien wurden für weitere Berechnungen herangezogen. Da nur jene Patienten eingeschlossen wurden, die mehr als eine Koloskopie hatten (n=19611), wurde das Zeitintervall zwischen deren Untersuchungen kalkuliert. Insgesamt wurden 8243 Koloskopien von 321 Ärzten in einem Zeitraum von neun Jahren (2012–2020) in die Auswertung miteinbezogen. Diese wurden anschließend unterteilt in die Qualitätskriterien der „Aronchick Bowel Preparation Scale“ (ADR), die Koloskopien in „ausgezeichnet“, „gut“, „mittelmäßig“, „schlecht“ und „nicht ausreichend“ separieren. Mithilfe eines Chi-Quadrat-Tests wurde schließlich die Verteilung histologisch auffälliger Follow-up-Befunde miteinander verglichen. Des Weiteren wurde bestimmt, inwieweit die ADR der Endoskopiker Einfluss auf das Zeitintervall hat. Dabei wurden mittels T-Test jene Ärzte, die eine ADR ≥ 25% haben, mit jenenverglichen, die eine ADR <25% aufweisen.

Ergebnisse

Die folgenden Zeitintervalle beziehen sich auf Patienten, die bei ihrer ersten Vorsorgekoloskopie einen unauffälligen Befund hatten (Abb. 1). 34,22% dieser Patienten hatten eine ausgezeichnete Darmvorbereitung und nach durchschnittlich 3,8 Jahren erfolgte eine weitere Koloskopie. Die 47,69% mit einer guten Vorbereitungsqualität kommen durchschnittlich nach 3,7 Jahren wieder zur Untersuchung,das durchschnittliche Zeitintervall bei Patienten mit mittelmäßiger Vorbereitung (12,70%) beträgt 3,5 Jahre. Patienten mit einer schlechten Darmvorbereitung werden im Schnitt nach 2,8 Jahren erneut koloskopiert und die durchschnittliche Follow-up-Koloskopie für Patienten mit einer qualitativ nicht ausreichenden Vorbereitung wird nach zwei Jahren durchgeführt.

Abb. 1: Zeitintervalle von Follow-up-Koloskopien nach unauffälliger Vorsorgekoloskopie in Abhängigkeit von der Vorbereitungsqualität

Weiters zeigen die Ergebnisse, dass bei Patienten, die bei ihrer ersten Koloskopie keinen auffälligen Befund hatten, deren Darmvorbereitung allerdings schlecht war, die Inzidenz für Polypenentdeckungen bei ihrer Folgekoloskopie um 51,7% höher warals Patienten mit einer ausgezeichneten Darmvorbereitung (p<0,001).

Beim Vergleich der Adenomentdeckungsrate für Endoskopiker mit einer ADR ≥25% und einer ADR <25% konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Zeitintervallen abhängig von der Vorbereitungsqualität festgestellt werden.

Fazit

Die Ergebnisse zeigen, dass die Darmvorbereitung das Zeitintervall für Follow-up-Koloskopien beeinflusst. Bei Patienten mit einer geringen oder nicht ausreichenden Vorbereitungsqualität ergeben sich durchschnittlich kürzere Zeitintervalle als bei jenen mit einer ausgezeichneten Darmvorbereitungsqualität. Es zeigt sich auch, dass Patienten, die bei der ersten Koloskopie eine nicht ausreichende oder schlechte Darmvorbereitung hatten und deren Follow-up-Intervall somit kürzer war, durchschnittlich bei ihrem zweiten Screening mehr Polypen aufwiesen als jene, die eine ausgezeichnete Vorbereitungsqualität hatten.

Aktuelle Guidelines empfehlen das Wiederholen einer Koloskopie bei nicht ausreichender Darmvorbereitung innerhalb eines Jahres. Die Ergebnisse zeigen, dass die erneute Koloskopie bei Patienten mit nicht ausreichender Vorbereitung im Schnitt erst nach zwei Jahren durchgeführt wird. Die Richtlinieneinhaltung ist also verbesserungswürdig. Demgegenüber empfehlen österreichische und europäische Leitlinien bei einem unauffälligen Befund mit ausgezeichneter Darmvorbereitung ein Koloskopie-Follow-up-Intervall von zehn Jahren. Allerdings zeigt sich, dass diese Patienten durchschnittlich schon nach 3,5 Jahren eine erneute Koloskopie haben. Dies führt zu einer offensichtlichen Ressourcenverschwendung und zu enorm hohen Mehrkosten.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Patienten mit einer adäquaten Darmvorbereitung zu früh zu Vorsorgekoloskopienzugewiesen werden. Wohingegen das Intervall bei Patienten, die eine inadäquate Vorbereitungsqualität hatten, zu groß ist. Die Performance hinsichtlich der Zeitintervalle zwischen den Vorsorgekoloskopien sollte deswegen dringend optimiert werden.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Arbeitsgruppe „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“ unter Mitarbeit von:L.-M. Rockenbauer1,2, L. Jiricka1,2, A. Hinterberger1,2, J. Zessner-Spitzenberg1,2, A. Szymanska1,2, E. Waldmann1,2, D. Penz2, B. Machjer1,2, A. Asaturi1,2, M. Trauner1,2, M. Ferlitsch 1,2

bei der Verfasserin

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