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Gesundheit und Forschung

Brustkrebs: Neuer Wirkstoff gegen Gehirnmetastasen hat sich in Studie bewährt

Wien/Linz/Wiener Neustadt - Mit mehr als 5000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs in Österreich die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Mit einem Anteil von weniger als einem Prozent kann der Tumor auch Männer treffen. Bis zu 15 Prozent der Patient*innen entwickeln in einem fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung auch gefürchtete Gehirnmetastasen. Für Betroffene mit einem sogenannten HER2-positiven Karzinom könnte es nun eine neue und bessere Behandlungsform geben.

Eine österreichische Studie unter der Leitung der MedUni Wien zeigt, dass sich Gehirnmetastasen bei Brustkrebspatient*innen durch eine neuartige Wirkstoffklasse teilweise oder sogar ganz zurückbilden. Konkret handelt es sich dabei um eine chemische Verbindung aus Antikörper und Chemotherapie, die nach den aktuellen Erkenntnissen eine neue Perspektive in der onkologischen Forschung und zielgerichteten Therapie eröffnet, teilte die MedUni am Dienstag mit. Die Studienergebnisse wurden im Journal „Nature Medicine“ publiziert.

In die Studie einbezogen waren 14 Frauen und ein Mann mit HER2-positivem Brustkrebs und Gehirnmetastasen, die an der Klinischen Abteilung für Onkologie von MedUni Wien und AKH Wien betreut wurden. Dabei untersuchte das österreichische Forschungsteam um Matthias Preusser und Rupert Bartsch (Klinische Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I von MedUni Wien und AKH Wien) erstmals den Wirkstoff Trastuzumab-Deruxtecan (T-Dxd) als möglichen neuen Therapieansatz. „Die Patient*innen wurden zwischen Juli 2020 und Juli 2021 aufgenommen. Sie erhielten eine Standarddosis von 5,4 Milligramm Trastuzumab-Deruxtecan pro Kilogramm Körpergewicht an einem Tag am Beginn eines Behandlungszyklus als Infusion in die Vene. Die mittlere Beobachtungszeit betrug elf Monate“, so Preusser.

Metastasen schrumpfen

Das Resultat: Bei 73,3 Prozent der Patienten schrumpften die Metastasen durch T-Dxd, bei zwei von 15 Betroffenen (13,3 Prozent) waren sie sogar durch bildgebende Verfahren nicht mehr nachweisbar. Zudem stellten die Wissenschaftler eine gute Verträglichkeit fest. So wurde während der Behandlungszeit weder eine Verschlechterung der Gehirnfunktion noch der Lebensqualität der Studienteilnehmer beobachtet. Außerdem weist das Forscherteam darauf hin, dass T-Dxd im EU-Raum bereits zugelassen ist. „Es kann also umgehend in onkologischen Spezialeinheiten Österreichs und im internationalen Raum zur Therapie von Brustkrebspatient*innen mit Gehirnmetastasen eingesetzt werden“, betont Studienleiter Preusser.

T-Dxd wurde 2021 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für die Behandlung von inoperablem oder metastasiertem HER2-positivem Brustkrebs zugelassen. Es handelt sich dabei um eine chemische Verbindung (Konjugat) aus einem Antikörper gegen HER2 (Trastuzumab) und einer Chemotherapie (Deruxtecan). Bisher war nicht bekannt, ob das neuartige Konjugat bei Gehirnmetastasen wirksam sein kann. Auf Basis der aktuellen Ergebnisse sollen nun weitere Untersuchungen zur neuen Wirkstoffklasse folgen. (red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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