
Kombinationstherapie zum Muskelaufbau und zur Fettreduktion
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Seit 2016 sind fokussierte elektromagnetische Impulse als Lösung zur gezielten Behandlung von Muskelschwächen im Einsatz. Das erste Gerät diente der Behandlung bei Beckenbodenschwäche nach Partus oder Inkontinenz sowie zur Verbesserung der Sexualfunktion bei Männern. 2018 wurde der gezielte Muskelaufbau auch im Abdominal-, Oberarm- und Oberschenkelbereich ermöglicht. Seit 2020 kommt dabei eine Kombination aus Muskelstimulation und Radiofrequenztherapie zum Einsatz.
Die Technik
Bei der hier beschriebenen Technik kommen zwei Systeme zum Einsatz:
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Das HIFEM-System stimuliert gezielt Muskelgruppen, umgeht die Steuerung durch das zentrale Nervensystem und ermöglicht so eine maximale Kontraktion der quer gestreiften Muskulatur, die mit normalem Training nicht erreichbar ist.
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Die Radiofrequenzstimulation führt zu einer Erwärmung der Unterhautfettschicht und damit zum radikalen Abbau von Fettzellen.
HIFEM (High-Intensity Focused Electromagnetic Impulse) ist ein Muskelstimulationssystem, das durch ein präzise überwachtes Programm nach kurzer Aufwärmzeit supramaximale Kontraktionen der Muskelfasern provoziert. Innerhalb einer halben Stunde Behandlungszeit werden Trainingseffekte erzielt, die mehreren Tausend aktiven Kontraktionen entsprechen.
Die Tonisierung der Muskelgruppen ist subjektiv spürbar, ohne den Muskel zu übersäuern. Radiofrequenz, langwellige elektromagnetische Wellen im Bereich von 0,5 bis 300MHz erzeugen elektrische Felder mit sich schnell ändernden Polen. Dadurch kommt es innerhalb des Feldes zu einer Rotation der Moleküle im Gewebe, die sich entlang der Polarität ausrichten. Durch diese Bewegung entsteht Reibung, die Wärme erzeugt. Je nach Leitfähigkeit des Gewebes ist der Wärmeeffekt unterschiedlich stark.
Die Haut hat einen Leitwert von 0,32 Siemens/Meter, die Muskulatur einen Leitwert von 0,65S/m, das Fett jedoch nur einen Leitwert von 0,03S/m. Durch diesen sehr niedrigen Leitwert wird viel Energie im Fettgewebe gespeichert, so kommt es zu einer deutlichen Erwärmung der Fettzellen. Der therapeutische Effekt tritt bei Temperaturen über 42°C ein, durch die Einwirkung der Radiofrequenz steigt nach circa 4 Minuten die Temperatur bis auf 45° an. Ab der therapeutischen Temperaturgrenze kommt es zur Zellapoptose. Somit werden die Fettzellen dauerhaft aus dem Gewebsverband eliminiert. Den gleichen Effekt kennt man von der Kryoadipozytolyse, wenn die Fettzelle auf eine Temperatur von unter 4°C abgekühlt wird.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Unterschiede zwischen Lipolyse und Adipozytolyse sowie zwischen Nekrose und Apoptose noch einmal zu beleuchten.
Bei der Lipolyse wird durch Verringerung der Energiezufuhr (Diät) oder durch Erhöhung des Energiebedarfs (Sport, Elektrostimulation etc.) das Fett aus den Adipozyten zur Energieversorgung herangezogen. Die Fettzelle bleibt bestehen und kann sich bei Änderung der Energiesituation wieder füllen. Die Adipozytolyse führt zur Zerstörung der Zelle und damit zur Reduktion der Speicherkapazität. Dies kann auf zwei grundlegende Arten vor sich gehen, einerseits durch eine Zellnekrose, andererseits durch die Apoptose.
Die Zellnekrose kann durch mechanische oder chemische Einflüsse verursacht sein. Beispiele sind die Fettabsaugung als mechanische Zerstörung der Fettzelle oder die sogenannte Injektionslipolyse als chemisches Pendant. Durch die plötzliche Zerstörung der Zellmembran entsteht ein entzündlicher Prozess zum Abbau der Zellfragmente, der eine Narbe hinterlässt.
Im Gegensatz dazu wird bei der Apoptose die Zellstruktur dermaßen verändert, dass das körpereigene Abwehrsystem die Zelle als artfremd erkennt und den geregelten Abbau in sogenannte Plebs – kleine Zellpartikel mit intakter Membran – einleitet. Diese werden dann von Makrophagen aufgenommen und rückstandsfrei entsorgt. Die Gewebsstruktur bleibt dabei intakt. In beiden Fällen, sowohl bei der Nekrose als auch bei der Apoptose, kommt es zu keinem neuerlichen Aufbau von Fettzellen, sodass ein dauerhafter Effekt erzielt wird. Wie bereits erwähnt ist das Temperaturfenster entscheidend für den Erfolg der Adipozytolyse. Bei der Kälteanwendung muss ein Temperaturbereich unter 4°, bei Wärmeanwendung über 42° über einen längeren Zeitraum erreicht werden.
Da im Rahmen der Radiofrequenzbehandlung zwar ein großer Teil der Energie im Fettgewebe absorbiert, ein gewisser Teil jedoch bis in den Muskel weitergeleitet wird, kommt es ebenfalls zu einer Steigerung der Muskeltemperatur während der Behandlung. Die Temperatur pendelt sich nach wenigen Minuten bei circa 40° ein. Dies führt zu einer verstärkten Durchblutung der Muskelfasern, zur Freisetzung von sogenannten „Heat shock“-Proteinen, die eine entscheidende Rolle bei der Muskelhypertrophie spielen. Wesentlich ist auch der Aufwärmeffekt, der die Übersäuerung des Muskels verhindert. So ist es möglich, trotz intensiver Muskelaktivierung einen Muskelkater zu verhindern.
Erwähnenswert ist auch der technologische Hintergrund des Systems, da die Magnetfelder zur Erzeugung der Muskelaktivität und die Entsendung von Radiofrequenzimpulsen von festen Elektroden im Normalfall interferieren. So würde es maximal zu einer Erwärmung der Radiofrequenzelektrode kommen, jedoch nicht zu einer Erwärmung des zu behandelnden Gewebes. Um die beiden Technologien gemeinsam einsetzen zu können, wurden die Applikatoren in Elektronensegmente unterteilt, deren Abstand genau so gewählt ist, dass sich die Magnetfelder in den Lücken ausbreiten können, ohne die Elektroden zu erwärmen.
Einsatzbereiche
In klinischen Studien wurde festgestellt, dass es bei der Kombination von Elektrostimulation und Radiofrequenz zu einem durchschnittlichen Fettabbau von 28,3% und zu einem durchschnittlichen Muskelaufbau von 24,2% gekommen ist. Natürlich bietet sich dadurch diese Methode besonders im Abdominalbereich an, wobei hier besonders der Einsatz post partum zu erwähnen ist. So wurden bei MR- Untersuchungen zusätzlich eine Verschmälerung der Rektusdiastase um durchschnittlich 18,8% festgestellt. Ein weiteres klinisches Einsatzgebiet ist der Aufbau von Muskelgruppen nach Verletzung. Durch das kurzzeitige Aufwärmen der Muskeln kann ein rascherer und effizienterer Muskelaufbau vorgenommen werden. Besonders bei professionellen Sportlern verkürzt sich die Rekonvaleszenzzeit wesentlich. Zur Fettreduktion und Verbesserung des Taillenumfanges um bis zu 5,9 cm sowie zu einer Verbesserung des Muskeltonus im Gesäß- und Oberschenkelbereich hat sich diese Methode auch in der Ästhetik sehr bewährt. Hier ist besonders festzustellen, dass nicht nur das Unterhautfettgewebe, sondern auch das viszerale Fett in der Bauchhöhle um über 14% reduziert werden kann, ein Bereich, der sonst ästhetisch-chirurgisch unerreichbar bleibt.
Literatur:
beim Verfasser
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