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Behandeln wir Wunden richtig?

<p class="article-intro">Vielfach gilt ein Dekubitus (Wundliegen, Druckschaden) immer noch als alleiniger Pflegefehler. Das Entstehen eines Druckgeschwürs ist aber multifaktoriell und es bedarf sowohl in der Prophylaxe als auch in der Therapie eines multiprofessionellen Vorgehens. Die Kompetenzen und die Verantwortung sind zwischen Ärzten und Pflegepersonen nicht immer klar. Dies könnte dazu geführt haben, dass der Dekubitus noch immer nicht ausgestorben ist. Zu diesem Thema sprach Univ.-Prof. Dr. Gerald Zöch, Wien, im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich der Fachtagung Wundmanagement. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bislang gab es insbesondere in der &Auml;rzteausbildung einen gro&szlig;en Nachholbedarf. Zwar hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten viel auf dem Gebiet der Wundausbildung getan &ndash; es wurde ein eigenes &Auml;rztekammerzertifikat &bdquo;&Auml;rztliches Wundmanagement&ldquo; geschaffen &ndash;, trotzdem wurde das Wundmanagement und damit auch der Dekubitus in der &auml;rztlichen Ausbildung gar nicht oder nur wenig gelehrt. In der neuen, demn&auml;chst in Kraft tretenden &Auml;rzteausbildungsordnung wurde diesem Mangel Rechnung getragen und eigene Module &bdquo;Wundmanagement&ldquo; sowohl in der Ausbildung von Allgemeinmedizinern als auch in der Facharztausbildung geschaffen.<br /> Die Pflege zog das Thema &bdquo;Wundbehandlung&ldquo; in den letzten 20 Jahren immer mehr an sich. 99 % der angebotenen Kurse werden von Pflegepersonen besucht. Aktuell finden seit geraumer Zeit auf hoher politischer Ebene Diskussionen um Ver&auml;nderungen und Verbesserungen in der interdisziplin&auml;ren Wundbehandlung statt. Mehr und mehr sprie&szlig;en von Pflegepersonen gef&uuml;hrte Wundpraxen aus dem Boden, wof&uuml;r es zwar einen sehr gro&szlig;en Bedarf gibt, aber die rechtlichen Rahmenbedingungen dazu sind sehr veraltet.<br /> <br /> Was die H&auml;ufigkeit des Dekubitus betrifft, so liegt &Ouml;sterreich mit einer Inzidenz von ca. 5&ndash;8 % im Krankenhausbereich und ca. 6&ndash;12 % je nach Quelle im internationalen Vergleich sehr gut. Im Ausland liegen die Raten, wenn auch ein direkter Vergleich bei sehr mangelhafter Datenlage nur schwer m&ouml;glich ist, wesentlich h&ouml;her. Diese guten Ergebnisse sind nicht zuletzt Resultat der Anstrengungen von engagierten &Auml;rzten und Pflegepersonen, die in den letzten 15 Jahren Vereine wie die AWA (&Ouml;sterreichische Gesellschaft f&uuml;r Wundbehandlung) und die APUPA (&Ouml;sterreichische Gesellschaft f&uuml;r Dekubitusprophylaxe) bzw. Wundvereine in fast allen Bundesl&auml;ndern aufgebaut haben.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Derma_1501_Weblinks_Seite22.jpg" alt="" width="295" height="266" /></p> <p>In den letzten Jahren gab es ein vielf&auml;ltiges Angebot an Weiterbildung zum Thema Wundmanagement bis hin zu Lehrg&auml;ngen auf universit&auml;rer Ebene. Die Krankenhaustr&auml;ger haben ebenfalls erkannt, dass eine Prophylaxe mit ca. 10 % der Therapiekosten wesentlich billiger als eine Behandlung ist.<br /> <br /> So gut es im Wesentlichen im station&auml;ren Bereich funktioniert, so gro&szlig; ist der Nachholbedarf au&szlig;erhalb der Krankenh&auml;user. Die Betreuung von Patienten im h&auml;uslichen Bereich ist noch immer mit sehr gro&szlig;en Hindernissen und M&uuml;hseligkeiten verbunden. Die in den letzten 10 Jahren in gro&szlig;em Stil eingef&uuml;hrten 24-Std.-Betreuungsdienste haben die Lage noch zus&auml;tzlich versch&auml;rft. Es herrscht mitunter echter Kompetenzmangel. Weiters gibt es eine v&ouml;llig unzureichende Tarifabgeltung der niedergelassenen &Auml;rzte in Bezug auf Wundbehandlungen. Die 22 verschiedenen Krankenversicherungen haben 22 verschiedene Vorgangsweisen in 9 Bundesl&auml;ndern zur Bewilligung von Heilbehelfen und Medizinprodukten. Aber hier ist &ndash; wie wir wissen &ndash; keine &Auml;nderung in Sicht. Es ist noch ein langer Weg zu gehen und politisch noch viel zu tun.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Pressekonferenz zur Fachtagung Wundmanagement am 11. November 2014, Wien </p>
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