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Atopische Dermatitis und Ichthyosen

<p class="article-intro">Sowohl Ichthyosen als auch die atopische Dermatitis sind durch eine defekte Hautbarriere charakterisiert. Das Stratum corneum mit den zwei Kompartimenten, den Korneozyten und der lipidreichen Extrazellulärmatrix, stellt dabei die wichtigste Barriere der Haut dar. Ichthyosen werden durch Mutationen in Genen, die entweder am Aufbau der Korneozyten oder im Lipidmetabolismus eine wichtige Rolle spielen, verursacht.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Ichthyosis vulgaris</h2> <p>Die Ichthyosis vulgaris ist unter den Ichthyosen die h&auml;ufigste Form und wird durch Funktionsverlust(&bdquo;loss of function&ldquo;)-Mutationen im Filaggrin-Gen hervorgerufen. Auch bei atopischer Dermatitis (AD) finden sich in ca. 25 % der F&auml;lle Mutationen im Filaggrin-Gen. Filaggrin hat eine Schl&uuml;sselrolle in der epidermalen Differenzierung und bei der Aufrechterhaltung der Hautbarriere. Es wird aus dem Vorl&auml;ufer-Phosphoprotein Profilaggrin gebildet, aggregiert im Stratum granulosum die Keratinfilamente und zerf&auml;llt schlie&szlig;lich im Stratum corneum in osmotisch aktive Aminos&auml;uren, die durch Wasserbindung f&uuml;r die nat&uuml;rliche Hautfeuchte (&bdquo;natural moisturizing factor&ldquo;) verantwortlich sind. Mutationen f&uuml;hren demnach zu einer extrazellul&auml;ren Permeabilit&auml;tsst&ouml;rung, die mit einem erh&ouml;hten transepidermalen Wasserverlust einhergeht.<sup>1</sup> Wichtig in diesem Kontext ist auch zu erw&auml;hnen, dass Filaggrin-Mutationstr&auml;ger ein deutlich erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r die Entwicklung von allergischen Erkrankungen aufweisen, wie von Irvine et al<sup>2</sup> gezeigt werden konnte.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Derma_1501_Weblinks_Seite16.jpg" alt="" width="305" height="283" /></p> <h2>Seltene Ichthyose-Formen</h2> <p>Die autosomal rezessiven angeborenen Ichthyosen (ARCI) stellen eine heterogene Gruppe von schweren nichtsyndromalen Ichthyosen dar. Bislang sind Mutationen in 9 verschiedenen Genen als Ursache f&uuml;r ARCI beschrieben, wobei Ver&auml;nderungen im Gen f&uuml;r Transglutaminase 1 (TGM1) am h&auml;ufigsten gefunden werden (Abb. 1). Der resultierende Mangel an Transglutaminase 1 f&uuml;hrt zu einer defekten Quervernetzung der &bdquo;cornified envelope proteins&ldquo;. Bei den betroffenen Kindern findet sich eine charakteristische grobe, br&auml;unliche Schuppung am K&ouml;rper, einschlie&szlig;lich des Gesichts. Ein Schnellnachweis gelingt mittels des SDS(Sodiumdodecylsulfat)-Tests: Im Gegensatz zu Gesunden lassen sich die &bdquo;cornified envelopes&ldquo; nicht oder nur stark zerst&ouml;rt nachweisen.<br /> Die seltene autosomal dominant vererbte epidermolytische Ichthyose beruht auf Mutationen in den Genen KRT1 und KRT10. Histologisch ist sie durch eine epidermolytische Hyperkeratose, elektronenmikroskopisch durch Sekretionsdefekte der &bdquo;lamellar bodies&ldquo; und abnormale extrazellul&auml;re Lipidmembranen gekennzeichnet. Eine der schwersten Formen ist die Harlequin-Ichthyose, die auf Mutationen im Lipidtransporter ABCA12 zur&uuml;ckzuf&uuml;hren ist. Die betroffenen Babys &uuml;berleben meist nur wenige Tage nach der Geburt.</p> <h2>Atopische Dermatitis</h2> <p>&bdquo;Im Rahmen der Patientenschulung werden AD-Patienten dar&uuml;ber aufgekl&auml;rt, dass in ihrer Haut die k&ouml;rpereigenen Fette vermindert sind und es daher wichtig ist, diese durch geeignete Externa wieder zuzuf&uuml;hren, um die Hautbarrierefunktion zu verbessern&ldquo;, erl&auml;uterte Dr. Robert Gruber, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Dermatologie und Venerologie, Medizinische Universit&auml;t Innsbruck, in seinen einleitenden Worten zu AD. Bei AD liegt eine reduzierte extrazellul&auml;re Lipidmatrix vor, die auf eine unterschiedliche Expression von Genen, die in den kutanen Lipidmetabolismus involviert sind, zur&uuml;ckzuf&uuml;hren ist. Die damit einhergehende verminderte Ratio zwischen Lipiden und Proteinen korreliert mit der Barrierest&ouml;rung. Die heutzutage anerkannte Erkl&auml;rung zur Pathogenese der AD ist das &bdquo;Outside-inside-back to outside&ldquo;-Modell: Das Vorliegen eines prim&auml;ren Barrieredefekts f&uuml;hrt zur Aktivierung des Immunsystems mit Entz&uuml;ndung der Haut, was wiederum die Barrieresch&auml;digung vorantreibt. Eine Unterbrechung dieses Teufelskreises kann einerseits durch physiologische Barrierelipid-Cremen, andererseits durch Immunsupprimierung mittels Kortison oder Calcineurininhibitoren erfolgen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Derma_1501_Weblinks_Seite17.jpg" alt="" width="918" height="374" /></p> <p>Die bei AD-Patienten bestehende Barrieredefizienz hat auch Auswirkungen auf die bakterielle Hautflora: In einer Analyse zum dermalen Mikrobiom von p&auml;diatrischen AD-Patienten konnten Kong et al<sup>3</sup> feststellen, dass sich die bakterielle Kolonisation in betr&auml;chtlichem Ausma&szlig; von jener der gesunden Kontrollen unterscheidet: Bei AD-Patienten war der Anteil von Staphylokokken-Spezies, insbesondere von S. aureus, w&auml;hrend der Krankheitssch&uuml;be signifikant h&ouml;her als zu Baseline und nach therapeutischer Intervention (Abb. 2). Dar&uuml;ber hinaus korreliert der Schweregrad bei AD mit der Menge an sezerniertem S.-aureus-&alpha;-H&auml;molysin. Interessanterweise konnten Studien bei AD eine verminderte Produktion von k&ouml;rpereigenen antimikrobiellen Peptiden (AMPs) zeigen, was Hautinfektionen beg&uuml;nstigt und die erh&ouml;hte Rate an bakteriellen Superinfektionen in diesem Patientenkollektiv erkl&auml;rt.<sup>4</sup> Abschlie&szlig;end sollte noch erw&auml;hnt werden, dass sowohl bei der Ichthyosis vulgaris als auch bei der AD eine verminderte Expression von &bdquo;tight junction proteins&ldquo; gefunden wurde, was wiederum mit Barrieredefekten bei diesen Hauterkrankungen assoziiert war.<sup>1, 4</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Vortrag „Defekte der Hautbarriere: atopische Dermatitis und Ichthyosen“ im Rahmen des Themenblocks „Hautbarrierefunktionsstörungen und Allergie(n)“ am 24. Oktober im Rahmen des 5. Kinder-Haut-Tages, 24.–25. Oktober 2014, Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Gruber R et al: Am J Pathol 2011; 178: 2252-2263 <br /><strong>2</strong> Irvine AD et al: N Engl J Med 2011; 365: 1315-1327 <br /><strong>3</strong> Kong HH et al: Genome Research 2012; 22: 850-859<br /> <strong>4</strong> Nakatsuji T, Gallo RL: J Invest Dermatol 2012; 132: 887-895</p> </div> </p>
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