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Gesundheit und Politik

Affenpocken: vorbeugende Schutzimpfung in Österreich ausgeweitet

Wien - Zuletzt sind in Österreich 217 Fälle von Affenpocken verzeichnet worden. Die Dunkelziffer dürfte um ein Mehrfaches darüber liegen, hatte zuletzt Christian Posch, Vorstand der Dermatologischen Abteilung in der Klinik Hietzing, in der „Presse“ vermutet. Dem trägt nun das Nationale Impfgremium (NIG) Rechnung. Künftig können einer aktualisierten Empfehlung zufolge neben dem Gesundheitspersonal auch „Personen mit individuellem Risikoverhalten“ auf eine vorbeugende Schutzimpfung zugreifen.

Grundsätzlich ist eine Impfung der allgemeinen Bevölkerung gegen Affenpocken (Monkeypox, MPX) nicht vorgesehen und wird weiter nicht empfohlen. Der Kreis derer, die geimpft werden sollen bzw. können, wird jedoch ausgeweitet. Bisher war dieser auf Personal in spezialisierten Laboren, die mit Orthopoxviren arbeiten, Kontaktpersonen, die engen körperlichen Kontakt zu bestätigten Fällen hatten, und Personen im Umfeld eines lokal gehäuften Auftretens beschränkt.

Nun kommt die prophylaktische Schutzimpfung gegen MPX für Gesundheitspersonal und Laborpersonal mit direktem Viruskontakt, vor allem aber für Personen über 18 Jahre mit multiplen Sexualkontakten in Betracht, wie das Gesundheitsministerium am Dienstag mitteilte. Dazu zählen insbesondere Männer, die häufig Sexualkontakt mit wechselnden Männern haben – laut WHO eine von MPX besonders stark betroffene Gruppe.

Zu wenig Impfstoff

Möglich wurde die jüngste Änderung, nachdem die EU-Arzneimittelbehörde EMA am vergangenen Freitag eine Empfehlung für den effizienteren Einsatz des Affenpocken-Impfstoffes veröffentlicht hatte. Demnach reicht für eine präventive Anwendung ein Fünftel der herkömmlichen Dosis, wenn das Präparat nicht subkutan – unter die Haut – gespritzt wird, sondern intradermal, also in die Haut. Dieses Vorgehen kommt Österreich entgegen, das nicht unbedingt mit Impfstoff gegen die Affenpocken gesegnet ist.

Denn während Deutschland 250.000 Impfdosen bestellt hat und in Frankreich bereits 180 MPX-Impfzentren betrieben werden, hat Österreich bisher gerade einmal 4340 Dosen des Vakzins von Imvanex/Jynneos erhalten, die nach einem Schlüssel auf die Bundesländer aufgeteilt wurden. Von einer ersten Tranche hatte Wien als 1,9-Millionen-Stadt ganze 500 Dosen erhalten, wobei zunächst davon ausgegangen wurde, dass für eine umfängliche Schutzwirkung zwei Dosen verabreicht werden müssen. Da der Erlass des Gesundheitsministeriums zwingend umzusetzen war, wurden in der Bundeshauptstadt entsprechend den Vorgaben bisher nur sieben spezielle Labormitarbeiter und 65 Kontaktpersonen geimpft, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Die Mitarbeiter*innen einer auf Infektionskrankheiten spezialisierten Arztpraxis, in der 103 MPX-Fälle behandelt wurden, konnten sich nicht impfen lassen. Die Stadt Wien geht davon aus, dass man mit dem vorhandenen Impfstoff nicht auskommen wird, um die nunmehrige NIG-Empfehlung umsetzen zu können. (APA/red)

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