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Gesundheit und Forschung

Gelenksrheuma: Rasante Entwicklung bei Therapien

Berlin - Bei chronischer Polyarthritis kann völlige Beschwerdefreiheit als Ziel einer Behandlung nicht nur angestrebt, sondern auch wirklich erreicht werden. Zu verdanken ist das der mittlerweile breiten Palette gezielt wirksamer Medikamente, hieß es beim jüngsten Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, der am Wochenende zu Ende gegangen ist.

Ein wichtiger Wendepunkt in der Rheumatherapie war die Einführung der sogenannten Biologika vor rund 20 Jahren. „Diese Substanzgruppe hat aufgrund ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit die Behandlung der rheumatischen Gelenkentzündungen revolutioniert“, resümierte Andreas Krause, Präsident der deutschen Fachgesellschaft der Rheumatologen (DGRh). Bei den Biologika handelt es sich vor allem um monoklonale Antikörper, die beispielsweise die bei Gelenksrheuma (chronische Polyarthritis, rheumatoide Arthritis) stark entzündungsfördernden Botenstoffe Interleukin-alpha oder Interleukin-6 hemmen.

In den vergangenen Jahren ist mit den sogenannten Januskinase-Inhibitoren (JAKi) noch eine weitere Substanzgruppe hinzugekommen, die bei vergleichbarer Wirksamkeit deutlich einfacher anzuwenden ist. Im Gegensatz zu den Biologika, die gespritzt werden müssen, können JAKi als Tabletten eingenommen werden. Sie blockieren Januskinase-Enzyme, welche bei entzündlichen Erkrankungen eine wichtige immunologische Signalwirkung haben.
„Mithilfe dieser vielfältigen Therapieoptionen können immer mehr Rheuma-Betroffene das Ziel der Remission, also der vollständigen Beschwerdefreiheit, erreichen“, so Krause. Zu den rheumatischen Erkrankungen, die sich besonders an den Gelenken bemerkbar machen, zählt neben der bekannten rheumatoiden Arthritis (RA), dem klassischen Gelenksrheuma, auch die weit weniger bekannte, jedoch ebenfalls sehr belastende Psoriasisarthritis, die in Verbindung mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) auftreten kann. Auch für sie stehen die antirheumatisch wirksamen innovativen Medikamente zur Verfügung.

Lockerung bei der Therapie?

„Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten für die Psoriasis und die Psoriasisarthritis haben sich in den letzten Jahren so stark verbessert wie für keine andere rheumatische Erkrankung“, sagt Krause. Mit den bereits länger etablierten TNF-alpha-Inhibitoren sowie den erst in den vergangenen Jahren zugelassenen IL-17- und IL-23-Antagonisten stünden mittlerweile drei Biologikagruppen zur Verfügung, die je nach Beschwerdebild differenziert eingesetzt werden könnten. In Studien erwiesen sich die beiden neueren Substanzgruppen als besonders effektiv bei der Behandlung der Psoriasis-typischen Hautveränderungen.

Weil bei entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen immer häufiger eine lang anhaltende Beschwerdefreiheit erreicht wird, stellen sich neue Fragen in der Therapie. „Sowohl bei Patienten als auch bei den behandelnden Rheumatologen kommt die Frage nach einer möglichen Lockerung der Therapie auf“, so Krause. In Studien habe sich mittlerweile gezeigt, dass es bei vielen Patienten mit mindestens sechs Monaten anhaltender Remission möglich sei, die Medikamentendosis zu reduzieren. Bei einer Halbierung der Dosis blieben etwa zwei Drittel der Patienten beschwerdefrei. Ein komplettes Absetzen der Medikamente sei dagegen nicht zu empfehlen, betonte der Rheumatologe. (APA/red)

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