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Kontrastmittelnephropathie – viel Lärm um nichts?

<p class="article-intro">Primum nihil nocere – getreu diesem Grundsatz wurde in den letzten Jahrzehnten die intravenöse Gabe iodhaltiger Röntgenkontrastmittel bei Patienten mit Nierenerkrankungen sehr restriktiv gehandhabt und verschiedene Massnahmen zur Prophylaxe einer Kontrastmittelnephropathie wurden propagiert. Neuere Daten legen nun aber nahe, dass die Inzidenz der Kontrastmittelnephropathie deutlich überschätzt wurde und prophylaktische Massnahmen weitgehend nutzlos sind. Hat also die Angst vor einer Kontrastmittelnephropathie letztlich mehr geschadet als genützt?</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Neuere Daten legen nahe, dass die Nephrotoxizit&auml;t von iodhaltigen R&ouml;ntgenkontrastmitteln stark &uuml;bersch&auml;tzt wurde, ja, m&ouml;glicherweise gar inexistent ist.</li> <li>Bei ausgepr&auml;gter Niereninsuffizienz kann ein nephrotoxischer Effekt von Kontrastmitteln nicht sicher ausgeschlossen werden und alternative bildgebende Verfahren sollten in Betracht gezogen werden. Auf keinen Fall sollte aber aus Angst vor einer Kontrastmittelnephropathie auf eine klar indizierte Untersuchung verzichtet werden.</li> <li>Prophylaktische Massnahmen, wie N-Acetylcystein vor Kontrastmittelgabe, sind nutzlos. Eine intraven&ouml;se Hydrierung ist bei hypovol&auml;men Patienten mit Niereninsuffizienz vor Kontrastmittelgabe sinnvoll, eine Hydrierung ungeachtet des Volumenstatus sollte aber vermieden werden.</li> <li>Tritt nach der Kontrastmittelgabe i.v. oder i.a. eine akute Niereninsuffizienz auf, sollte unbedingt auch nach anderen Ursachen einer Nierensch&auml;digung gesucht werden.</li> </ul> </div> <p>Eine akute Nierensch&auml;digung nach intraven&ouml;ser Verabreichung von iodhaltigem R&ouml;ntgenkontrastmittel wurde erstmals 1954 im Rahmen einer intraven&ouml;sen Pyelografie beschrieben.<sup>1</sup> Die Kontrastmittelnephropathie hat in den darauffolgenden Jahrzehnten grosse Aufmerksamkeit erlangt und es sind seither &uuml;ber 3000 Publikationen zu diesem Thema erschienen. Die Kontrastmittelnephropathie wurde als dritth&auml;ufigste Ursache einer akuten Nierensch&auml;digung angenommen<sup>2</sup> und ihre Inzidenz nach Kontrastmittelgabe auf ca. 5 % bis 25 % (in einigen Studien auch bis 50 %) gesch&auml;tzt.<sup>3&ndash;5</sup> Die sehr variablen Angaben &uuml;ber die Inzidenz beruhen einerseits auf Unterschieden im untersuchten Patientenkollektiv, andererseits auch auf der uneinheitlichen Definition einer Kontrastmittelnephropathie. Eine g&auml;ngige Definition (nach der europ&auml;ischen Gesellschaft f&uuml;r urogenitale Radiologie, ESUR, 1999) definiert diese als einen Kreatinin-Anstieg um 44 &mu;mol/l oder 25 % innerhalb von 24&ndash;72 h nach Gabe von iodhaltigem R&ouml;ntgenkontrastmittel nach Ausschluss anderer Ursachen.<sup>6</sup> Es wurden sowohl patientenbezogene Risikofaktoren (vorbestehende Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Hypovol&auml;mie, NSAR-Einnahme, multiples Myelom) als auch prozedurbezogene Risikofaktoren (Kontrastmittelmenge, intraarterielle Kontrastmittelgabe, interventionelle Prozeduren sowie die alten hochosmolaren und ionischen Kontrastmittel) beschrieben.</p>
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