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Gesundheit und Politik

Schweiz: Rufe nach Erfassung von Long-Covid-Fällen

Bern - Bei steigenden Covid-19-Fallzahlen steigt auch die Gefahr von Langzeitschäden durch das Coronavirus. Experten haben deshalb in mehreren Zeitungsinterviews eine systematische Erfassung der Long-Covid-Fälle in der Schweiz gefordert.

«Es gibt keine zentrale Meldestelle, die alle Long-Covid-Fälle sammelt», kritisierte der Neurowissenschaftler Dominique de Quervain im Interview mit dem «SonntagsBlick». Solche Daten seien jedoch wichtig, um mehr über die gesundheitspolitische Bedeutung der Erkrankung zu erfahren, so de Quervain weiter. Im Register der Invalidenversicherung (IV) seien nur die schlimmsten Fälle registriert, also jene, in denen die Betroffenen nicht mehr arbeiten könnten. Somit bleibe der Grossteil der Fälle von Long Covid unerkannt.

Auch der Basler Infektiologe Manuel Battegay spricht sich für eine systematische Erfassung aus. «Ein Register wäre gut, aber noch besser wäre eine schweizweite Kohortenstudie», sagte er im Interview mit der «SonntagsZeitung». Eine solche Studie müsse in die Tiefe gehen und Beschwerden detailliert erfassen. Denn nach wie vor sei nicht bekannt, wie die Symptome von Long Covid mit der Schwere des Verlaufs korrelierten, so Battegay. «Und bei Omikron wissen wir noch weniger.» Wer in der Intensivstation behandelt worden sei, habe mehr Long-Covid-Symptome. Doch auch nach einem milden Verlauf könnten diese auftreten.

Nicht nur Belastung der Spitäler zählt

Für die Politik spiele beim Erlassen oder Aufheben von Massnahmen gegen das Coronavirus ausschliesslich die Belastung der Spitäler eine Rolle, kritisiert de Quervain. Dabei könne sich Long Covid als weiteres grosses gesundheitspolitisches Problem entpuppen.

Für einen Teil der Bevölkerung seien die Symptome sehr belastend. Mit der Omikron-Variante könnten in Zukunft viele Menschen von Langzeitfolgen einer Infektion betroffen sein, so die Einschätzung der Experten. Man wisse noch nicht, ob Omikron abgesehen von der Lunge auch für andere Organe – etwa das Gehirn – weniger schädlich sei.

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag 67.906 neue Coronavirus-Ansteckungen innerhalb von 72 Stunden gemeldet worden – das entspricht im Wochenabstand einem Plus von 6,7 Prozent. (sda/red)

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