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Gesundheit und Politik

Pandemie: «Kinder werden Belastungen meistern»

Basel/Bern - Auf den ersten Blick gibt der Befund wenig Grund zur Hoffnung: «Es steht heute fest, dass sich die psychische Gesundheit vieler Kinder und Jugendlicher seit Beginn der Pandemie verschlechtert hat. Die Belastungen haben im Verlauf zugenommen, ein Trend zur Normalisierung ist noch nicht erkennbar». So steht es im jüngsten wissenschaftlichen Update der Corona-Taskforce des Bundes. Einer der Autoren, zugleich Mitglied der Taskforce, ist Prof. Dr. Alain Di Gallo, Direktor an der Klinik für Kinder und Jugendliche, Universitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) Basel. Im Gespräch mit universimed.com skizziert der Experte, was es in den nächsten Wochen und Monaten braucht, damit Kindern und Jugendlichen vor allem eines erspart bleibt: Quarantäne und neuerliche Schulschliessungen.

Letztere müssten wenn irgendwie möglich verhindert werden, damit Buben und Mädchen wieder einen einigermassen normalen Tagesablauf und Schulalltag erleben können. Denn die Analyse der Probleme, mit denen die junge Generation kämpft, zeigt: «Das Virus selbst wird weniger als Bedrohung gesehen. Wovor die Jugendlichen die größte Angst haben, sind die soziale Isolation, die Einsamkeit und der Verlust von Freundschaften», fasst Di Gallo zusammen. Im Vergleich zu den Erwachsenen falle es Kindern und Jugendlichen viel schwerer, die vergangenen eineinhalb Jahre der Pandemie in ihr Leben einzuordnen.

Corona-Massnahmen: das kleinere Übel wählen

Ganz ohne Einschränkungen wird es freilich auch in nächster Zukunft nicht gehen, zumal das Virus vor allem in den jüngeren Bevölkerungsgruppen zirkuliere. Di Gallo: «Wir empfehlen konkret vier Maßnahmen: regelmäßig testen, Maske tragen, lüften und die Anwendung von CO²-Sensoren, um ein gutes Monitoring der Luftqualität in den Klassen zu gewährleisten». Diese Instrumente sollten noch konsequenter eingesetzt werden. Denn auch wenn sie im Einzelfall durchaus Auswirkungen auf den Alltag der Kinder haben, «so würden diese Nachteile durch die Vorteile einer möglichen Abwendung von Quarantäne oder Schulschliessung übertroffen», heisst es im Bericht der Corona-Taskforce.

Generell rechnet Di Gallo damit, dass rund zehn bis 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen durch die Begleitumstände und Einschränkungen der Pandemie – in der Schule wie auch in der Freizeit – längerfristig Unterstützung brauchen werden. «Nicht allen fällt es gleichermaßen leicht, wieder in den Alltag zurückzufinden. Es ist wichtig, dass wir das akzeptieren».

Keine «Generation Corona»

Trotz all dieser Widrigkeiten hält der Experte dennoch eine Botschaft für wesentlich: «Wir müssen Vertrauen in die Jungen haben. Die meisten werden diese Belastungen gut meistern und auch in ihre Entwicklung einbauen können. Sie werden gestärkt aus dieser Krise herausgehen. Ich finde es deshalb furchtbar, wenn immer wieder von einer Generation Corona gesprochen wird».

Weitere Infos: Originalpublikation


Autor:
Evelyn Holley-Spieß

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