Neues Werkzeug schafft Datensicherheit in medizinischer Forschung
Lausanne - Wissenschaftler aus Lausanne und den USA haben ein neues Analysewerkzeug vorgestellt, das den Spagat zwischen Datenschutz und größtmöglicher Genauigkeit von biomedizinischen Forschungsergebnissen schafft. In Schweizer Spitälern laufen bereits auf diesem Ansatz beruhende Pilotprojekte. Der FAMHE genannte Ansatz verschlüsselt sensible Patientendaten und analysiert diese, ohne sie auf einer zentralen Datenbank sammeln zu müssen.
Damit replizierten die Wissenschaftler der ETH Lausanne (EPFL) und des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) mit amerikanischen Kollegen zwei bereits veröffentlichte multizentrische Studien, die ursprünglich auf die Zentralisierung der Datensätze angewiesen waren. Es handelt sich dabei um eine Krebs-Studie sowie eine genomweite Assoziationsstudie aus der HIV-Forschung. Der Bericht ist im Fachblatt «Nature Communications» erschienen.
Präventiv, personalisiert, partizipativ und präzise
Die sogenannte P4-Medizin ist eine Behandlungsmethode, um Krankheiten zugeschnitten auf die jeweiligen Patienten zu therapieren. P4 steht für die vier Begriffe «präventiv», «personalisiert», «partizipativ» und «präzise». Um das volle Potenzial auszuschöpfen, müssen jedoch große Mengen medizinischer Daten zusammengeführt werden. In der Regel sind diese über viele Gesundheitseinrichtungen verstreut, und die Zentralisierung der Daten ist aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsbedenken oft nicht durchführbar.
Bereits vorhandene Ansätze bieten entweder nur einen begrenzten Schutz der Privatsphäre der Patienten oder sie opfern die Genauigkeit der Ergebnisse, indem sie den Daten Rauschen hinzufügen. FAMHE liefert den Forschenden zufolge hochpräzise Ergebnisse, ohne Zwischendaten preiszugeben. Dies sei ein wichtiger Schritt, um Datenschutzhürden in multizentrischen Forschungskooperationen zu überwinden.
Die Wissenschaftler befinden sich derzeit in Gesprächen mit Partnern aus Texas, den Niederlanden und Italien. In der Schweiz sei man bereits weiter: Es gebe laufende Pilotprojekte am CHUV, am Berner Inselspital, am Genfer Universitätsspital (HUG) und bald auch am Universitätsspital Zürich (USZ), heisst es. (ag/red)
Weitere Infos: Originalpublikation
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