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Gesundheit und Politik

Medizinstudium: der Weg zum Allgemeinmediziner …

Wien - Für dieses Studienjahr sind die Plätze voll: Gut 40 Medizinstudenten haben sich im Rahmen des Klinisch-Praktischen Jahres (KPJ) für das sogenannte Exzellenzprogramm Allgemeinmedizin entschieden – und erhalten damit Einblicke in die Arbeit des Hausarztes. Mit dem Ausbildungsprogramm, das in Wien in den vergangenen Jahren stetig nachgebessert worden ist, treffen die Initiatoren den Nerv bei der Gestaltung der Gesundheitsversorgung von morgen.

Seit 2018 ist das Exzellenzprogramm Allgemeinmedizin als Projekt der Wiener Landeszielsteuerung in Zusammenarbeit mit der MedUni Wien verankert. Für interessierte Studierende gibt es damit wesentliche Anreize, sich mit dem Beruf des Hausarztes schon frühzeitig auseinanderzusetzen: So gilt inzwischen die gleiche Aufwandsentschädigung von monatlich 650 Euro wie im Krankenhaus-KPJ. Zudem können Interessierte zu jedem KPJ-Einstiegstermin mitmachen. Apropos mitmachen: In Wien nehmen insgesamt „17 Hausärzte, Gruppenpraxen und Primärversorgungszentren als Ausbildungsstätten teil“, erklärt Kathryn Hoffmann, wissenschaftliche Koordinatorin des Projektes an der MedUni Wien gegenüber universimed.com. Dazu kommen – teils verpflichtende – Schnupperpraktika in diversen Gesundheitsorganisationen und -einrichtungen: darunter der Ärztefunkdienst, die Wiener Berufsrettung, die Psychosozialen Dienste, der Fonds Soziales Wien, das ÖGK-Gesundheitszentrum Mariahilf sowie die Sucht- und Drogenkoordination, die Mobile Hauskrankenpflege und das Gerontopsychiatrische Zentrum.

Einstieg in den Beruf des Hausarztes

Durch die verbesserten Rahmenbedingungen ist die durchschnittliche Auslastung bei dem Programm von 15 auf nunmehr 40 Teilnehmer gestiegen – erstmals sind damit alle verfügbaren Ausbildungsplätze belegt. Und die Rückmeldungen aus der jüngeren Vergangenheit sind in den allermeisten Fällen positiv, resümiert Hoffmann: „Wir evaluieren die Erfahrungen der Studierenden bestmöglich. Die Hälfte bis zwei Drittel zeigen sich nach dem Exzellenzprogramm motiviert, beim Beruf des Hausarztes zu bleiben.“

„Eine starke Allgemeinmedizin nützt den Wienerinnen und Wienern und entlastet Ambulanzen und Spitäler. Deshalb wollen wir die Medizinstudentinnen und -studenten für dieses zentrale Fach begeistern, und das geht nur durch Praxis“, ergänzt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Die Nachfrage zeige, dass man mit dem Angebot den richtigen Anreiz gesetzt habe.

Wer letztlich wirklich diesen Schritt wagt, ist dennoch ungewiss: Denn nach Abschluss des Studiums steht die Spezialisierung an – und die führt die Jungmediziner wiederum zurück ins Krankenhaus, wo viele dann doch ihren Berufseinstieg finden. Hoffmann dazu: „Um die Allgemeinmedizin nachhaltig zu stärken, wäre es notwendig, dass sie den Fachstatus erhält. Außerdem sollte nach Abschluss der Universität gleich zu Beginn der Fachausbildung dann auch die Lehrpraxis für Allgemeinmedizin implementiert werden.“


Autor:
Evelyn Holley-Spieß

Weitere Infos: Informationen zum Exzellenzprogramm

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