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Gesundheit und Politik

1000 Brustkrebsfälle verspätet oder nicht diagnostiziert

Wien/Innsbruck - Der Direktor der Uniklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Medizinischen Universität Innsbruck, Christian Marth, warnt vor den Folgen von nicht wahrgenommenen Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen.

Vor allem während der Lockdowns hätten sich viele Frauen und Männer nicht untersuchen lassen. Während des ersten Lockdowns seien 60 Prozent weniger Brustkrebs-Neudiagnosen erfolgt, so Marth. Im zweiten Lockdown gingen Frauen auch noch zögerlicher zur Vorsorge - um 30 bis 40 Prozent weniger sind der Empfehlung nachgekommen. „Wir gehen davon aus, dass in ganz Österreich bei rund 1000 Frauen Brustkrebs nicht oder deutlich verspätet diagnostiziert worden und inzwischen deutlich weiter fortgeschritten ist“, befürchtet Marth. Doppelt so viele Patientinnen würden nun erst dann kommen, wenn sie bereits Symptome haben. „Auch in Zeiten einer Pandemie darf man andere Krankheiten nicht vergessen", appelliert der Mediziner anlässlich des bevorstehenden Brustkrebs-Monats Oktober.

Vorsorge auch in Zeiten der Pandemie

Klaus Wicke, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Radiologie der Ärztekammer, schlägt in die gleiche Kerbe. Seit dem Jahr 2014 gibt es das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm (BKFP), aber nach wie vor würden es zu wenige Frauen in Anspruch nehmen: „Vorsorge ist wichtig, auch in Zeiten der Corona-Pandemie", warnte Wicke kürzlich bei einem gemeinsamen Pressetermin mit Alexandra Resch, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Senologie. So seien zu Beginn der Coronakrise die BKFP-Zahlen dramatisch zurückgegangen: um minus 56 Prozent im März und minus 86 Prozent im April 2020 in der Kernzielgruppe der 45- bis 69-Jährigen. Der nächste Lockdown im Herbst hatte auf die Teilnahme keine Auswirkungen mehr, es wurde aber auch nicht alles aufgeholt: Insgesamt war 2020 ein Rückgang von rund 41.000 Teilnehmerinnen zu verzeichnen (12,75 Prozent). Auch heuer sei man noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019, so Resch. (APA/red)

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