Spannende Resultate beim virtuellen SABCS
Autorin:
OÄ Dr. Christine Brunner
Department Gynäkologie und Geburtshilfe
Univ.-Klinik Innsbruck
E-Mail: c.brunner@tirol-kliniken.at
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Obwohl das San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2020 nur virtuell abgehalten werden konnte, registrierten sich über 6000 Teilnehmer. Alles in allem handelte es sich um eine überzeugende Online-Veranstaltung mit vielen interessanten Daten. Insbesondere die Themen duktales Carcinoma in situ (DCIS), genomische Tests und Schwangerschaft im Kontext eines Mammakarzinoms stachen heraus.
Keypoints
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Die IBIS-2-Studie konnte beim DCIS im 12-Jahres-Follow-up keinen Unterschied zwischen Tamoxifen und Anastrozol bezüglich der Rezidivraten zeigen.
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Aus den Ergebnissen der RxPonder-Studie lässt sich schließen, dass bei Patientinnen in der Postmenopause mit 1–3 positiven Lymphknoten und einem RS ≤25 auf eine Chemotherapie verzichtet werden kann.
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Gesamtüberleben und rezidivfreies Überleben nach einer Brustkrebserkrankung werden durch eine Schwangerschaft nicht negativ beeinflusst. Jedoch ist die Chance, schwanger zu werden, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung verringert.
Natürlich kann die rein virtuelle Veranstaltung mit den vergangenen Meetings nicht verglichen werden, da die persönlichen Treffen und Diskussionen im Anschluss der Veranstaltung fehlten. Wollte man die Sessions „live“ verfolgen, so konnte man dies aufgrund der Zeitverschiebung in nächtlichen Sitzungen tun. Positiv zu erwähnen ist, dass der Kongress sehr gut organisiert war und das Auditorium sehr engagiert Fragen stellte, vielleicht weil durch die virtuelle Abhaltung auch eine gewisse Anonymität gewährleistet war.
DCIS: kein Unterschied zwischen Tamoxifen und Anastrozol bezüglich Rezidivrate
Nach der Operation eines DCIS wird gemäß den internationalen Leitlinien eine Rezidivprophylaxe mit Tamoxifen 20mg für fünf Jahre empfohlen, um das Rezidivrisiko sowohl auf der ipsilateralen Seite als auch der kontralateralen Seite zu reduzieren.
In der IBIS-2-Studie,1 die beim SABCS von Dr. Sestak präsentiert wurde, wurde der adjuvante Nutzen von Anastrozol versus Tamoxifen beim DCIS in Bezug auf die Rezidivrate untersucht. In dieser placebokontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie wurden insgesamt 2980 Patientinnen mit Hormonrezeptor(HR)-positivem DCIS eingeschlossen. Nach abgeschlossener operativer Therapie erfolgte eine 1:1-Randomisierung zwischen Anastrozol 1mg/tgl. (n=1471) und Tamoxifen 20mg/tgl. (n=1509).
Die bereits publizierten 5-Jahres-Follow-up Daten zeigten keinen Unterschied in der Rezidivrate zwischen der Anastrozolgruppe (3%) und der Tamoxifengruppe (2,6%; HR: 0,84; 95% CI: 0,54–1,30; p=0,437).
Beim SABCS 2020 wurden nun die 12-Jahres-Follow-up Daten präsentiert. Im Gegensatz zur relativ ähnlich designten NSABP-35-Studie, die später doch einen Vorteil fürs Anastrozol zeigte, konnte die IBIS-2-Studie zwischen den beiden Substanzen keinen Unterschied hinsichtlich der Rezidivrate zeigen. Die Rezidivrate betrug im Anastrozol-Arm 8,5% vs. 9,7% im Tamoxifen-Arm (HR: 0,89; 95% CI: 0,69–1,16; p=0,401).
Wie zu erwarten gab es aber Unterschiede in Bezug auf Nebenwirkungen. In der Anastrozolgruppe traten signifikant mehr kardiovaskuläre Erkrankungen auf (HR: 3,10; 95% CI: 1,07–10,92; p=0,021) und es kam es zu deutlich mehr Frakturen (HR: 1,34; 95% CI: 1,06–1,70; p=0,013). Demgegenüber entwickelten Patientinnen, die Anatrozol erhielten, weniger häufig weitere gynäkologische Karzinome als die Tamoxifen-Gruppe, wie z.B. ein Endometriumkarzinom (HR: 0,17; 95% CI: 0,02–0,77; p=0,0086) oder ein Ovarialkarzinom (HR: 0,13; 95% CI: 0,03–0,96; p=0,022).
RxPonder: bei RS ≤25 Verzicht auf Chemotherapie bei postmenopausalen Patientinnen
Durch die Einführung des 21-Gen „Oncotype DX Recurrence Score“ (RS) konnte gezeigt werden, dass nodal-negative Patientinnen mit einem HR-positiven, HER2-negativenMammakarzinom mit einem niedrigen RS auf eine Chemotherapie verzichten können und bei ihnen eine alleinige adjuvante endokrine Therapie ausreicht.
Bereits vor drei Jahren wurden die Daten der TAILORx-Studie präsentiert. In diese Studie wurden insgesamt 6711 Patientinnen mit einem HR-positiven und nodal-negativen frühen Mammakarzinom mit mittlerem Risiko eingeschlossen und entweder mit einer adjuvanten Chemotherapie, gefolgt von einer endokrinen Therapie, oder einer alleinigen endokrinen Therapie behandelt.
Die Studienergebnisse zeigten, dass Patientinnen ≤50 Jahren und einem RS von 16–25 von einer Chemotherapie profitieren, wohingegen bei Patientinnen >50 Jahre und einem RS ≤25 eine alleinige endokrine Therapie ausreichend ist. Es war jedoch nicht klar, ob die Ergebnisse der TAILORx-Studie auch auf nodal-positive Patientinnen mit einem HR-positiven, HER2-negativen Mammakarzinom angewendet werden können.
Am vergangenen SABCS wurde die RxPonder-Studie (SWOG S1007) präsentiert, die die Frage untersuchte, ob Patientinnen mit HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom mit 1–3 positiven Lymphknoten und einem RS von 0–25 von einer Chemotherapie profitierten. Vom Design her ähnelte die RxPonder-Studie der TAILORx-Studie, nur wurden nun jene Patientinnen mit 1–3 befallenen Lymphknoten untersucht.
Bei dieser randomisierten Phase-III-Studie wurden insgesamt 5083 prä- und postmenopausale Patientinnen mit HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom und nodal-positiver Erkrankung (1–3 befallene Lymphknoten) von insgesamt 632 Zentren eingeschlossen.2
Patientinnen mit einem RS von 0–25 wurden 1:1 randomisiert zwischen rein endokriner Therapie (n=2506) und Chemotherapie gefolgt von endokriner Therapie (n=2547). Primärer Endpunkt dieser Studie war das Überleben frei von invasiver Erkrankung (iDFS). Die Studie war formal negativ, da sich bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5,1 Jahren kein Unterschied bezüglich iDFS zwischen den beiden Patientengruppen zeigte.
Bei der Subgruppenanalyse konnte jedoch ein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Menopausenstatus dargestellt werden. Insgesamt wurden 3350 postmenopausale Patientinnen und 1665 prämenopausale Patientinnen in die Studie eingeschlossen. Unabhängig vom RS und Nodalstatus profitierten postmenopausale Patientinnen nicht von einer Chemotherapie (HR: 0,97; 95% CI: 0,78–1,22; p=0,82).Prämenopausale Frauen mit einem RS 0–25 und 1–3 positiven Lymphknoten profitierten hingegen in allen Subgruppen von einer Chemotherapie, gefolgt von einer endokrinen Therapie (HR: 0,54; 95% CI: 0,38–0,76; p=0,0004).
Hinsichtlich dieser Ergebnisse lässt sich schließen, dass bei Patientinnen in der Postmenopause mit 1–3 positiven Lymphknoten und einem RS <25 auf eine Chemotherapie verzichtet werden kann. Prämenopausale Patientinnen mit einem RS ≤25 und befallenen Lymphknoten scheinen von einer Chemotherapie zu profitieren, allerdings ist noch unklar, welche Rolle der Effekt der iatrogenen Menopause bei den prämenopausalen Patientinnen spielt, der durch die Chemotherapie induziert wird.
Eine Nachbeoabachtungszeit von 15 Jahren ist geplant und die weiteren Daten werden voraussichtlich Erkenntnisse dazu bringen.
Schwangerschaft nach Brustkrebs
Zur Frage, ob eine Schwangerschaft nach einer Brustkrebserkrankung einen Nachteil für die Frau oder das Kind bringt, wurden in einer groß angelegten Metaanalyse3 Daten von 48513 Frauen nach Mammakarzinom untersucht und von Dr. Blondeaux in der „General Session“ präsentiert.
Folgende Endpunkte wurden analysiert: Chancen auf eine Schwangerschaft nach einer Brustkrebserkrankung sowie die Outcomes in Bezug auf Schwangerschaftskomplikationen, Entbindung und Kind wurden ausgewertet. Des Weiteren wurde die Frage untersucht, ob es einen Unterschied bezüglich des krankheitsfreien Überlebens oder Gesamtüberlebens bei jenen Frauen gibt, die nach einer Mammakarzinomerkrankung schwanger wurden, im Vergleich zu Frauen ohne Mammakarzinom.
Bei dieser Metaanalyse konnte gezeigt werden, dass Frauen, die an einem Mammakarzinom erkrankten, eine 60% geringere Wahrscheinlichkeit hatten, nach abgeschlossener Krebsbehandlung schwanger zu werden (HR: 0,40; 95% CI: 0,32–0,49; p<0,001). Patientinnen nach Mammakarzinom hatten außerdem ein höheres Risiko für eine Frühgeburt, eine Entbindung durch Sectio oder ein Kind mit geringem Geburtsgewicht.
Wichtigist jedoch, dass sowohl das rezidivfreie Überleben als auch das Gesamtüberleben nach Mammakarzinom durch eine Schwangerschaft nicht verschlechtert werden.
Die Ergebnisse der Metaanalyse bestätigen bereits publizierte Daten und die Tatsache, dass Frauen nach Mammakarzinom eine geringere Chance haben, schwanger zu werden. Dies soll uns animieren, Patientinnen bereits frühzeitig an ein Kinderwunschzentrum zu verweisen. Aufgrund der erhöhten Komplikationsrate während der Schwangerschaften sollten diese Frauen engmaschig, wenn möglich auch in einem Pränatalzentrum, kontrolliert werden.
Literatur:
1 Sestak I et al.: 12 year results of anastrozole versus tamoxifen for the prevention of breast cancer in postmenopausal women with locally excised ductal carcinoma in-situ. SABCS 2020; Abstr. #GS2-02 2 Kalinsky K et al.: First results from a phase III randomized clinical trial of standard adjuvant endocrine therapy (ET) +/- chemotherapy (CT) in patients (pts) with 1-3 positive nodes, hormone receptor-positive (HR+) and HER2-negative (HER2-) breast cancer (BC) with recurrence score (RS) < 25: SWOG S1007 (RxPonder). SABCS 2020; Abstr. #GS3-00 3 Blondeaux E et al.: Chances of pregnancy after breast cancer, reproductive and disease outcomes: A systematic review and meta-analysis. SABCS 2020; Abstr. #GS3-09
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