Kann neoadjuvante Therapie den Chirurgen ersetzen?
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Die Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren hat sich beim malignen Melanom als Game-Changer erwiesen und zu deutlicher Lebensverlängerung in der metastasierten Situation geführt. Aktuelle Daten weisen darauf hin, dass diese Medikamentengruppe auch in einem neoadjuvanten Setting grosse Bedeutung haben könnte.
Aktuell werden in mehreren Indikationen Checkpoint-Inhibitoren in der neoadjuvanten Therapie beforscht bzw. bereits eingesetzt. „Neoadjuvante Strategien haben bis jetzt beim Melanom keine Rolle gespielt. Der Grund dafür war einfach, dass wir keine wirksamen Therapien hatten“, sagt dazu Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller von der Medizin-Universität Wien. Diese Situation habe sich nun mit den Erfolgen der Checkpoint-Inhibitoren in der metastasierten und der adjuvanten Situation deutlich verändert.
Die Verfügbarkeit wirksamer Therapie hat nun die Diskussion ausgelöst, ob es nicht sinnvoll wäre, den Tumor mit seinem gesamten Mikroumfeld zu behandeln und dann gewissermassen nur noch die Reste zu entfernen, so Höller. Dabei bestünde sogar die Hoffnung, dass auf diesem Wege eine stärkere Immunantwort gegen den Tumor induziert werden könnte.
Studiendaten dazu, zumindest aus exploratorischen Studien, gibt es mittlerweile. Beispielsweise konnten mit dem kombinierten neoadjuvanten Einsatz der Checkpoint-Inhibitoren Ipilimumab und Nivolumab bei Stage-III-Melanomen hohe Ansprechraten erzielt werden. Alle neoadjuvant behandelten Patienten waren nach 2 Jahren frei von Rezidiven. Dies wurde allerdings mit erheblicher Toxizität der Kombinationstherapie erkauft. Dennoch konnten alle Patienten zum geplanten Zeitpunkt operiert werden.1 Erfahrungen mit neoadjuvanter Therapie konnten auch bereits mit zielgerichteten Therapien gegen BRAF/MEK gemacht werden. Ein Review deutet jedoch darauf hin, dass die Immuntherapien in diesem Setting die bessere Option sind. Als bester Prädiktor für den langfristigen Therapieerfolg erwies sich das komplette pathologische Ansprechen im Operationspräparat.2 Es gibt auch Hinweise, dass die neoadjuvante Strategie die tumorspezifische T-Zell-Antwort unterstützt. Die Toxizitätsprobleme wurden mittlerweile durch Dosisanpassungen gelöst.
Als Extremvariante wird sogar diskutiert, ob es bei manchen Patienten möglich sein könnte, vollständig auf die Operation zu verzichten. Studiendaten zeigen, dass anhand von Biomarkern Patientengruppen definiert werden können, in denen das rezidivfreie Überleben nach neoadjuvanter Immuntherapie so lang ist, dass man daran denken könnte, auf die OP zu verzichten.3 Allerdings müsse dies prospektiv untersucht werden, so Höller, ehe man in der Praxis so vorgehen könne. Die neoadjuvante Therapie werde den Chirurgen nicht ersetzen, doch werde der vermehrte Einsatz neoadjuvanter Therapien Einfluss darauf nehmen, wie die Chirurgie im klinischen Alltag eingesetzt werden wird.
Quelle:
Höller C: Can neoadjuvant therapy of melanoma replace a surgeon? EADV 2021, Vortrag D2T01.B
Literatur:
1 Blank CU et al.: Neoadjuvant versus adjuvant ipilimumab plus nivolumab in macroscopic stage III melanoma. Nat Med 2018; 24(11): 1655-61
2 Menzies AM et al.: Pathological response and survival with neoadjuvant therapy in melanoma: a pooled analysis from the International Neoadjuvant Melanoma Consortium (INMC). Nat Med 2021; 27(2): 301-9
3 Rozeman EA et al.: Survival and biomarker analyses from the OpACIN-neo and OpACIN neoadjuvant immunotherapy trials in stage III melanoma. Nat Med 2021; 27(2): 256-63
Das könnte Sie auch interessieren:
Nur eine von vielen Begleiterscheinungen
Warum er MRT-Veränderungen bei unspezifischen Rückenschmerzen wenig Bedeutung beimisst, erklärt Prof. Dr. med. Andreas Seekamp aus Kiel.
Modic Changes bei Rückenschmerzen
Obwohl die Erstbeschreibung fast 40 Jahre her ist, ist immer noch nicht klar, wodurch die MRT-Veränderungen entstehen und welchen Stellenwert sie für Diagnostik und Therapie haben.
Periphere Nervenscheidentumoren
Periphere Nervenscheidentumoren sind eine seltene, aber dennoch bedeutende Tumorentität, die das periphere Nervensystem betrifft. Sie können eine Vielzahl an Symptomen verursachen und ...